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Nimm mich, wie ich bin

Nimm mich, wie ich bin

Titel: Nimm mich, wie ich bin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jill Shalvis
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sie. “Ich werde Sie einholen.”
    “Nein, das werden Sie nicht. Sie werden höchstens bei einem Bären eine Magenverstimmung verursachen.”
    “Nein, dazu bin ich zu zäh.” Sie lächelte, wenn auch ein wenig zittrig, da die Sache mit dem Bären sie doch ein wenig beunruhigte. Sie sah sich unauffällig um, aber es gab keine Spur von einem großen, hungrigen Bären. “Ich komme schon zurecht.”
    Chance versuchte nicht einmal, seine Erleichterung zu verbergen. Nachdem er fort war, nahm Ally sich erst einmal Zeit, sich zu erholen. Dann folgte sie ihm. Es würde alles glatt gehen, wenn sie ihr eigenes Tempo beibehalten konnte.
    Und wirklich lief alles wie am Schnürchen. Bis sie etwas später feststellte, dass sie sich nicht mehr auf dem Pfad befand und keine Ahnung hatte, aus welcher Richtung sie gekommen war.
    Okay, kein Problem, sagte sie sich. Aber sie war in jeder Richtung von riesigen Kiefern umgeben, die sich ähnelten wie ein Ei dem anderen. Mit zitternden Knien stellte sie sich neben eine und wünschte sich, sie wäre in ihrer ruhigen, gemütlichen, warmen Bibliothek.
    Ein Kiefernzapfen fiel herunter und traf ihre Wange, und Ally hätte fast aufgeschrien. In der Stadt gab es keine beängstigenden Wälder. Sie hatte sich verirrt und würde als Mittagessen für einen Bären enden. Mit einem Seufzer lehnte sie die Stirn gegen den Baumstamm und ließ sich von Selbstmitleid überwältigen. Sie wäre fast in Tränen ausgebrochen, aber plötzlich gab ihre Uhr mit einem Piepsen die volle Stunde an, und ihr kam der Einfall, die Uhr so einzustellen, dass sie ganz laut weiterpiepste.
    Piep, piep, piep.
    Es war ein unangenehmer Laut, aber Ally hoffte, dass er durch den dichten Wald dringen würde.
    Bienen summten. Irgendein Vögelchen zwitscherte. Und etwas anderes, beunruhigend Nahes raschelte.
    Piep, piep, piep.
    Wie lange hält man es eigentlich ohne Essen aus?, fragte sie sich. Würde sie schon nach einer Nacht erfroren sein, oder dauerte das länger?
    Piep, piep, piep.
    “Sie wollen mich auf den Arm nehmen, stimmt’s?”
    Ally sank dankbar gegen den Baumstamm, während sie vorgab, dass sie nicht die geringste Sorge auf der Welt hatte und Chances tiefe, heisere Stimme nicht genau das war, was sie gehofft hatte zu hören. “Oh, da sind Sie ja”, sagte sie leichthin, während ihr fast schwindlig wurde vor Erleichterung. “Ich wollte nur Ihre Qualitäten als Bergführer überprüfen.”
    Er lachte. “Ja, sicher. Geben Sie’s zu, Sie haben sich verirrt.”
    “Ach, Unsinn.” Ally sah auf die Uhr. “Und ich bin stolz, Ihnen sagen zu können, dass Sie mich in weniger als zwanzig Minuten gefunden haben. Wenn ich mich verirrt hätte, heißt das.” Sie lächelte. “Was nicht der Fall ist.”
    “Stellen Sie das Piepsen ab. Es macht mich wahnsinnig und schreckt die Tiere auf. Und Sie hatten sich sehr wohl verirrt.”
    “Okay, ich gebe zu, dass ich es nicht bis zur Spitze des Berges geschafft habe. Aber wie wäre es, wenn Sie …”
    “Sprechen Sie es nicht einmal aus. Ich bringe Sie zurück.”
    “Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich mich nicht auszuruhen brauche.”
    “Schön. Dann gehen Sie eben ins Büro, wo Sie gefälligst bleiben werden, und wenn ich Ihnen höchstpersönlich Handschellen anlegen muss. Und ich komme wieder her. Allein.”
    Wo er wahrscheinlich ohne sie irgendetwas Aufregendes, Spannendes tun würde. Verflixt! Sie würde wohl doch etwas länger brauchen, um ihn zu zähmen. “Haben Sie wirklich Handschellen?”
    Er lächelte. “Ja.”
    Oh Mann! Sie folgte ihm zurück zum Pfad und dachte über Chance und seine Handschellen nach, und ihr wurde allmählich wärmer, als die Hitze der Sonne rechtfertigte.
    Chance ging stumm vor ihr her, offensichtlich zufrieden, dass er die Dinge – nämlich sie – endlich unter seiner Kontrolle hatte. Ally betrachtete seinen festen, muskulösen Po. Wenn sie das nächste Mal gegen ihn prallte, würde sie die Hände unten lassen.
    Chance fuhr fort, sie vollkommen zu ignorieren.
    “Ich bin sicher, morgen werde ich Ihnen eine viel größere Hilfe sein”, erklärte Ally fröhlich.
    Seine Schultern spannten sich sichtlich an, und vielleicht stieß er auch einen leisen Fluch aus, aber er ging unbeirrt weiter.
    Es wurde schnell dunkel in den Bergen. In ihrem ganzen Leben hatte Ally noch keine so tiefe Dunkelheit gesehen. Hier gab es keine Dämmerung. Im einen Moment war es noch Tag, im nächsten wurde alles von tiefster Schwärze eingehüllt.
    Schlafen kam noch

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