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Niki de Saint Phalle - Die Lebensgeschichte (optimiert für Tablet-Computer)

Niki de Saint Phalle - Die Lebensgeschichte (optimiert für Tablet-Computer)

Titel: Niki de Saint Phalle - Die Lebensgeschichte (optimiert für Tablet-Computer) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Schuemann
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Ronsin. Niki freut sich: Sie bekommt das große, obere Zimmer direkt unterm Dach als Atelier. Dass es auch als Wohnzimmer genutzt wird, stört sie nicht. Und Harry kann sich unten ins kleine Zimmer zum Schreiben zurückziehen.
    Rückzug nach Lans
    Doch dann werden Niki und der kleine Philip schwer krank. Nach vielen harten Monaten ziehen sie erst einmal wieder aufs Land, nach Lans-en-Vercors in den Bergen. Ums Eck wohnt ein nettes Bauernehepaar, bei dem auch die Kinder gerne sind. Konzentriert gehen Niki und Harry dort nun wieder ihrer künstlerischen Arbeit nach.

    Zack!, zerschmeißt Niki Teller und Tassen, sammelt alte Puzzleteile, Knöpfe, Perlen und Steine. Mosaikartig arbeitet sie ihr Selbstporträt, setzt ihre Bilder nun aus Gegenständen zusammen: Ein Dosendeckel wird zur Sonne, Steine zum Muster eines Rocks.
    Â 
    Dann packt mich die Lust, die Dinge einfach so in den Gips hineinzudrücken, ohne dass sie etwas anderes bedeuten: Der Knopf steckt dort in dem Bild schlicht als Knopf, die halbe Tasse als halbe Tasse. Was das soll? Ich weiß es noch nicht. Aber es fasziniert mich, mit diesen Dingen zu spielen.
    Manche Gegenstände sind so groß und dick, dass aus dem Bild ein richtiges Relief entsteht. In aller Stille hat Niki für sich die Technik der Assemblage entwickelt.
    Aufbruch in der Pariser Künstlerszene
    Derweil brodelt in Paris die Szene. Wieder einmal machen junge Künstler sich daran, den Rahmen für das, was als Kunst gilt, zu erweitern.
    Noch ist Abstrakter Expressionismus der Stil der Zeit. Eine eigene Variante hat der New Yorker Jackson Pollock mit seinem »Action Painting« entwickelt: Mit einem dicken, satt mit Farbe getränkten Pinsel tropft er mit großen Bewegungen Farbkleckse auf riesige, liegende Leinwände. Seine Werke werden nächstes Jahr auf der »documenta II« in Kassel, der Ausstellung zeitgenössischer Kunst, gezeigt werden – genauso wie die von Joan Mitchell. Sie ist eine der wenigen Frauen der New Yorker Künstlerszene.
    Aber dann gibt’s da noch Marcel Duchamp, der einst ganz andere Ideen hatte. Er schuf 1913 das erste »Readymade«: Dafür nahm er einen Küchenhocker und steckte durch das Loch der Sitzfläche kopfüber eine Fahrradgabel mitsamt dem Vorderrad – fertig.
    Er ist heute, im Paris von 1958, nur unter wenigen Künstlern noch ein Begriff – zu gründlich haben die Nazis die explosive Kreativität
jener Zeiten abgewürgt. Doch gerade jetzt beginnt sich das zu ändern.
    Denn es rumort in den Pariser Ateliers. »Schluss mit dem ›emotionalen Gekleckse‹ des Abstrakten Expressionismus! Kunst soll sich einmischen ins Leben!«, fordern immer mehr Künstler hier. Und sie holen den »Alltag« in die »Kunst« hinein.
    François Dufrêne, Raymond Hains und Jacques Villeglé zum Beispiel lösen in den Straßen der Stadt zerrissene Plakate von den Wänden ab und erklären sie zur Kunst.
    Christo, der »Verpackungskünstler«, kommt 1958 nach Paris und beginnt, Ölfässer, Flaschen, Motorräder und vieles mehr einzuwickeln: ebenfalls Kunst!
    Yves Klein ist der Künstler unter ihnen, der tatsächlich noch malt – und zwar ausschließlich einfarbige Bilder. Bis er wenig später »immaterielle Bilder« verkauft, das ist – de facto – nichts. Aber Kunst!
    Im folgenden Jahr dann, 1959, wird Daniel Spoerri nach Paris ziehen und sein erstes »Fallenbild« erstellen: Einer Blitzidee folgend, fixiert er akribisch sein abgegessenes Frühstücksgeschirr – mitsamt den Speiseresten, gefülltem Aschenbecher, Eierschalen und Besteck – auf einem Brett. Das hängt er dann an die Wand und sagt dazu: »Das ist Kunst.«
    Niki in Lans – weitab vom Geschehen?
    In Paris kocht also die Kunstwelt neue, erstaunliche Rezepte und Niki auf dem Land in Lans weiterhin ihr eigenes privates Bilder-Süppchen? Nicht ganz. Auch sie kommt künstlerisch voran. Regelmäßig besucht sie mit Harry die Hauptstadt. Vieles erfährt sie dort durch Jean. Er berichtet ihr von der neuen Ausstellung im Musée d’Art Moderne. Zeitgenössische amerikanische Kunst wird gezeigt – das also, was die New Yorker Szene grad so an speziellen Süppchen kocht.

    Â»Die musst du dir ansehen!«, sagt Jean begeistert.
    Niki geht hin. Was sie dort dann sieht, trifft sie heftig.
    Die gewaltigen

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