Niki de Saint Phalle - Die Lebensgeschichte (optimiert für Tablet-Computer)
ein Nana-Brunnen mit lustig spritzenden Brüsten.
Aus der Schlossmauer wächst der Turm zu Babel empor, in den der »Zorn Gottes«, wiederum eine Skulptur von Jean, eingeschlagen hat.
Man kann j etzt noch weiter nach oben gehen zu den Liebenden, dem Stern und dem Propheten. Den Triumphwagen aber stellt Niki in den Bauch der Kaiserin. Unterhalb errichtet sie eine Kapelle mit der Figur der MäÃigung auf dem Dach.
Beendet man den Rundgang, findet man rechts ein vertrautes Bild: Hier steht eine junge Frau in Weià einem bedrohlichen Drachen
 â dem Sinnbild für das eigene Unbewusste â gegenüber. Monster und junge Bräute hat Niki schon sehr häufig dargestellt. Hier nimmt sie Bezug auf die Legende vom heiligen Georg, der die Jungfrau vor dem Drachen rettet, indem er ihn tötet. In Nikis Version aber braucht die Frau den Schutz des Ritters nicht, und der Drache wird auch nicht getötet. Wohl aber blickt die Jungfrau der »Gefahr« direkt ins Auge â und ist dadurch vor ihr geschützt.
Unterhalb des Rundwegs liegen, etwas versteckt, noch der Teufel, der Tod und die Erde.
Zusammen arbeiten
Um dieses groÃe Projekt umsetzen zu können, braucht Niki einen ganzen Mitarbeiterstab. Nikis engster Vertrauter und Assistent wird über zehn Jahre hinweg der Argentinier Ricardo Menon, den sie aus Paris kennt. Constantin und sie haben sich kurz nach Beginn der Bauarbeiten bereits in aller Freundschaft voneinander getrennt. Ricardo betreut Niki daher auch, wenn ihre rheumatische Arthritis sie neuerdings plagt. Dabei entzünden sich ihre Gelenke so stark, dass sie vor Schmerz die einfachsten Handgriffe nicht durchführen kann. Eine Liebesgeschichte beginnt aber nicht zwischen Ricardo und ihr, denn er ist schwul.
Jean zieht sich nach drei Jahren von der Arbeit hier zurück, um sich wieder seiner eigenen Kunst widmen zu können, und gibt seine Aufgaben weiter. Viele Mitarbeiter kommen aus Capalbio.
Recht bald wird Niki klar, dass ihre Skulpturen in leuchtenden Farben strahlen und glänzen sollen. Spiegel, farbiges Glas und bunte
Keramik müssen dafür her. Ugo Celletti wird Nikis Spezialist für die vielen Spiegelmosaike. Venera Finocchiaro aus Rom leitet die Keramikarbeiten. Und der junge Franzose Pierre Marie Lejeune reist landauf, landab, um herauszufinden, wo das beste farbige Glas zu haben ist. Sie alle tragen entscheidend dazu bei, dass der Garten mit seinen fantastischen Skulpturen in jener überwältigenden Pracht leuchtet, in der er seit 1998 zu besichtigen ist.
Was sonst noch so passiert
Der Garten nimmt Niki über zwanzig Jahre hinweg in Anspruch. Und doch ist er bei Weitem nicht das Einzige, was sie in jener Zeit künstlerisch macht. 1982 erhalten Jean und Niki den Auftrag, den Igor-Strawinsky-Platz beim neuen Pariser Kulturzentrum Centre Pompidou mit einem Brunnen zu verschönern. Dafür studieren sie das Werk des Komponisten Igor Strawinsky: das Thema des Brunnens. Heraus kommt ein Wasserbecken, in dem alsbald 16 Skulpturen von Niki und Jean nach Herzenslust sich bewegen und strahlen und aus einer Vielzahl von Wasserdüsen Millionen feiner Regenbogentröpfchen versprühen.
Der französische Präsident François Mitterrand ist von diesem Werk so begeistert, dass er dem Künstlerpaar 1988 einen ähnlichen Auftrag erteilt: Die kleine Stadt, in der er einst Bürgermeister war, hat auch so einen schönen Brunnen verdient.
Dazwischen halten Niki Ausstellungen und weitere Aufträge neben dem Tarot-Garten in Atem. Nur einen Moment gibt es, in dem sie alles links liegen lässt: Als Jean mit einer Herzattacke ins Krankenhaus eingeliefert wird und drei Operationen über sich ergehen lassen muss.
Nun ist es an ihr, an seinem Krankenbett zu sitzen und ihn anzuflehen: »Verlass mich nicht!« In einer kleinen russischen Kapelle betet sie für sein Leben und gelobt, im Tarot-Garten eine Kapelle zu errichten, wenn Jean nur überlebt.
Die Kapelle steht heute, Jean hat also überlebt. Sein Bild stellt Niki in ihrem Innern auf â gemeinsam mit Ricardos Foto, der 1989 an Aids stirbt. Wohl nicht umsonst krönt Niki das Dach der Kapelle mit der Figur der MäÃigung â in der Hoffnung, Jean möge in Zukunft etwas leiser treten.
Jean stirbt!
Aber Jean tritt nicht leiser, zügelt sein Tempo nicht. Im Gegenteil: Er hat ja noch so viel zu schaffen! Und gleichzeitig beginnt er eine weitere
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