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Nightshifted

Nightshifted

Titel: Nightshifted Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassie Alexander
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würde, oder? Man konnte schließlich nicht gar keinen Sex mehr haben,
insbesondere mit einem Mann wie Asher, bloß weil man sich über jede noch so
absurde Möglichkeit den Kopf zerbrach.
    Morgen würde ich auf Anna warten. Ich legte den
Blutbeutel in meinen Kühlschrank, direkt neben die abgelaufene Milch und die
fertig geschnittenen Truthahnscheiben.
    Jetzt durfte ich mich definitiv nicht mehr über Mr.
November empören.

Kapitel 23
    Â 
    Das schwierigste in
dieser Nacht war die Warterei. Na ja, noch schwieriger war es gewesen, an jenem
Morgen einzuschlafen. Nachdem ich dann aufgewacht und die Sonne untergegangen
war, hatte ich den Beutel mit den Blutresten nach draußen geworfen. Der zum
Teil geronnene Inhalt sah in dem von Reifenspuren durchzogenen Schnee aus wie
ein halb vergrabenes Herbstblatt.
    Und nun hieß es warten. Ich war gewöhnt, die ganze
Nacht aufzubleiben, aber normalerweise hatte ich dabei etwas zu tun und bewegte
mich in greller Beleuchtung. Minnie schlief, ihre leisen Atemgeräusche waren
eine Qual für mich.
    Ich hatte keine Ahnung, ob Anna frisches Blut wollen
würde, ob das Plastik irgendwie den Geschmack verdarb oder ob sie Angst vor
Infektionsrisiken hatte. Ich wusste nur, dass ich die ganze Nacht wach bleiben
und das Beste hoffen würde.
    Der Schnee fiel wie endloses Bildschirmflimmern bei
einem alten Fernseher. Während ich nach draußen starrte, verlor ich mich in dem
wirren Flackern, und mein Körper fiel in eine Art Winterschlaftrance. Der
Blutbeutel war schon längst nicht mehr zu sehen, genauso wenig wie die Umrisse
der Autos am anderen Ende des Parkplatzes. Dann, kurz vor Sonnenaufgang, als
ich gerade angefangen hatte, an meinem Verstand zu zweifeln, und glaubte, in
irgendeinem Tagtraum mit Dauerschleife festzuhängen, sah ich sie.
    Sie trug immer noch das verdreckte Unterhemd, in dem
ich sie zuletzt gesehen hatte, und bewegte sich eilig durch den fallenden
Schnee. Inzwischen war sie nicht mehr ganz so dehydriert, zwar immer noch dünn,
aber nicht mehr völlig ausgezehrt. Ihre krausen, blonden Haare waren so hell,
dass man sie im Schnee nur schwer erkennen konnte. Vorsichtig suchte sie sich
einen Weg über den ruhigen Parkplatz, grub den Blutbeutel aus und schnüffelte
daran. Dann packte sie ihn an den Kanten und riss ihn weit auf, um anschließend
an dem gefrorenen Blut zu lecken. Sie erinnerte mich an einen Waschbären, der
Müll aus dem Container eines Fast-Food-Restaurants fischt und ihn anschließend
nach Resten durchforstet. Dann drehte sie sich in meine Richtung. Ich
beobachtete sie weiterhin aus meinem dunklen Schlafzimmer heraus. Mit einer
schnellen Bewegung stopfte sie sich den Plastikbeutel in den Mund und stürmte
davon.
    Ich war mir bewusst, dass der Mond am Himmel – auch
wenn ich ihn durch die Wolken nicht sehen konnte – nicht einmal mehr halb voll
war.
    Â 
    In der nächsten Nacht
wurde mir schließlich der Gentleman in Zimmer fünf zugeteilt. Ich hörte mir den
Übergabebericht an und warf dann einen Blick in die Krankenakte.
    Er war ein … Zombie-Feuerwehrmann? Das war ja mal
schräg. Während meiner Zeit hier hatten wir erst zwei Zombies auf der Station
gehabt – Mr. Smith war der zweite davon, und dem ersten war ich nicht zugeteilt
worden.
    Aber heute Nacht hatte ich eine Mission, die über die
reinen Pflegepflichten hinausging. Ich musste mehr Blut beschaffen. Also ging
ich mit ein paar Schläuchen bewaffnet in das abgedunkelte Zimmer. Wenn ich mir
sein Blut jetzt holte, konnte ich es in der Pause in meine Handtasche packen.
Der Monitor war immer noch im Stand-by-Betrieb und warf einen sanften Schimmer
auf den Mann im Bett. Jetzt wusste ich, was an dem Geruch in diesem Zimmer
anders war: Es roch nach warmer Erde.
    Â»Hallo, Mr. Smith.«
    Er lächelte, was auch in dem schwachen Licht noch zu
erkennen war. »Willkommen zurück, Gespensterschwester.«
    Ich schnaubte. »Na ja, neurologisch gesehen fehlt
Ihnen nichts. Würde es Sie stören, wenn ich das Licht anmache?«
    Â»Tun Sie sich keinen Zwang an.«
    Meine Hand drückte den Schalter, und ich sah zum
ersten Mal einen echten, lebendigen – oder toten? – Zombie.
    Mr. Smith war groß, denn er füllte fast die gesamte
Länge des Bettes aus, und er hatte breite Schultern. Die Teile, die nicht von
der Decke oder dem Krankenhausnachthemd bedeckt waren – also Arme, Hals

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