Lassie bei den Rangers - Schneestürme
Auf den Leim gegangen
Zum ersten
Mal saß Corey Stuart auf einem Motorschlitten. Deshalb fuhr er langsam, um sich
an das Gefährt zu gewöhnen. Hier in den Vorbergen lag der Schnee nur einen
halben Meter hoch.
Anfangs
hatte Lassie mit dem knatternden, grollenden Dinig nichts zu tun haben wollen.
Als Pete Bartholomew, der Reviervorsteher, den Motor in der Garage der Station
angelassen hatte, war die Hündin erschrocken davongerannt, als habe ihr eigener
Schwanz Feuer gefangen.
Im Freien
jedoch störte das Motorengeräusch sie schon viel weniger. So saß sie nun auf
dem Anhänger, ließ sich die Sonne aufs seidige Fell scheinen und schaute sich
um, als gehöre der Staatsforst von Wapiti ihr ganz allein. Und als Corey am
Fuße eines steilen Berges anhielt, bellte sie zornig.
Corey
kümmerte sich nicht um den Protest. Er ließ den Motor laufen, stieg aber aus
und schaute übers Land, das sich vor ihm ausdehnte. Hier auf der Sonnenseite
des Gebirges war schon allerlei Schnee weggetaut; im Schatten würde die
Schneedecke bestimmt noch sehr viel dicker sein.
Wieder
bellte Lassie, ungehalten über die Verzögerung. Corey verzog das gutmütige Jungengesicht
zu einem Grinsen.
„Immer mit
der Ruhe, braves Hündchen“, mahnte er. „Bis heute abend wirst du bestimmt noch
genügend weit herumgefahren.“
Er schaute
die flachen Spuren entlang, die der Motorschlitten gezogen hatte. Die breiten
Kufen waren nicht tief eingesunken, und er war gut vorangekommen — weit besser
als mit dem Jeep, den er drei Kilometer weiter unten zurückgelassen hatte.
Er ließ den
Blick übers Tal zum Menzie-Gebirge wandern: Kilometerweit dehnte es sich von
Nord nach Süd, reckte einen Gipfel neben den andern hoch in den Himmel. Nackt
und kahl ragten sie empor, und die tiefen Rinnen, in denen der Schnee sich
abgelagert hatte, schimmerten weiß. Pete Bartholomew hatte ihm versichert, im
Wald und in den Tälern und Schluchten, die sich ins Gebirge hinein erstreckten,
läge der Schnee fünf Meter hoch. Alles Land, das sich da vor Coreys Augen
ausdehnte, gehörte zum Bezirk Sawatch des Staatsforsts Wapiti.
Noch vor
wenigen Jahren war kaum jemand auf den Gedanken gekommen, ausgerechnet hier
Erholung zu suchen. Inzwischen aber hatten sich die Zeiten geändert, und dies
lag vor allem am Aufkommen der Motorschlitten. Hunderte von Touristen kamen nun
regelmäßig in diese weiße Wüste.
Das Fahren
mit dem Motorschlitten war ein beliebter Sport geworden. Jedes Jahr kamen mehr
Leute, sie amüsierten sich köstlich und fanden Erholung. Jedoch gab es auch
beunruhigende Begleiterscheinungen. Dies war der Grund, weshalb der Forstbeamte
Corey Stuart zwei Tage nach Weihnachten hier herausgeschickt worden war.
Wieder bellte
Lassie, diesmal aber nicht vor Ungeduld. Vielmehr hatte sie ihren Herrn warnen
wollen. Starr schaute sie auf eine Felskante linkerhand. Und kurz darauf
vernahm Corey summendes Motorengeräusch, das schnell anschwoll.
Waren das
Motorschlitten? Offenbar! Die Fahrer schienen Vollgas zu geben.
Noch ehe er
sich von seiner ersten Überraschung erholt hatte, tauchten hinter dem
Felsengrat zwei blaue Motorschlitten auf. Doch was war das? Die Kufen der
beiden Zugmaschinen stiegen über den Grat empor, und beide Gefährte flogen
nebeneinander in hohem Bogen durch die Luft.
Wohl fünf
Meter weit segelten sie, und Corey befürchtete, sie würden heftig aufprallen
und sich überschlagen, doch mit heftigem Ruck landeten beide Gefährte mitsamt
den Anhängern auf dem abschüssigen Grund, schwankten ein wenig und brausten
dann weiter zu Tal. Beide Fahrer stießen Jubelschreie aus wie siegreiche
Indianer.
Donnerwetter!
Corey konnte über solche Verwegenheit nur staunen. Wie leicht konnten sich bei
derartigen Manövern Zugmaschine und Anhänger voneinander lösen! Dann war es um
den Fahrer geschehen!
Die beiden
Gefährte beschrieben unten am Fuße des Hanges eine enge Kurve. Die Fahrer
hatten Corey und Lassie erblickt und kamen nun zu ihnen heraufgebrummt. Im
gleichen Augenblick kam hinter dem Grat, den die Schlitten soeben übersprungen
hatten, ein zottiges Wesen hervorgesprungen. In eine mächtig aufstiebende
Schneewolke gehüllt, strebte es in gewaltigen Sätzen zu Tal.
Wieder
schaute Corey den Motorschlitten entgegen. Und plötzlich wurden seine Augen
groß. Das waren ja halbe Kinder, die am Steuer saßen, zwei Jungen im Alter von
nicht mehr als zwölf oder dreizehn Jahren! Sie trugen rote Jacken und dunkle
Kosakenmützen. Sie brausten
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