Niklas Pettersson - Im Labyrinth der Finsternis (German Edition)
zitternder
Stimme:
„Wir suchen den Geisterwald und, und ...“
„So, so, ihr sucht den Geisterwald“, antwortete der Wicht etwas
freundlicher und schmunzelte, als er ihre Furcht bemerkte. „Kommt her, ihr
braucht keine Angst vor mir zu haben. Ich bin Migon, Herr des Zauberwaldes. Es
gibt hier keine Spinnen, ich mag sie auch nicht. Nur selten verirrt sich jemand
hierher, und wenn ich fremde Wesen sehe, wie zum Beispiel kleine Feen und Trolle“,
er zwinkerte freundlich mit seinen grauen Augen. „Dann zaubere ich die
Spinnweben herbei und schütze so meinen Wald.“ Er hob seine knochigen Hände und
legte sie Kimama und Niklas auf die Stirn. Sofort waren die Spinnweben verschwunden.
„Du bist ein Zauberer?“, fragte Niklas erstaunt. „Ein richtiger
Zauberer?“ Der alte Wicht nickte und lächelte.
„Früher war ich ein großer Magier. Alle hatten große Angst vor mir. Nun
bin ich schon“, er überlegte kurz, „ich glaube 150 Jahre alt, und meine
Zauberkräfte lassen langsam nach. Für mich selbst reichen sie aber noch. Ruht
euch erst einmal aus. Morgen könnt ihr in aller Frühe aufbrechen. Aber sagt
mal, was wollt ihr im Geisterwald? Es ist ziemlich gefährlich dort.“ Sie
erzählten Migon die Geschichte und berichteten auch von Niklas Großvater und
von dem liebenswerten und dem einsamen Baum. Migon strich sich nachdenklich
über seinen langen weißen Bart.
„Ich kenne den Geisterwald und auch den Baum, der angeblich Kinder
anlockt. Ich weiß nicht, ob die Geschichte stimmt. Auf jeden Fall solltet ihr
sehr vorsichtig sein. Dein Großvater soll dort leben? Wie heißt er?“ Der
Zauberer sah nachdenklich aus. Niklas überlegte kurz, er hatte so einen seltsamen
Namen, den er sich nie merken konnte.
„Sein Name ist Thorquist. Er ist schon sehr alt und gebrechlich.“
„Diesen Namen habe ich noch nie gehört. Ich kenne alle
Lebewesen im Geisterwald. Da muss der sprechende Baum sich getäuscht haben.“ Niklas
war erleichtert, dass sein Großvater nicht in diesem schrecklichen Wald wohnen
sollte. „Nun setzt euch, ihr müsst doch Hunger haben.“ Ehe die beiden es sich
versahen, stand vor ihnen ein reich gedeckter Tisch mit herrlichen Früchten und
großen roten Beeren. Sicher wuchsen die nur im Zauberwald, auch einen Krug mit
Farnwein hatte Migon bereitgestellt. Nachdem sie satt waren, legten sie sich
auf das gemütliche Nachtlager, das der Magier für sie bereitet hatte, und waren
bald eingeschlafen.
Am frühen Morgen, die ersten Sonnenstrahlen fielen bereits durch die
Baumkronen, erwachte Kimama. Sie rüttelte Niklas so lange, bis er sich knurrend
erhob. Niklas glaubte, seinen Augen nicht zu trauen. Über Nacht waren alle
Spinnweben verschwunden.
„Sieh mal Kimama“, sagte er, „alle Spinnweben sind verschwunden.“ Sie
nickte:
„Du hast recht, aber wir müssen uns auf den Weg machen. Wo ist eigentlich
der Zauberer Migon?“ Kaum hatte sie ihre Frage ausgesprochen, stand er schon
vor ihnen.
„Ich wollte mich von euch verabschieden, doch ihr habt
so tief und fest geschlafen, dass ich euch nicht wecken wollte. Denkt immer an
meine Worte: Es ist gefährlich im Geisterwald, hütet euch vor den Baumgeistern.
Viel Glück.“ Mit einer tiefen Verbeugung verschwand er genau so plötzlich, wie
er aufgetaucht war.
Niklas und Kimama machten sich auf den Weg und kamen nach kurzer Zeit an
einen Kreuzweg. Sie zögerten: Welche Abzweigung sollten sie nehmen? Kimama
schloss die Augen und drehte sich im Kreis, ihren Arm streckte sie weit aus.
Plötzlich blieb sie stehen und öffnete die Augen: Ihre Hand zeigte auf einen
Weg, der ihnen sehr dunkel erschien, aber dennoch entschieden sie sich für ihn.
Es wurde richtig finster, und sie fassten sich an, so hatten beide das Gefühl,
es könne ihnen nichts passieren. Sie waren schon einige Stunden unterwegs, als
unvermittelt ein gewaltiger Baum vor ihnen auftauchte. Seine Äste ragten über
alle anderen hinaus. Sie hörten auf einmal ein Wispern und Kichern, das aus den
Zweigen über ihnen zu kommen schien, und schauten hinauf. Die ganze Baumkrone
leuchtete, überall funkelten Lichtpunkte. Sie sahen sich um und bemerkten, dass
rundherum alle Bäume leuchteten. Mit einem Mal schwebte vor ihnen ein Wesen,
das Kimama ähnelte, doch viel kleiner erschien als sie. Es war von einem hellen
Licht umhüllt, hatte kurze blonde Haare, die sich in wilden Locken um den Kopf
kringelten. Seine Flügel schillerten in allen Farben des Regenbogens.
„Wer bist du?“, fragte
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