Niklas Pettersson - Im Labyrinth der Finsternis (German Edition)
Kimama
sahen sich an: Was war das denn? Was war denn so komisch an ihnen, sie waren
zwar klein, aber war das ein Grund, sich über sie lustig zu machen? Sie sahen
an sich herunter, drehten sich um, und da entdeckten sie es: An ihren
verlängerten Rücken hing ein dünner Mäuseschwanz, der sich auch noch kringelte.
„Kimama schau wie wir aussehen“, rief Niklas, auch sie war fassungslos. Was
war geschehen? Es musste etwas schief gegangen sein, als sie ihren Zauberspruch
aufsagte, um sie klein wie Mäuse zu zaubern. Derweil hatte sich der Kobold
beruhigt, sah sie aber weiterhin interessiert an.
„Was seid ihr für komische Wesen?“, fragte er neugierig. „Klein wie
Mäuse, hi, hi, hi, mit diesen Ringelschwänzen, so etwas habe ich ja noch nie
gesehen“, schnaufte er, noch immer außer Atem. Niklas und Kimama senkten
beschämt die Köpfe. Was sollten sie nur machen, sie fühlten sich schrecklich.
„Wir waren nicht immer so klein“, verteidigte sich Niklas. „Das war ein
dummer Zauberstab, der uns so verändert hat.“ Dabei sah er Kimama verärgert an.
„Ich weiß“, erwiderte sie kleinlaut.
„Du hast einen Zauberstab? Lass mal sehen“, rief der Kobold interessiert,
Kimama schüttelte verlegen den Kopf:
„Nein, das geht nicht, ich habe ihn verloren.“
„Hm“, sagte der Kobold. „Vielleicht weiß ich einen Ausweg. Ihr seid nicht
weit weg vom Zauberwald. Ich kenne den Zauberer Migon sehr gut“, meinte er mit
wichtiger Stimme.
„Migon vom Zauberwald?“, fragten Niklas und Kimama wie aus einem Munde.
„Ja, den großen Zauberer Migon. Ihr wollt doch nicht ewig wie Mäuse
herumlaufen?“ Dabei fing er wieder an zu kichern. Sie sahen sich an und Niklas meinte:
„Vielleicht kann er uns wirklich helfen.“ Bei dem Gedanken an die
Spinnweben, die den Zauberwald umgaben und ihn schützen sollten, bekam er
allerdings eine Gänsehaut.
„Das hat keinen Zweck“, meinte Kimama, „ohne den Zauberstab können das
nur die weisen Feen vom Mondsee. Ich muss zu ihnen, nur sie können uns
erlösen.“
„Bah“, meinte der Kobold verächtlich, „die Feen, wenn ihr mit mir kommt,
würde es euch besser ergehen.“
„Warum sollten wir das tun?“, fragte Niklas. Unerwartet machte der Kobold
einen Schritt auf sie zu und wollte sie mit seinen krummen Fingern ergreifen.
Gerade rechtzeitig ergriff Kimama Niklas Arm und erhob sich mit ihm vom
Waldboden. Ihre dünnen Mäuseschwänze wirbelten dabei durch die Luft. Die Finger
des Kobolds griffen ins Leere, und er fluchte laut. Wütend stampfte er mit
seinen dicken Füßen auf.
„Verdammt“, schimpfte er. In sicherem Abstand landeten sie auf einer
Lichtung.
„Puh“, schnaufte Kimama, „ich glaube, du wirst immer schwerer.“
„Dabei habe ich lange nichts gegessen“, verteidigte sich Niklas. „Ich hab
so einen Hunger, ich könnte alles Mögliche verschlingen“, dabei sah er suchend
um sich, ob wohl irgendwo etwas Essbares zu finden wäre. Er strich sich dabei
über seinen Bauch, der schon wieder diese verdächtig knurrenden Laute von sich
gab. Kimama verdrehte die Augen.
„Vergiss nicht wie klein wir sind, da brauchst du nicht so viel zu essen.“
Beide froren entsetzlich, sie hatten ihre Jacken irgendwo in Sagremors Reich
liegen lassen. Da sie aber so klein geworden waren, hätten sie ihnen ohnehin
nicht mehr gepasst. Was würden bloß die weisen Feen sagen, und wie sollten sie
überhaupt je ihre normale Größe wieder bekommen, mal ganz abgesehen von ihren
Ringelschwänzen. Niklas legte einen Arm um Kimama, es tat ihm leid, dass sie so
unendlich traurig war, und er fühlte sich schuldbewusst. Glitzernde Tränen
tropften von ihren langen Wimpern und verwandelten sich in weiße Kristalle, die
sich in einer Wolke vereinigten. Ungläubig sahen sie dem Spektakel zu, was war
denn das? In der Wolke schwebte vor ihnen eine kleine, weißhaarige Frau, sie
musste schon sehr alt sein, denn ihr gutmütiges Gesicht war total runzelig. Sie
sagte mit zittriger Stimme:
„Ihr müsst keine Angst vor mir haben. Ich bin eine alte Fee, mein Name
ist Leandra, die weisen Feen vom Mondsee haben mich geschickt. Sie haben
gesehen, dass ihr in Schwierigkeiten seid, denn sie beobachten alles, was mit
dir geschieht, Kimama. Eigentlich bin ich im Ruhestand, ich bin zu alt für
derartige Aufregungen. Aber ich habe eine Ausnahme gemacht.“ Mit diesen Worten
nahm sie ihren Zauberstab, malte damit einen großen Kreis in die Luft und
murmelte etwas in sich hinein. Die weiße
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