Night School 01 - Du darfst keinem trauen
verlassen, um sich zu Hause zu erholen. Wir wünschen ihnen dabei alles Gute. Wir hoffen, euch wohlbehalten zum Herbsttrimester wiederzusehen. Denjenigen, die bleiben, sei angekündigt, dass die Reparatur- und Instandsetzungsarbeiten wohl einen Monat in Anspruch nehmen und leider den schulischen Betrieb etwas stören werden. Das ist ärgerlich, aber leider nicht zu ändern. Der Rittersaal darf natürlich vorerst nicht betreten werden.«
Sie machte einen Schritt zurück. »Nachtruhe ist heute schon etwas früher. Wir möchten euch bitten, dass ihr um neun auf euren Zimmern seid und in den kommenden 48 Stunden das Gebäude nicht verlasst.«
Sowie Isabelle zu sprechen aufgehört hatte, scharten sich die Lehrer um sie, während die Schüler leise murmelnd Richtung Tür strömten.
Allie fuhr herum und sah Carter an. »Was war das denn …?«, flüsterte sie.
Schmallippig schüttelte er den Kopf.
Allie sah zu Isabelle und stand auf. »Ich muss rausfinden, wann wir Lisa besuchen können. Ich komm nach.«
Carter packte sie am Arm, seine Augen sprachen eine Warnung aus. »Allie …«
»Ich komm schon klar«, sagte sie und schüttelte seine Hand ab. »Ich verspreche, dass ich nicht verrücktspiele. Ich will nur wissen, was mit Lisa ist.«
»Wir sehen uns dann später«, sagte Carter und eilte Gabe und Lucas hinterher.
Allie stellte sich an den Rand der Lehrertraube und wartete auf eine Gesprächslücke. Die Lehrer waren offenkundig aufgewühlt, flüsterten aber so leise, dass sie nur gelegentlich einen Satz aufschnappen konnte.
»Zu gefährlich …«
»Schickt sie nach Hause!« (Vehement von Jerry vorgetragen, der aber sofort von den anderen niedergezischt wurde.)
»… mit Nathaniel zu tun.«
Schließlich bemerkte Eloise sie. »Können wir dir behilflich sein, Allie?«
Das Gespräch verstummte, und alle sahen sie an. Allie kreuzte die Beine, so nervös war sie.
»Ich wollte nur wissen, ob wir Lisa besuchen können.«
Isabelle trat aus der Gruppe heraus und legte den Arm um sie. »Es geht ihr gut, Allie. Sie ist wach, aber noch ein bisschen groggy. Ihr könnt sie morgen besuchen.«
Allie erwiderte herausfordernd Isabelles Blick. Aus der Nähe sah sie viel nervöser aus als aus der Ferne – sie hatte dunkle Ringe unter den Augen. Doch sie wich Allies Blick nicht aus.
»Kann ich sonst noch etwas für dich tun, Allie?«, fragte sie ruhig.
Allie war kurz versucht zu sagen: »Ja. Wieso tust du so, als hätte Ruth sich selber die Kehle durchgeschnitten, von einem Ohr zum anderen?«
Doch irgendetwas sagte ihr, dass das jetzt nicht der richtige Ort und Zeitpunkt war, um Isabelle so anzugehen.
»Nein … danke«, sagte sie stattdessen und eilte Richtung Tür. Sie hatte diese noch nicht erreicht, da setzte das Geflüster wieder ein.
Vor dem Speisesaal stand Jo, ganz alleine, und lehnte an der Wand. Sie sah nicht mehr so blass aus wie während des Essens, aber Allie gefiel nicht, wie sie immer wieder ihre Hände zu Fäusten ballte.
Ihre Stimmung schien sich kurz aufzuhellen, als Allie ihr die gute Nachricht in Sachen Lisa überbrachte, doch irgendwas stimmte immer noch nicht.
Während die zwei die Treppe zum Mädchentrakt hochstiegen, blickte Allie zur Seite und sah, dass Jo, den Tränen nahe, zu Boden starrte.
»Was ist denn mit dir?«, fragte sie. »Was ist los, Jo?«
»Ach, nichts, Allie.« Jo vermied es, ihr in die Augen zu sehen. Allie wusste, dass sie nicht die Wahrheit sagte. Aber sie dachte auch, dass es nichts bringen würde, weiterzubohren.
Als sie Jos Zimmer erreicht hatten, ging Allie mit ihr hinein, weil sie plötzlich Angst hatte, sie allein zu lassen. Irgendwas lief hier schrecklich schief. Jo setzte sich auf das Bett und strampelte sich auf ihre typische Art die Schuhe von den Füßen. Dabei rang sie die Hände.
Allie lehnte sich gegen den Schreibtisch und fragte ganz ruhig: »Jo, kann ich irgendwas für dich tun?«
»Ich muss mit Gabe sprechen«, sagte Jo – und variierte den Satz noch mehrmals. »Ich muss einfach … noch mal mit Gabe reden. Ich muss Gabe unbedingt sehen.«
»Aber wir haben uns doch gerade erst von Gabe verabschiedet.«
Jo schüttelte den Kopf. »Ich muss allein mit ihm reden. Sonst tick ich aus. Er wird schon wissen, was zu tun ist.«
Allie betrachtete prüfend ihr blasses Gesicht und traf blitzschnell eine Entscheidung. »Okay, ganz ruhig. Ich geh ihn suchen. Tu mir den Gefallen und ruh dich ein bisschen aus. Okay? Du bist völlig erledigt. Hast du heute
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