Nimm mich mit zum Horizont
anderen Augen. Das Video von dem Tag, an dem sie ihr Pferd ausgesucht hatte. Das von ihren ersten Schritten mit Cayenne und das mit Trace hinter der Kamera. Sie alle waren vielversprechendes Material. Die sind gut. Wir drehen noch mehr in der Art und stellen einen richtigen Film zusammen. Trace und Sally steuerten Ideen bei, und Skyler ließ sich von ihrer Zuversicht und Vorfreude anstecken.
Sally lud sie ein, zum Essen zu bleiben, aber Trace lehnte ab. Er wollte weiter. Logan erwartete sie. Als kurz darauf die Pfosten der Weidezäune an ihnen vorbeiflogen, war er es, der nachdenklich auf das weite Land starrte. Sie passierten ein Schild auf dem Welcome to the Lakota Nation stand, und oben auf einem Hügel verkündete ein weiteres, dass es noch fünf Meilen bis Sinte waren.
Aus der Ferne sah die kleine Stadt aus wie die meisten Orte inmitten der Prärie. Eine Ansammlung von Schuhkartons, die auf einem Meer aus Gras trieben. Als sie näher kamen, hielt Skyler nach geeigneten Motiven Ausschau. Umgeben von gedrungenen Hügeln und unter einem endlosen blauen Himmel, gab es im Zentrum einige stabil wirkende öffentliche Gebäude, aber die bescheidenen Wohnhäuser wurden zum Rand hin immer schäbiger. Wohlstand und Kampf ums Überleben auf einem Foto. Das ganze Leben auf einem Bild.
Logan Wolf Track wohnte in einer Blockhütte am Highway. Dahinter gab es einen Roundpen, wie ihn Trace sich gebaut hatte, aber Logans Stall war nicht aus Holz, sondern aus Blech, und seine Koppel war viel kleiner. Auf der Weide daneben spitzte ein hellbrauner, im Sonnenschein fast dunkelgelb aussehender Mustang die Ohren. Das Wildpferd ließ sie nicht aus den Augen, als sie aus dem Pick-up stiegen.
Logan öffnete ihnen die Tür. Groß, schlank und gebräunt, bat er sie hinein und gab erst Trace die Hand, dann Skyler, als sie ihm nur mit Vornamen vorgestellt wurde.
Skyler wehrte sich gegen die Nervosität. „Wie ich gehört habe, sind Glückwünsche angebracht. Sie haben doch kürzlich geheiratet, oder?“, begann sie höflich.
„Danke. Ja, das habe ich. Ich bin ein glücklicher Mann.“
„Und mich hat er damit kalt erwischt“, warf Trace ein, während er Skyler einen Platz am Küchentisch anbot. „Ich habe nicht mal eine Einladung bekommen!“, rief er seinem Vater zu, der auf der anderen Seite der großen Kochinsel gerade Kaffee einschenkte.
„Du hast einen Anruf bekommen.“ Logan stellte seinen Gästen gefüllte Becher hin. „Es war so etwas wie eine Zwangsehe. Musste ganz schnell gehen. Meine Frau ist in der Armee.“
„Wer hat Sie beide denn gezwungen?“, fragte Skyler.
„Das Militär“, erwiderte Logan lachend. „Mary war im Heimaturlaub und musste zurück auf ihren Stützpunkt. Aber sie kommt bald wieder. Sie ist …“ Er setzte sich an den Tisch und verschränkte die Hände. „Wir bekommen ein Baby“, verkündete er fast feierlich.
Verblüfft starrte Trace ihn an.
„Nochmals Glückwunsch“, sagte Skyler und warf Trace einen mitfühlenden Blick zu. Armer Mann. Er hat gedacht, wenigstens hier würde er nicht über Babys reden müssen.
Ungläubig schüttelte er den Kopf. „Du meine Güte, du arbeitest schnell.“
Logan strahlte. „Also bekommt Trace in ein paar Monaten noch einen kleinen Bruder. Oder eine kleine Schwester. Wie findest du das?“, fragte er.
„Ich finde es gut.“ Trace trank einen Schluck Kaffee, dachte kurz nach und zuckte mit den Achseln. „Nein, ich finde es sogar wundervoll. Hast du es Ethan schon erzählt?“
„Ich habe es noch niemandem erzählt. Du bist der Erste. Außer Marys Mutter. Die weiß natürlich Bescheid.“ Er lächelte stolz. „Es ist ein tolles Gefühl.“
„Also verlässt sie die Armee. Geht sie in den Ruhestand?“
„Für den Ruhestand ist sie nicht alt genug.“ Logan sah Skyler an. „Meine Frau ist ein paar Jahre jünger als ich. Und ich bin auch noch nicht alt genug für die Rente.“ Er lächelte. „Das werde ich nie sein. Aber Mary ist seit über zehn Jahren in der Armee und hat genügend Einsätze im Nahen Osten hinter sich, also kann sie die Entlassung aus dem Dienst beantragen. Sie ist Hundeführerin.“
„Und Logan sitzt im Stammesrat.“ Trace schaute aus dem Fenster. „Wie ich sehe, hast du deinen Mustang am Haus.“
„Habt ihr euren mitgebracht?“
„Ich tue immer, was du mir aufträgst. Das weißt du doch.“
„Wie geht es dem Fuß? Bist du rechtzeitig fit für Cheyenne?“
„Auf jeden Fall. Kommst du auch?“
„Das lasse ich mir
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