Niki de Saint Phalle - Die Lebensgeschichte (optimiert für Tablet-Computer)
Wirklichkeit.«
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»Ich nehme Versatzstücke aus der Wirklichkeit â Fotos, Gegenstände  â und kombiniere sie zu Collagen.«
»Ich finde die tiefe, klare Ausdruckskraft afrikanischer Skulpturen spannend.«
»Ich die von Kindern. Sie trennen noch nicht zwischen dem, was sie sehen, und dem, was sie fühlen.«
»Hast du die Ausstellung gesehen, die Jean Dubuffet letztens organisiert hat? Da hat er nur Bilder von Kindern und Geisteskranken gezeigt. Beeindruckend war das.«
Studien in Paris
Niki wird daher nicht mehr wie jene angefeindet, bloà weil die Perspektive nicht stimmt, Gesichter unförmig und Menschen plump
wirken. Schnell wird für sie aber klar: Ihr persönlicher Weg zur Kunst führt nicht über die Akademie. Sie muss ihren eigenen Impulsen folgen. Der amerikanische Künstler Hugh Weiss will sie dabei unterstützen. Er lebt in Paris. Also gehtâs für Harry, Niki und Laura 1954 wieder ab in die Hauptstadt.
Wenn Niki gerade nicht malt, schaut sie sich alles an, was Paris an Kunst zu bieten hat: Jean Dubuffet natürlich. Und die Künstler namens WOLS und Jean Fautrier, die in Aquarell und Ãl ihr Unbewusstes auszudrücken versuchen â ungegenständlich, nur durch Farben. Dieser Stil nennt sich Abstrakter Expressionismus. Er ist zurzeit in den meisten Galerien zu finden. Den Louvre, das groÃe, berühmte Museum von Paris, erobert Niki sich gemeinsam mit Harry systematisch.
Niki selbst überlässt sich beim Malen ganz ihrer inneren Stimme. Organisch fügen sich ihre Kompositionen zusammen und ergeben auf wunderbare Weise am Ende einen Sinn. Alle paar Wochen klemmt sie ihre neuesten Werke unter den Arm und trabt damit zu Hugh.
Starke Eindrücke in Spanien
Am Ende dieses Sommers wollen Niki und Harry wieder aufs Land zurück. Sie mieten sich daher in Deià auf Mallorca ein Haus. Herrlich ist das für Laura, denn sie ist hier frei: Stundenlang durchstreift sie das Dorf, kommt manchmal selbst am Abend nicht heim. Sorgen braucht man sich nicht zu machen, denn jeder kennt hier jeden, und alle achten auf die Kinder. Kein Wunder, dass Niki gerade hier noch einmal schwanger wird. Vor der Geburt unternehmen Niki und Harry zusammen mit Laura noch eine Reise quer durch Spanien.
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Nie hätte ich gedacht, dass mich der Stierkampf so sehr fasziniert. Fesselndes Grauen! Ich fühle wie damals, als ich als Kind vor den Schlangen stand, während ich Teil des unerbittlichen Rituals auf Leben und Tod werde. In meinem Bauch strampelt mein Baby.
»Was für eine erbärmliche Welt!«, schreien mir Goyas Bilder entgegen. Wir sind in Madrid angekommen, und ich stehe in dem groÃen Museum hier, dem Prado. Goya malte eindringliche Szenen aus dem Krieg â unerträglich fast durch seinen schwarzen Humor.
Lange betrachte ich den dreiflügeligen Altar »Garten der Lüste« von Hieronymus Bosch mit den Monstern und Dämonen, die sich in der Hölle tummeln.
In Barcelona kommen wir wieder an die Küste â und vor allem in den herrlichen, bunten Parc Güell, den der Architekt Antoni Gaudà am Hang über der Stadt mit Grotten, Höhlen und Terrassen geschaffen hat. So etwas Bezauberndes und Geheimnisvolles habe ich noch nie zuvor gesehen. Nur dasitzen und genieÃen will ich hier. Weit übers Meer schauen und mich nicht sattsehen können an den Kacheln und den leuchtenden Mosaiken des Parks. Runde, weiche Linien überall, genauso, wie ich sie mag!
Laura hat sich hinter einer der Säulen bei der Grotte versteckt.
»Mama, fang mich doch!«
»Na warte, du, ich krieg dich schon!«
Von wegen! Schon ist sie wieder weg. Niki kann gar nicht mehr so schnell laufen, ihr Bauch ist schon so dick. Da nimmt Harry sie in seine Arme, und sie beginnt zu träumen, während sie ihren Blick schweifen lässt: »So einen Park will ich auch einmal bauen. Das ist wie das ERSCHAFFEN einer anderen, FRÃHLICHEREN Welt, es ist die GEBURT einer neuen Wirklichkeit!«
Dann spurtet Harry Laura hinterher.
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Zurück in Deià , träume ich meinen Traum von dem wunderbaren Park, den ich einmal bauen werde, und male inzwischen weiter Bilder. Doch die Mosaike lassen mich nicht mehr los. Ihr Charakter
muss sich doch irgendwie auch auf die Leinwand übertragen lassen! Und plötzlich wandern Steine, Knöpfe, Kaffeebohnen, Keramikscherben, Farbdosendeckel
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