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NIGHT SHOW - Thriller (German Edition)

NIGHT SHOW - Thriller (German Edition)

Titel: NIGHT SHOW - Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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erstickt er ganz langsam. Da bleibt viel Zeit zum Nachdenken. Jede Menge Zeit. Ich wette, du denkst bereits nach. Nicht wahr, Jack?«
    Jack antwortete nicht.
    »Bist du wach da drinnen?« Tony klopfte erneut auf den Deckel. »Hey, bist du wach? Ich will nicht, dass du auch nur eine Sekunde von diesem Spektakel verpasst.«
    Kurze Stille trat ein.
    »Wenn du mich richtig nett bittest, lasse ich dich vielleicht heraus. Warum bettelst du nicht? Sag: ›Bitte, Meister des Schreckens, bitte lass mich raus. Ich bin viel zu jung zum Sterben.‹ Nein? Tja, noch irgendwelche letzten Worte für Dani? Ich sehe sie später noch. Ich richte ihr dann gerne etwas von dir aus.«
    Jack sehnte sich danach, seine Wut hinauszubrüllen, mit den Fäusten den Sargdeckel zu durchschlagen und Tonys Kehle zu packen. Aber er blieb stumm und rührte sich nicht.
    Tony sollte ruhig glauben, er sei bewusstlos.
    Der Dreckskerl weidete sich daran, Menschen Angst einzujagen. Er sollte denken, dass es ihm misslungen war, wenigstens dieses eine Mal.
    Der Sarg erzitterte, und das Fußteil wurde angehoben. Er schleifte über den Boden.
    Mit einer plötzlichen Erschütterung fiel er.
    Etwas landete mit einem leisen Pochen auf dem Holz über Jack. Er spürte, dass etwas auf seine Brust sickerte, und berührte es, rieb es zwischen den Fingern. Winzige Körner. Erde.
    Mehr und immer mehr. Jack griff zum Deckel. Seine zitternden Finger entdeckten eine penibel ins Holz gebohrte, kreisrunde Öffnung.
    Ein Luftloch.
    Eine Zeit lang zählte er, wie oft die Erde schwer auf den Sarg klatschte. Noch lange nachdem er damit aufgehört hatte, hielt er das Loch mit dem Finger verschlossen.
    Schließlich trat Stille ein. Eine schwere, drückende Stille. Sie war schwarz wie der Tod.

27
    Vor Tonys Apartmenthaus gab es keinen freien Stellplatz mehr, deshalb parkte er in zweiter Spur und polterte über die Treppe nach oben.
    In seinem Zimmer lehnte er die Schaufel gegen eine Wand. Er zog die Schuhe, die Socken und seine schmutzige Hose aus und stieg in die Badewanne. Kaum hatte er den Hahn aufgedreht, klatschte heißes Wasser auf seine Haut. Graue Rinnsale strömten seine Arme, seine Brust und seinen Bauch hinunter. Er ließ sich die Flüssigkeit ins Gesicht prasseln. Sie fühlte sich wie Feuer auf seinen Wunden an. Rasch seifte er sich ein und wusch sich ab, dann kletterte er aus der Wanne hinaus.
    Als er sich abtrocknete, spielte er kurz mit dem Gedanken, sich zu rasieren. Der zwei Tage alte Stoppelbart ließ ihn ungepflegt wirken. Allerdings hatte er keine Lust auf das Ziepen der stumpfen Klinge und entschied sich deshalb dagegen.
    Er träufelte sich etwas Rasierwasser auf die Hand, verteilte es auf den Wangen und am Hals und genoss den moschusartigen Duft. Vergnügt pfeifend tupfte er sich etwas davon auf seinen Schwanz, dann putzte er sich die Zähne.
    Danach holte Tony eine blaue Hose und ein Sporthemd aus dem Schrank und zog beides an. Auf Unterwäsche verzichtete er. Er schlüpfte in saubere Socken.
    Anschließend klopfte er notdürftig die lose Erde von seinen Schuhen ab. Er wünschte sich, dass er noch ein zweites Paar zum Wechseln für den besonderen Anlass besessen hätte.
    Schließlich eilte er wieder hinunter zu seinem Leichenwagen.
    Alles lief exakt wie geplant.
    Fast alles. Als er sich hinter das Lenkrad setzte, verspürte er abermals einen Anflug von Enttäuschung wegen der Sache mit Jack. Er musste den Trottel zu hart erwischt haben. Es wäre schön gewesen, ihn brabbeln, betteln und schreien zu hören, aber zumindest hatte er ihn aus dem Weg geräumt. Jack würde nicht auftauchen und ihm die Nacht mit Dani ruinieren. Diesmal nicht.
    Tony grinste, wobei seine Lippen beim Hochziehen der Mundwinkel schmerzten. Er leckte darüber, schmeckte Blut und lachte.

28
    Das plötzliche Schrillen der Türklingel jagte einen Schock durch Danis Körper. Ihr Kopf zuckte zurück und schlug gegen eine Schranktür. Sie rappelte sich stöhnend wieder auf.
    Dani war verwirrt. Sie hatte erwartet, dass Tony durch die Rückseite des Hauses einbrechen und nicht einfach an der Vordertür aufkreuzen würde, um wie ein gewöhnlicher Besucher zu klingeln.
    Vielleicht ist es Jack.
    Aber wo hatte er dann die ganze Zeit gesteckt?
    Es klingelte erneut.
    Nein, Jack würde rufen.
    Also war es doch Tony.
    Sie stand auf und ging um die Bar herum. Das Heft des Messers lag glitschig in ihrer Hand. Sie wischte es an ihrem Morgenmantel ab.
    Vor dem Eingang blieb sie stehen. Sie lehnte sich mit

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