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Night School 03 - Denn Wahrheit musst du suchen

Night School 03 - Denn Wahrheit musst du suchen

Titel: Night School 03 - Denn Wahrheit musst du suchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Daugherty
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doch zu sehr an ihren eigenen Verlust. Denn es hatte einmal eine Zeit gegeben, da war sie ihrem Vater genauso nahe gewesen, und er hatte sich jedes Mal gefreut, sie zu sehen.
    Seit Wochen hatte sie nichts mehr von ihm gehört, deshalb überraschte es sie, wie weh der Gedanke ihr tat.
    Rachels Stimme holte sie zurück in die Gegenwart.
    »Wir wissen, dass du viel zu tun hast. Genau deshalb wollen wir ja auch mit dir reden.« Rachel löste sich aus der Umarmung ihres Vaters und stellte sich wieder zu den anderen. »Können wir irgendwohin gehen, wo wir ungestört sind?«
    Raj bedachte die Gruppe mit einem skeptischen Blick.
    »Ich hab eigentlich überhaupt keine Zeit …«, setzte er an.
    »Bitte, Dad!«, flehte Rachel. »Es ist wichtig.«
    Als Raj die Entschlossenheit in ihren Gesichtern sah, seufzte er resigniert.
    »Na gut«, sagte er. »Dann kommt mal mit.«
    Zügigen Schrittes führte Raj sie aus dem Aufenthaltsraum durch den leeren Lehrsaaltrakt in den Biologieraum, wo er Licht machte und wartete, bis sie alle da waren und an den Pulten Platz genommen hatten.
    Ein schwacher Duft von Formaldehyd lag in der Luft. Allie rümpfte die Nase und versuchte, durch den Mund zu atmen.
    Um diese Zeit wurden die Unterrichtsräume nicht mehr beheizt, und es war dermaßen kalt, dass Allies Armhärchen sich aufstellten. Sie vermied es, in die Ecke zu sehen, wo das Modell eines menschlichen Skeletts stand und sie anzugrinsen schien.
Als ob tot sein voll der Bringer wär
, dachte sie.
    Raj stellte sich vorne ans Lehrerpult und verschränkte die Arme vor dem Oberkörper. Im grellen Neonlicht sah man überdeutlich, wie blass er war. Allie konnte sich nicht erinnern, ihn je so müde gesehen zu haben. Er hatte tiefe, dunkle Ringe unter den Augen, und in den letzten paar Tagen hatten sich einige neue Falten in seine Stirn gegraben.
    »Also«, sagte er. »Worum geht es?«
    Keiner traute sich. Vielleicht erwarteten auch alle, dass Rachel den Anfang machen würde, weil es ja ihr Vater war. Doch Rachel hatte erkennbar keine Lust, als Wortführerin aufzutreten. Sie suchte Allies Blick und bedeutete ihr ungeduldig, sie möge etwas sagen.
    »Es geht um … Eloise«, begann Allie schließlich.
    Sie hatte den Namen der Bibliothekarin kaum ausgesprochen, da schüttelte Raj schon den Kopf. »Ihr wisst genau, dass ich darüber nicht sprechen kann …«
    »Wir wollen auch gar nicht, dass du uns was erzählst«, unterbrach ihn Carter. »Wir wollen dir erzählen, was
wir
wissen. Vielleicht änderst du deine Meinung dann.«
    Nach und nach klärten sie ihn über die wesentlichen Fakten und Ereignisse auf.
    Zum Schluss forderte Carter Rachel auf: »Zeig ihm, was wir bei Zelazny im Zimmer gefunden haben.«
    Rachel hob die Hand; wie ein Schmuckstück glitzernd baumelte der Schlüssel an ihrer Fingerspitze.
    Raj starrte sie ungläubig an, während Carter seelenruhig fortfuhr: »Er passt genau in das Schloss von Isabelles Bürotür.«
    »Ihr seid in Zelaznys Privaträume eingedrungen?!«, fragte Raj und sah sie an, als hätten sie alle komplett den Verstand verloren. »Wisst ihr, was für einen Ärger ihr euch damit einhandelt?«
    »
Irgendwas
mussten wir doch tun«, sagte Rachel zu ihrer Verteidigung. »Ihr seid ja einfach alle abgehauen und habt uns mit dem Schlamassel allein gelassen.«
    »Rachel!«, begann Raj in scharfem Ton, doch sie ließ ihn nicht ausreden; ihre Wangen waren ganz gerötet, so emotionsgeladen war sie.
    »Du hast doch gar keine Ahnung, was hier los war, Dad. Ihr habt alle da draußen im Wald gesessen und euch gegenseitig auf die Schultern geklopft, wie schlau ihr wart, dass ihr das alles rausgekriegt habt. Und habt nicht eine Sekunde gemerkt, dass ihr nur an der Nase herumgeführt werdet.« Sie wurde laut. »Ist euch eigentlich nie der Gedanke gekommen, dass das Ganze eine Spur zu einfach ist? Habt ihr euch nie überlegt, wem es nützt, wenn man die Sache dem Falschen in die Schuhe schiebt?« Sie hielt ihm den Schlüssel hin. »Probier’s aus, Dad. Er passt.«
    Eine Weile starrten Rachel und ihr Vater einander wütend an – seine Augen warnten sie, es nicht auf die Spitze zu treiben. Doch sie erwiderte unerschrocken seinen Blick.
    Schließlich war es Sylvain, der das angespannte Schweigen brach. »Zieh doch bitte wenigstens mal in Betracht, was wir dir gerade erzählt haben, Raj. Und denk dran: Du warst es, der uns beigebracht hat, solche Fragen zu stellen. Frag dich einfach mal, was auch wir uns gefragt haben: Wieso eigentlich

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