Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Night School 02 - Der den Zweifel saet

Night School 02 - Der den Zweifel saet

Titel: Night School 02 - Der den Zweifel saet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Daugherty
Vom Netzwerk:
ihn eben nicht, weißt du. Ich hab ihn nicht mehr gefeiert, seit meine Eltern …«
    Allie schüttelte nur den Kopf, presste die Lippen zusammen und blickte starr auf ihre Fragenliste.
    Das fängt ja gut an.
    »Name der Eltern?«, sagte sie, ohne ihn anzusehen.
    »Mutter Sharon Georgina West. Vater …«
    Seine Stimme erstarb, und sie schaute auf. Carter starrte in die Ferne.
    Dann räusperte er sich. »Vater Arthur Jonathan West.«
    Sie konnte ihm nicht länger böse sein.
    »Du hast ja den gleichen Zweitnamen wie er«, sagte sie. »Wie nett. Da habt ihr ja immer noch etwas gemeinsam.«
    Er nickte.
    Sie hielt kurz inne und fuhr dann fort.
    »Name der Großeltern …«
    Sie arbeiteten die geforderte Liste der Namen, Geburtsdaten und -orte ab und gingen durch, wo all diese Personen vor langer Zeit einmal gearbeitet hatten – vor so langer Zeit, dass ihr das alles ganz unwirklich vorkam.
    Als sie damit fertig waren, fragte sie »Wie, ist keiner aus deiner Familie je hier zur Schule gegangen? Vor dir, meine ich?«
    Er schüttelte den Kopf.
    Sie waren jetzt an dem Punkt der Befragung angelangt, vor dem sie sich am meisten fürchtete. Sie hätte die Frage ja lieber ausgeklammert, doch Eloise hatte darauf bestanden.
    »Da führt kein Weg dran vorbei«, hatte sie gesagt. »Du musst einfach vergessen, dass ihr eine Beziehung habt, egal, wie leid er dir tut. Schreib einfach die Antwort auf, und geh zur nächsten Frage über.«
    »Aber er hat mir noch nie erzählt, was passiert ist«, hatte Allie, die sich plötzlich bedrückt fühlte, protestiert. »Er spricht nicht darüber. Ich fände es grausam, ihn dazu zu zwingen.«
    Doch Eloise hatte sich nicht erweichen lassen, und jetzt musste Allie diese Worte aussprechen, ob sie wollte oder nicht.
    »Ich …«, begann sie und stockte. Dann holte sie tief Luft und setzte von Neuem an: »Ich muss wissen, was mit deinen Eltern passiert ist und wie es dich hierherverschlagen hat.«
    Abrupt hob er den Kopf und blitzte sie aus dunklen Augen warnend an.
    »Ich weiß«, sagte sie hastig. »Und ich find’s beschissen, dass ich das fragen muss. Aber wenn nicht, werden sie uns das Ganze so lang wiederholen lassen, bis ich es tue. Es tut mir so leid, Carter. Vielleicht kannst du es mir ja im Schnelldurchlauf erzählen? Ich werd auch nicht nach Details fragen.«
    Er verstummte und schwieg so lange, dass sie fast schon erwartete, er werde einfach aufstehen und gehen. Seinem Gesicht war anzusehen, wie sehr er mit sich kämpfen musste.
    Schließlich gab er sich einen Ruck, als hätte er sich ins Unvermeidliche gefügt, fuhr sich mit den Fingern durchs Haar und begann, mit leiser Stimme zu sprechen. Er sah sie nicht an, sondern starrte an ihr vorbei in einen dunklen Winkel der Kapelle.
    »Mein Vater hat in einer Autofabrik gearbeitet, aber noch vor meiner Geburt machte die Fabrik zu, und er wurde arbeitslos. Er fand danach keinen anderen Job. Es gab einfach nicht viele Fabriken in der Gegend. In der Zeitung, glaube ich, stieß er dann auf eine Anzeige. Isabelle hat’s mir mal erzählt, aber ich kann mich nicht genau an alles erinnern … Meine Eltern lebten irgendwo hier in der Nähe, glaube ich. Vorher.«
    Allie hatte Mühe, seiner etwas wirren Erzählung zu folgen, aber sie sagte nichts. Sie rührte sich so wenig wie möglich und wagte kaum zu atmen. Notizen machte sie sich keine – sie wusste, dass sie sich an alles erinnern würde.
    »Jedenfalls«, fuhr Carter fort, »wurde er dann hier als Hausmeister eingestellt, der sich um Heizung und Elektrik kümmerte, also um alles, was man mit Schraubenzieher und Maulschlüssel reparieren konnte. Es muss ihm wie ein Geschenk des Himmels vorgekommen sein, dass er hier arbeiten durfte, weißt du?« Carter warf ihr einen kurzen Blick zu und starrte dann wieder in die Ferne. »Meine Mutter arbeitete in der Küche, kochte und putzte. Sie bekamen eine kostenlose Wohnung auf dem Gelände zugewiesen, sodass sie sogar etwas auf die hohe Kante legen konnten. Die Arbeit war vielleicht nicht besonders aufregend, aber für sie war es die perfekte Situation, denke ich mal.
    Als meine Mutter schwanger wurde, waren sie ganz aus dem Häuschen. Sie hatten noch keine Kinder und dachten wohl, sie könnten auch keine kriegen. Es war ein Riesending für sie, glaube ich. Nach meiner Geburt setzte meine Mutter eine Zeit lang mit der Arbeit aus, fing dann aber irgendwann wieder an.« Er unterbrach sich und dachte nach. »Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll, aber weil

Weitere Kostenlose Bücher