Nightshifted
und warf meine Taschen hinein. »Ich
bin schon spät dran, ich muss jetzt â¦Â«
»Wo arbeitest du?«, wiederholte er, während ich mich
hinters Steuer setzte. Er hielt die Tür fest, bevor ich sie zuziehen konnte. In
seiner anderen Hand zitterte der BlumenstrauÃ.
»Sind Schwestern aus dem County etwa nicht gut genug
für dich?« Mit einem heftigen Ruck riss ich an der Fahrertür. Eine Sekunde lang
kämpfte er gegen den Zug an, doch dann lieà er los. Ich startete den Wagen und
blieb dann einen Moment lang einfach sitzen, während der Motor warmlief. Asher
musterte mich finster, dann ging er zu seinem Auto. Doch bevor er einstieg,
konnte ich sehen, wie er seine ach so teuren Blumen in den Schnee schmiss.
Kapitel 22
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Die gesamte Strecke bis
zur Arbeit grübelte ich darüber nach, wie ich die Sache mit Asher besser hätte
regeln können. Vielleicht hätte ich sie einfach nach der ersten Nacht beenden
sollen. Verdammt. Ich sollte es besser wissen und nicht zweimal auf dasselbe
Pferd steigen.
Frustriert stampfte ich durch die Krankenhausflure
und fuhr mit dem Aufzug zu Y4 runter. Die Wut auf Asher hatte mich immerhin davon
abgehalten, weiter über mein drohendes Vampirtribunal nachzudenken. Oder über
kinderfuÃgroÃe Abdrücke im Schnee, die vielleicht von einem kleinen, kindlichen
Vampir stammen konnten â oder auch nicht.
Es gab nur einen Weg, um das herauszufinden: Ich
musste mir etwas Blut besorgen.
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Die meisten Medikamente
sind farblos und werden in so geringen Mengen abgegeben, dass sie völlig in der
Kochsalzlösung aufgehen, mit der wir sie verabreichen. Wenn man sie jemandem
gibt, dann weià man, dass es hilft, aber es gibt keinen sichtbaren Effekt.
Nicht besonders befriedigend.
Aber Bluttransfusionen sehen ziemlich dramatisch aus.
Das ist der Saft des Lebens, der da in den Patienten läuft. Und dann gibt es
noch dieses Ritual, bevor man den Beutel aufhängt (es sei denn, man spendet es
einem Vampir im Rahmen einer Zeremonie, die einem Mittagsbüffet gleichkommt).
Normalerweise rezitiert man Beutelnummern und Blutgruppen wie bei einem kurzen,
wissenschaftlichen Vortrag. Wenn man da etwas falsch macht, könnte jemand
sterben. Immer wieder spannend. Sogar vor meiner Zeit auf Y4 habe ich diesen Vorgang
immer geliebt.
In dieser Nacht war ich damit an der Reihe, das
frische Blut aufzuhängen. Gina machte den Papierkram mit mir, wobei ihre
übliche Begeisterung ein wenig verhalten war.
»Bist du sicher, dass mit dir alles in Ordnung ist?«,
fragte sie mich nun schon zum vierten Mal.
»Vorerst schon.« Ich zog das Etikett von der
Blutkonserve, durch das sie identifiziert werden konnte, und reichte es ihr.
»Was soll ich denn zuhause machen?« Ich wusste genau, was ich zuhause machen
würde â kreuz und quer über den Parkplatz laufen und »Anna? Annnnnna!« brüllen,
als würde ich eine entlaufene Katze suchen. »Hier kann ich mich immerhin
nützlich machen.«
»Wenn du meinst«, erwiderte sie, während sie das
Transfusionsformular unterschrieb. Als unsere beiden Unterschriften drauf
waren, heftete ich es in die Krankenakte.
Während mein Patient fernsah und Wackelpudding aÃ,
beobachtete ich, wie das Blut in ihn hineintropfte. Als nur noch wenige Kubikzentimeter
übrig waren, stoppte ich die Transfusion und nahm den Beutel herunter.
Normalerweise lieà man das Blut laufen, bis die Konserve leer war, und spülte
dann mit Kochsalzlösung, damit der Patient auch noch den letzten Tropfen bekam.
Aber im Moment brauchte ich es etwas dringender als dieser Typ. Also verschloss
ich den Beutel mit Tape und versteckte ihn, als ich in die Pause ging, in
meiner Tasche.
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Auf der Heimfahrt
transportierte ich den Blutbeutel in meinem Mantel. Der Inhalt war immer gekühlt
gewesen, seit er seinen ursprünglichen Spender verlassen hatte, aber jetzt
bewirkte allein das Wissen, dass ich die Konserve bei mir hatte, dass dieser
sich glühend heià anfühlte. Seit ich Anna gerettet hatte, war ich praktisch
ständig beschäftigt gewesen â entweder in der Klinik, als Patient oder bei der
Arbeit, oder mit irgendeinem Kerl. Wenn ich nicht so scharf darauf gewesen
wäre, flachgelegt zu werden, hätte ich mein persönliches Rätsel vielleicht
schon gelöst. Andererseits hatte ja niemand wissen können, dass ich von den
Vampiren vor Gericht gestellt werden
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