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Nimmerzwerg

Nimmerzwerg

Titel: Nimmerzwerg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Aster
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Meister Dreibart zu.
    „Herr, Blutklump hat eine ganze Hundertschaft Menhire zum Schutz des Schoßes entsandt. Sie wachen vor den Toren, haben aber noch keinen Verdacht geschöpft. Wir sind bereit durchzubrechen, um die Ungeschlüpften zu retten.“
    Meister Dreibart nickte zufrieden.
    „Dann brecht durch. Lasst das Schicksal die Schaufel spüren.“
    Und während die Brüder ihre Schaufeln hoben, um so leise wie möglich den Weg freizulegen, ließ sich Glimmboldt, Pilzgrimms Buch auf den Rücken geschnallt, von einem der Zwerge Feuer reichen. Gemächlich begann er die erste Pfeife seines Lebens zu schmauchen, und sein Barthaar kräuselte sich ob des bitteren Geschmacks des Gottkrautes. Er schüttelte sich und zog Pilzgrimms Seelenstein aus dem Ärmel seiner Kutte, während sich die kleine Höhle aus Eis und Stein langsam mit Rauch füllte. Verwundert blinzelte Trolltöter aus Glimmboldts Ärmelöffnung hervor, während dieser leise zu dem Stein zu sprechen begann: „Ehrwürdiger Pilzgrimm, ich, der ich in mir Wissen und Erinnerung Eures (rechten Hammers trage, beuge in dieser schwersten aller Schichten demütig das Knie vor Euch.“
    Doch statt des Gelehrten war es Schwartzbarth, der ihn aus dem Inneren des Steins anblaffte.
    „Pilzgrimm, Pilzgrimm! Und was ist mit mir? Ich bin der Kapitän der Sturmgluth, zum Magmadrummel noch eins! Wer beugt das Knie vor mir?“
    Bevor er jedoch weiterschimpfen konnte, schnitt ihm das Gedächtnis das Wort ab.
    „Schweig, Pirat, und lass die beiden in Ruhe, sonst bekommst du gleich was gebeugt!“
    Angesichts der Anzahl der Persönlichkeiten im Inneren des Steins riss Glimmboldt verwundert die Augen auf. Und dann war es wahrhaftig Pilzgrimms hörbar gerührte Stimme, die ihm entgegenklang.
    „Du beschämst mich, Lunt Glimmboldt. Ich habe dich und den Schicksalszwerg angelogen, euch etwas vorgemacht, und nun begegne ich durch dich meinem werten Eisenkeim, und ihr habt sogar das Buch wieder in euren Besitz gebracht. Die Gänge des Schicksals sind wahrlich unergründlich…“
    Und während sich die beiden nun in aller Eile über die Entwicklungen in den Gängen und die zersplitterte Unsterblichkeit Harrm Blutklumps austauschten, widmeten sich die übrigen Anwesenden inmitten des Gottkrautdunstes der verbliebenen Wand.
     
     
    Wenig später war es so weit.
    Mit einem leisen Poltern lösten sich die letzten Brocken aus der Wand und gaben den Blick auf den kalten Schoß frei, die Heimstatt der Ungeschlüpften.
    Glimmboldt schob Pilzgrimms Seelenstein zurück in seinen Ärmel und gab seinen Begleitern ein Zeichen. Einer nach dem anderen begaben sie sich durch das Loch in der Wand ins Innere des kalten Schoßes.
    Die Höhle war lediglich vom bläulichen Leuchten des Eises erfüllt, das die steinernen Wände in armdicken Adern durchzog. Der matte blaue Schimmer erhellte den runden Felsendom, in dessen Mitte sich zwei Dutzend steinerne und mit Ornamenten verzierte Säulen erhoben. In diesen Säulen befanden sich zahllose Nischen, in denen stählerne Eier ruhten, welche die letzten Ungeschlüpften des Ehernen Volkes bargen. Nach all den Unruhen und Intrigen der vergangenen Schichten waren kaum noch fünfhundert Eier übrig geblieben.
    Schweigend machten sich die Schaufelbrüder ans Werk.
    Sie gönnten sich keinen Moment des Staunens, sondern luden eilig die Eier in ihre Rückentragen und banden sie mit Lederriemen sorgsam fest.
    Dumpf spiegelte sich das blaue Licht in den blinden Augen des Generals, während Nattergriff ihm die eigentümliche Pracht des zwergischen Heiligtums schilderte.
    Meister Dreibart trieb unterdessen die Schaufelbrüder zur Eile an, und ebendieser Eile entschlüpfte wenige Schläge später schon die erste Unachtsamkeit. Vor lauter Hast band einer der Schaufelbrüder nachlässige Knoten ins Leder seiner Trage, sodass sich, als er sie anhob, plötzlich beide Eier daraus lösten und mit dumpfem Poltern zu Boden fielen.
    Laut hallte das Echo durch den von Eisadern durchzogenen Felsendom.
    Die Schaufelbrüder erstarrten vor Schreck.
    Und dann öffnete sich langsam knarrend das riesige Eingangstor.
    Die zwei Dutzend Kuttenträger sammelten sich, bildeten eilig einen Kreis um Dreibart, Glimmboldt, Flammrank und Nattergriff und hoben ihre Schaufeln, bereit, sie gegen die Hundertschaft der Menhire zu verteidigen. In schwarzen stahldornenbewehrten Rüstungen brachen die Menhire mit angelegten Handkanonen, käferlosen Lampen und heruntergeklappten Visieren in den Felsendom

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