Night World - Prinz des Schattenreichs - Night World - Black Dawn
heiserer Stimme. Für Maggie war kein Platz. Sie konnte nur aus dem Weg gehen und benommen zusehen, wie sie ihre Mutter hinübertrugen.
Während sie das taten, begann Sylvia zu murmeln. Maggie brauchte einen Moment, um sich auf die Worte konzentrieren zu können. »Es tut mir so leid. Es tut mir so leid. Ich wünschte, es gäbe etwas... ich sollte jetzt nach Hause gehen.«
»Sie bleiben hier«, sagte die Beamtin und schaute dabei zu Maggies Mutter hinüber. »Sie sind nicht in der Verfassung, irgendwohin zu gehen. Wenn Sie nicht darauf bestanden hätten, zuerst hierher zu kommen, wären Sie jetzt im Krankenhaus.«
»Ich brauche kein Krankenhaus. Ich bin nur so müde...«
Die Beamtin drehte sich um. »Warum setzen Sie sich nicht schon mal in den Wagen?«, fragte sie sanft.
Sylvia nickte. Sie wirkte zerbrechlich und traurig, während sie den Weg hinunter zum Streifenwagen ging. Es war ein wunderschöner Abgang, dachte Maggie. Man konnte praktisch hören, wie die Filmmusik anschwoll.
Aber Maggie war die Einzige, die Gelegenheit hatte, das zu würdigen. Sie war die Einzige, die beobachtete, wie Sylvia den Wagen erreichte... und innehielt.
Und sich dann abwandte und weiter die Straße hinunter ging.
Der Abspann läuft, dachte Maggie, jetzt werden Darsteller und Regisseur genannt.
Dann dachte sie, dass Sylvia wohl in ihre Wohnung ging.
Maggie stand wie erstarrt da, hin und hergerissen.
Sie wollte bleiben und ihrer Mutter helfen. Aber irgendetwas
in ihr war maßlos wütend und schrie ihr zu, Sylvia zu folgen.
Der Instinkt war immer Maggies starke Seite gewesen.
Sie zögerte einen Moment lang, und ihr Herz hämmerte so heftig, dass sie glaubte, es müsse ihr aus dem Mund springen. Dann zog sie den Kopf ein und ballte die Fäuste.
Es war eine Geste, die die Mädchen in ihrer Fußballmannschaft erkannt hätten. Sie bedeutete, dass Steely Neely eine Entscheidung getroffen hatte und gerade da hineingrätschen würde, wo klügere Leute sich zurückhielten. Welt, nimm dich in Acht; ich komme.
Maggie wirbelte herum und flitzte durch den Flur zurück in ihr Zimmer.
Sie schlug auf den Lichtschalter und schaute sich um, als hätte sie den Raum noch nie zuvor gesehen. Was brauchte sie - und warum war sie immer so unordentlich? Wie konnte sie hier nur irgendetwas finden ?
Sie trat gegen einen Haufen Badetücher, bis ihre Tennisschuhe auftauchten, dann stieß sie die Füße hinein. Sie hatte keine Zeit, ihr Pyjamaoberteil gegen einen Pullover einzutauschen. Sie riss eine blaue Jacke vom Boden hoch und schaute einen Moment lang direkt in ein Foto, das am Rahmen ihres Spiegels klebte.
Ein Bild von Miles, auf dem Gipfel des Mount Rainier. Er grinste und reckte den Daumen hoch. Die Mütze hatte er abgenommen, und sein kastanienbraunes Haar leuchtete in der Sonne wie rotes Gold. Er sah gut aus und ein wenig durchtrieben.
Mit schwarzem Filzstift hatte er auf den weißen Schnee geschrieben: »Für die tyrannischste, eigensinnigste, sturste, BESTE kleine Schwester auf der Welt. In Liebe, Miles.«
Ohne eine Ahnung zu haben, warum sie es tat, zog Maggie das Foto vom Spiegel. Sie stopfte es in ihre Jackentasche und lief wieder den Flur entlang.
Alle hatten sich jetzt um das Sofa versammelt. Selbst Jake mit seinem dicken Kopf war dabei. Maggie konnte ihre Mutter sehen, aber der Mangel an hektischer Aktivität sagte ihr, dass die Krise vorbei sein musste. Alle wirkten ruhig und beherrscht.
Es wird nur einige Minuten dauern. Es ist besser, wenn ich ihnen nichts sage, bevor ich mir nicht ganz sicher bin. Ich werde wahrscheinlich zurück sein, bevor sie überhaupt bemerken, dass ich fort war.
Mit dieser Fülle an Ausreden im Kopf schlüpfte sie zur Haustür hinaus, um Sylvia zu folgen.
KAPITEL DREI
Natürlich regnete es. Es war kein schreckliches Unwetter, nur ein stetiges Klatschen von Wassertropfen, das Maggie kaum bemerkte. Es klebte ihr das Haar an den Kopf, aber es übertönte auch das Geräusch ihrer Schritte.
Und die tiefhängenden Wolken versperrten den Blick auf den Mount Rainier. Bei klarem Wetter ragte der Berg wie ein weißer Racheengel über der Stadt auf.
Ich verfolge tatsächlich jemanden, ging es Maggie durch den Kopf. Sie konnte es kaum glauben, aber sie ging tatsächlich wie ein Spion durch ihre Straße, wich Autos aus und duckte sich hinter Rhododendronbüschen.
Und die ganze Zeit über behielt sie die schlanke Gestalt vor sich im Auge.
Das war es, was sie antrieb. Normalerweise wäre sie sich töricht
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