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Night School 02 - Der den Zweifel saet

Night School 02 - Der den Zweifel saet

Titel: Night School 02 - Der den Zweifel saet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Daugherty
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wir hier auf dem Gelände wohnten, wurde ich irgendwie von allen hier aufgezogen. Es gab sonst keine kleinen Kinder. Die Lehrer und die anderen Angestellten wechselten sich mit dem Babysitten ab. Ich war
die
Attraktion.«
    Allie hatte die Hände in den Schoß gelegt und beobachtete sein Gesicht. »Und ihr habt in diesem Häuschen gelebt, das wir damals nachts im Wald gesehen haben, das mit den Rosen?«
    Er sah überrascht auf, als könnte er sich gar nicht mehr an die Nacht erinnern, als sie an dem kleinen Steinhaus mit dem üppigen Blumengarten vorbeigelaufen waren. Dann nickte er. »Bob Ellison wohnt jetzt da.«
    »Ein schöner Ort zum Aufwachsen«, sagte sie.
    Er zuckte die Schultern, als wäre das eine alberne Bemerkung, doch in seinen Augen erkannte sie, dass er nicht so dachte.
    »Was glaubst du … Waren deine Eltern dort glücklich?«, fragte sie.
    Ein wehmütiges Lächeln glitt über sein Gesicht. »Ich glaub schon. In meiner Erinnerung waren wir glücklich. Mein Vater war geschickt mit den Händen, er konnte alles reparieren, weißt du? In Sachen Technik und Mechanik war er ein Genie. Jeder ist zu ihm gekommen, und Isabelle hat mir mal erzählt, dass ihm das wohl gefallen hat. Zu wissen, dass er gebraucht wurde. Und Mum …« Er unterbrach sich und rieb sich die Augen.
    Allie fühlte sich schrecklich. Sie wollte seine Hand nehmen, ihn umarmen, irgendwas tun. Doch sie blieb steif da sitzen, denn er hatte sich von ihr abgewandt. Sie wusste, dass er das jetzt nicht wollte. Also rührte sie sich nicht.
    Mit fester Stimme sprach er weiter: »Mum war irgendwie die Mutter der Kompanie. Sie schmierte Brote für die Kinder, wenn sie nach dem Unterricht Hunger hatten. Backte Scones für die Lehrerkonferenzen. Sie hat alle bemuttert.« Wieder verstummte er, dann schloss er: »Und deshalb glaub ich schon, dass sie glücklich waren.«
    Allie spürte, wie ihr die Tränen kamen. Sie rieb sich die Nase, als würde sie jucken.
    Muss das dann unbedingt sein?
    »Carter«, sagte sie ruhig, »was ist passiert?«
    Die Stille zwischen ihnen war wie eine Mauer. Sie konnte buchstäblich die kalten Kanten berühren. Sein Kiefer mahlte, die Hände hatte er in seinem Schoß verknotet.
    »Eines Tages«, fuhr er fort, als hätte sie nichts gesagt, »wurde mein Vater nach Portsmouth geschickt, um bei einem Lieferanten irgendwelche Teile abzuholen.« Seine Stimme war seltsam fest. »Das passierte häufig. Aber diesmal wollte meine Mum mitfahren, weißt du? Es war ein sonniger Sommertag. Sie dachte, wir könnten den Tag am Meer verbringen. Sie hat ein großes Picknick vorbereitet, mich auf den Rücksitz gepackt, und dann sind wir losgefahren. Bloß …«
    Er verstummte wieder, und Allie hielt den Atem an, bis er schließlich fortfuhr, den Blick auf einen unsichtbaren Punkt weit weg von ihr gerichtet.
    »Ein Laster hat die Kontrolle verloren, auf der Autobahn, offenbar ist der Fahrer eingeschlafen. Der Laster hat die Leitplanke durchbrochen und ist mit uns zusammengestoßen …« Carter streckte die Finger und ballte sie dann zu Fäusten. »Alle sagen, sie hätten nichts mitgekriegt. Es sei zu schnell gegangen.«
    Eine Träne rann über Allies Wange. Sie wischte sie weg und fragte: »Und was war mit dir? Bist du nicht verletzt worden?«
    »Blaue Flecke. Ein paar Kratzer.« Er klang fast wütend. »Nichts Ernstes.«
    »Das ist ja unglaublich.« Allie gestattete sich einen kurzen Augenblick der Freude darüber, dass er überlebt hatte. »Und was ist dann passiert? Ich meine … Du warst ja noch ein kleines Kind.«
    »Bob Ellison und meine Eltern waren eng befreundet, er war mein Patenonkel. Er kam ins Krankenhaus und nahm mich mit. Meine Eltern hatten beide keine nahen Verwandten, deshalb haben sie alles rasch organisiert, denke ich. Ich kann mich daran nicht erinnern.« Er zuckte die Achseln. »Wahrscheinlich wollte mich sonst niemand haben. Er zog in unser Häuschen, und ich lebte dort mit ihm, bis ich alt genug war, um in den Jungstrakt umzuziehen.«
    Ihre Blicke trafen sich. »Und jetzt bin ich hier.«
    Allie hätte ihn am liebsten in die Arme geschlossen und so fest gedrückt, dass all das Leid aus ihm herausgepresst würde, doch sie widerstand dem Drang und räusperte sich. »Das ist ja … alles ganz furchtbar, Carter«, sagte sie. »Ich kann nicht glauben, dass ich von alldem bisher nichts gewusst habe.«
    Tja, weißt du, ist ja nichts, womit man gern hausieren geht«, sagte er mit fratzenhaftem Grinsen und streckte die Hand aus, als

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