Niklas Pettersson - Im Labyrinth der Finsternis (German Edition)
sie nicht zählen, zu viele
waren es. Wieder zupfte etwas an seinem Ärmel.
„Hey, was soll das?“, rief er erstaunt aus.
„Wir sind die Lichtpunkteelfen, wir leben hier im Wald. Unser König lebt
ganz oben, im obersten Baumwipfel, der Elfenkönig. Wenn es Nacht wird
erscheinen wir mit unseren Lichtern, bei Tag schlafen wir. Wer bist du, und wo
kommst du her?“
„Ich heiße Niklas. Sag, kannst du mir sagen, wie ich zur alten
verfallenen Hütte komme? Dort hat früher einmal eine alte Wahrsagerin gelebt.“
„Was willst du dort? Man erzählt sich die schrecklichsten Geschichten
darüber.“ Niklas hatte Vertrauen zu der kleinen Elfe gefasst, deren Namen er
noch nicht einmal kannte, und erzählte ihr die ganze Geschichte.
„Du bist mutig, Niklas. Übrigens mein Name ist Lightness.
Wenn es hell wird, bringe ich dich zu der Hütte. Ruh dich noch ein bisschen aus.“
Damit verschwand sie im Lichtermeer. Niklas schaute sich das Spektakel noch
eine Weile an, dann fielen ihm die Augen wieder zu.
Es dämmerte bereits, als die kleine Elfe zurückkam. Sie rief mehrmals
seinen Namen, bis er aufwachte.
„Komm, ich zeige dir den Weg.“ Lightness zeigte nun ihre ganze Gestalt,
sie erinnerte ihn an Norki. Sie hatte goldblonde Locken und auf dem Rücken zwei
kleine seidig schimmernde Flügel. Niklas lief hinter ihr her, er hatte Mühe
mitzukommen, denn die Elfe war sehr schnell. Die Landschaft war ihm fremd.
„Wo sind wir hier?“, fragte er. „Das ist der verbotene Wald, darum dürfen
wir keine Zeit verlieren. Man erzählt sich, dass hier früher ein Riese mit
einem Auge gelebt hat oder vielleicht noch lebt. Ich weiß nicht, ob das stimmt.
Aber wenn, dann möchte ich ihm nicht begegnen, oder du?“ Niklas schüttelte den
Kopf, nachdem was er schon alles mit Kimama erlebt hatte, musste es nicht auch
noch ein Riese sein. Sie durchquerten rasch den verbotenen Wald und atmeten
erleichtert auf, als sie an eine sonnige Lichtung kamen.
„Ich muss zurück in meinen Wald, sonst bekomme ich Ärger mit unserem
König. Wir dürfen uns nicht so weit entfernen. Du gehst diesen Weg immer
weiter, bis du in der Ferne die Hütte siehst. Sieh dich vor.“
„Ja, das werde ich. Vielen Dank.“ Niklas sah der Elfe noch lange nach,
bis sie nicht mehr zu erkennen war. Er blinzelte in die Sonne, wo würde er wohl
heute Nacht schlafen? Er setzte seinen Weg fort. Plötzlich hatte er es nicht
mehr so eilig. In seiner Hosentasche befand sich zum Glück immer noch das
Elixier. Schlagartig wurde ihm bewusst, dass Nirwa ihm nicht erzählt hatte, wie
viel er von der Flüssigkeit trinken sollte. Er nahm das Fläschchen in die Hand,
drehte den Korken heraus und schnupperte daran. Igitt war das ein übler Geruch.
Das sollte er trinken? Er schüttelte sich und steckte den Korken wieder auf den
Flaschenhals. Je näher er der Hütte kam, desto unbehaglicher fühlte er sich.
Immer wieder versteckte er sich hinter Büschen oder mächtigen Eschen, spähte
zur Hütte. Alles war still, fast unheimlich. Es konnte natürlich sein, dass
sein Vater noch nicht dort war. Ob die Trolle aus Rogaland von diesem
Treffpunkt wussten? Er schlich sich hinterrücks an die Baracke und horchte. In
der Ferne hörte er laute Stimmen. Es mussten wohl an die hundert Trolle sein,
die da ankamen. Schnell versteckte er sich wieder im Gebüsch und wartete. Von
dort hatte er einen guten Überblick auf die eintreffende Gruppe. Niklas hatte
sich getäuscht, es waren mindestens zweihundert Trolle, die da mit Kriegsgeheul
angestürmt kamen. Thor hatte es geschafft, alle männlichen Trolle für sich zu
gewinnen. Sie wollten alle mit ihm gegen Tubork und seine Leute kämpfen. Jeder
hatten einen kräftigen Knüppel in der Hand, und mit lautem Kampfgeschrei zogen
sie in die Hütte. Einige von ihnen, die keinen Platz fanden, warteten draußen. Niklas
lauschte, doch er hörte nur lautes Gebrüll. Die Trolle schienen über das, was
Thor ihnen erzählte, sehr erbost zu sein. Es dauerte nicht lange, und die ganze
Schar kam wieder heraus, um dann mit lautem Gesang weiter zu ziehen. Niklas
Arme und Beine waren mit einer Gänsehaut überzogen, er hatte das Gefühl, dass
seine Haare ihm vom Kopf abstanden. Warum hatte er Angst? Er hatte doch das Unsichtbarkeits-Elixier,
redete er sich immer wieder ein, doch der unheimliche Gesang der Trolle flößte
ihm Furcht ein. Warum konnte Kimama jetzt nicht bei ihm sein, mit ihr wäre
alles leichter zu ertragen. Plötzlich hörte er ein leichtes Schwirren
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