Night School 02 - Der den Zweifel saet
vorbeigerauscht. Doch nun blieben einige stehen und sahen in Erwartung einer Keilerei zu, und bald hatte sich eine Menschenmenge gebildet.
Katie schaute gelangweilt drein. »Du bist mehr als einmal gefragt worden, ob du zum Schuladel gehörst, und hast jedes Mal Nein gesagt. Mehr Schuladel als Lucinda Meldrum geht aber gar nicht, Schätzchen, und ich kann mir nicht vorstellen, du hättest das nicht gewusst. Die eigentliche Frage lautet daher:
Warum
hast du gelogen?«
Als Allie zögerte, lächelte Katie siegesgewiss. »Sag’s uns, Allie«, fuhr sie laut fort und deutete auf die glotzende Menge. »Wir verraten es auch nicht weiter. Wieso hast du uns deine Verwandtschaftsverhältnisse verheimlicht?«
»Weil’s euch einen feuchten Dreck angeht!«, schnappte Allie mit hochrotem Kopf zurück.
Katie verdrehte die Augen. »Das ist kaum eine Antwort. Außerdem geht es jetzt alle an.«
»Dank dir.«
»Ja«, lächelte Katie. »Gern geschehen.«
Allie sah ihr in die Augen und wusste, dass diese Auseinandersetzung zu nichts führte. Nie würde Katie ihre Quelle verraten – dafür genoss sie ihren Triumph einfach zu sehr.
Geschlagen wandte Allie sich ab, als Katie ihr zum Abschied hinterherrief: »Wieso läufst du nicht zu Sylvain und heulst dich bei ihm aus? Ach, warte« – sie schlug sich die Hand vor den Mund – »hätte ich Carter sagen sollen? Nein … Tut mir ehrlich leid … Wer von beiden ist denn diese Woche dran?«
Mit geballten Fäusten wirbelte Allie herum. Katie riss die Augen auf: »Ach, nee! Du willst mich doch nicht etwa hauen?« Sie lachte herablassend. »Werd endlich erwachsen, Allie. Du bist so peinlich.«
»
Allie
peinlich? Da hast du dich aber geschnitten!«, erklang da eine samtene Stimme und überraschte sie beide. Nicole trat neben Allie und blitzte Katie an. »Nein, du bist peinlich, Katie!«
Jemand kicherte. Katie warf einen nervösen Blick auf die glotzende Menge, hatte sich aber schnell wieder in der Gewalt. »Ach, du – wie lächerlich! Knutschst mit ihr rum, und was ist das jetzt? Hast du dich jetzt auch noch in sie verknallt?«
Nicole legte den Kopf schief, sodass ihr das glänzende Haar auf die Schulter fiel, und musterte Katie wie einen Wurm. »Ich glaub nicht, dass es hier darum geht, wen ich geküsst habe oder wen Allie geküsst hat, sondern darum, wen
du
gern küssen würdest. Und wer dich nicht küssen will.«
Von Katies Nacken breitete sich eine hässliche Röte über ihr Gesicht aus. Mit offenem Mund starrte sie die beiden an. Ihr rachsüchtiges Schandmaul schien sie im Stich gelassen zu haben.
Auch Allie brachte kein Wort heraus. Mit großen Augen wandte sie sich Nicole zu, die fröhlich lächelte, als plauderten sie nur übers Wetter. »Komm, Allie«, sagte sie und setzte sich in Bewegung. »Es gibt interessantere Leute, mit denen man sich unterhalten kann.«
»Äh … Danke, Nicole«, sagte Allie, während sie hinter ihr herstolperte. Nicoles Gang war leicht und behände – trotz ihrer geringen Körpergröße bewegte sie sich so schnell, dass sie Katie im Nu weit hinter sich gelassen hatten. »Ich hätte ihr fast eine reingehauen.«
»Ach, gern geschehen, Allie.« Sie lächelte wie ein Engel. »Ich verachte Katie Gilmore.«
Entschlossen bahnten sie sich einen Weg durch die Schülerscharen, dabei wusste Allie gar nicht, wohin sie gingen. »Hör zu«, sagte sie, »wegen gestern Abend …«
»Hat Spaß gemacht, was? Alle waren entsetzt.« Nicole kicherte. »Ihr Engländer seid wirklich leicht zu schockieren.«
»Was du da gesagt hast …« – Allie sah sie von der Seite an – »… wegen Sylvain. Seid ihr wirklich nicht zusammen?«
Nicole blieb stehen und wandte sich ihr zu, die vollen Lippen zu einem Lächeln verzogen.
»Sylvain und ich sind befreundet, seit wir sechs waren. Die Ferienhäuser unserer Eltern grenzen aneinander. Als Kinder haben wir zusammen im Meer gespielt und sind später dann zusammen in die Schule gegangen. Als wir älter wurden, haben wir« – sie machte eine vage Handbewegung – »es mal miteinander versucht, aber es hat nicht geklappt. Es hat sich echt komisch angefühlt, ihn zu küssen, weißt du?« Sie rümpfte die Nase. »Als hätte ich meinen Bruder geküsst. Seitdem sind wir beste Freunde.« Ihren dunklen Augen schien nichts zu entgehen. »Ich dachte mir, das wüsstest du vielleicht gern.«
Um sie herum redeten und lachten die Schüler, doch Allie bekam davon nichts mit.
»Du meinst … ich sollte …« Ihre Stimme brach ab.
Was
Weitere Kostenlose Bücher