Nightschool. Du darfst keinem trauen
neu. Sie haben sich einen Spaß gemacht.«
Der Gedanke, dass eine Jungsbande sich einen Spaß auf ihre Kosten gemacht haben könnte, leuchtete ihr ein. Aber es kränkte sie auch, obwohl sie sich Mühe gab, das nicht zu zeigen. Schweigend gingen sie weiter. Doch eins überzeugte sie nicht an Carters Erklärung. Wie passte Jo dahinein? Die war doch auch dabei gewesen.
Schließlich kam sie zu dem Schluss, dass es nur zwei Möglichkeiten gab. Entweder handelte es sich bei dem Zwischenfall um einen ausgeklügelten Scherz, in den sowohl Gabe als auch Sylvain eingeweiht waren. Oder Carter log sie an.
Sie sah Carter kurz aus den Augenwinkeln an, doch er blickte starr geradeaus.
»Unsere Retter, Gabe und Sylvain«, fragte sie beiläufig, »waren die auch eingeweiht?«
Carters Miene verdüsterte sich. »Ach, eure Retter, ja? Wie heroisch.« Er sah sie an. »Was läuft da eigentlich zwischen dir und Sylvain? Du bist gerade mal ein paar Tage hier, und er meldet schon Ansprüche an, wie ich höre.«
Sie tappte bereitwillig in die Falle.
»Das ist ja lächerlich. Niemand meldet Ansprüche auf irgendwen an. Sylvain ist einfach nur nett zu mir gewesen. Ich finde ihn nett.«
»Sylvain und nett?«, sagte Carter höhnisch. »Das möchte ich doch stark bezweifeln.«
Sie warf ihm einen wütenden Blick zu. »Soll ich dir mal was sagen? Seit ich hier bin, hat Sylvain mich nett behandelt. Im Gegensatz zu so ziemlich allen anderen.«
Er packte ihren Arm und zwang sie, ihn anzusehen. »Sei einfach ein bisschen … vorsichtig, Allie. Hier sind die Dinge nicht so einfach wie da draußen.«
Er sah sie eindringlich an, und er wirkte aufrichtig. Trotzdem riss sie verärgert ihren Arm los. Bevor sie Carter die Meinung sagen konnte, hörte sie plötzlich Sylvains samtweiche Stimme.
»Ach, da bist du, Allie. Ich hab dich überall gesucht.«
Sylvain kam ihnen über den Weg entgegen. Carter warf Allie einen warnenden Blick zu, sie blitzte zurück.
»Carter. Natürlich. Hätte ich mir denken können, dass du heute Arrest hast. Hast du ja immer.« Sylvains Stimme klang unbeschwert und amüsiert, hatte aber einen ernsten Unterton.
»Und du nie, Sylvain«, sagte Carter verächtlich. Er drängelte sich an Sylvain vorbei und stapfte Richtung Schule davon.
Mit sorgenvollem Blick wandte Sylvain sich Allie zu. »Ist was passiert? Du siehst ganz durcheinander aus.«
»Ach, nichts«, sagte Allie, während Carter hinter einer Kurve verschwand. »Der Typ ist einfach ein Vollidiot, oder?«
»Besser hätte ich es nicht formulieren können«, sagte Sylvain lächelnd, und seine Augen wurden zu schmalen, katzenhaften Schlitzen. »Na, wie war der Arrest? Schlimm?«
»Gar nicht, hab nur eine Blase.« Sie hielt die rechte Hand hoch, wo sich innen am Ansatz des Ringfingers eine weiße Delle gebildet hatte.
»Das ist tragisch.« Er hob ihre Hand an die Lippen und küsste sie sanft. Allie erschauerte. Schon wieder Gänsehaut. »Hiermit beschließe ich, dass du nie wieder körperliche Arbeit verrichten sollst«, sagte er. »Das passt nicht zu dir. Du brauchst Diener, die dich füttern, während du in Seidengewänder gehüllt …«
Sie musste lachen, die Vorstellung war einfach zu absurd. »Genau, und sie dürfen mir Weintrauben schälen, während ich meine Diamanten zähle …«
»Lach nicht, es könnte wirklich wahr werden.« Er hielt noch immer ihre Hand und führte sie nun den Weg entlang. »Zu meinem großen Bedauern ist das hier aber nicht nur ein Höflichkeitsbesuch. Isabelle hat mich beauftragt, dich zu suchen. Sie möchte dich sehen.«
Allie spürte, wie sich ihre Bauchmuskeln zusammenkrampften. Dass die Internatsleiterin sie sehen wollte, überraschte sie nicht sonderlich, schließlich hatte sie sich in der kurzen Zeit hier schon den ersten Arrest eingehandelt. Dennoch wünschte sie sich, dass es zur Abwechslung mal keinen Ärger gab.
»Okay«, sagte sie. »Ich denke, das ist keine große Überraschung.«
Während sie weitergingen, sah sie ihn an. »Was gestern Abend betrifft …«
»Ach ja«, sagte er, »dieser brutale Angriff im Garten.«
Sein Tonfall war neckisch, doch Allie blieb ernst. »Wer war das? Ich hab Schritte gehört und irgendwas, das wie ein Hund klang oder so.«
»Die Schritte kamen wahrscheinlich von Gabe und mir«, meinte Sylvain. »Und was du für einen Hund gehalten hast, war vermutlich ein Fuchs.«
»Seit wann knurren Füchse?«, fragte Allie zweifelnd.
»Vielleicht war er gestresst, weil er in einem der Schuppen
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