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Nimmerzwerg

Nimmerzwerg

Titel: Nimmerzwerg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Aster
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offenen Tors, zwischen besiegten Piraten und verwundeten Schaufelbrüdern stand, eine brandfleckige Tasche über der Schulter, der erschöpfte Bragk Nattergriff. Er hatte sich das Buch unter den Arm geklemmt, und in seinem Gürtel steckte der magische Transporter.
    „Ich habe mich bereits darum gekümmert.“
    Er ließ das riesige Kompendium zu Boden fallen und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
    Glimmboldt eilte zu dem Dieb hinüber.
    „Nattergriff! Am Ende scheinst du also doch auf der richtigen Seite zu stehen.“
    Nattergriff holte tief Luft, warf dem Vierbart den roten Steinsplitter zu und lachte.
    „Nun, ich vermute, das ist das Talent eines Diebs. Ich hätte übrigens nicht geglaubt, dich jemals sprechen zu hören, Wirrbart.“
    Mit einem wuchtigen Schlag zerschmetterte Glimmboldt den Stein und grinste den Dieb breit an.
    „Ich ebenso wenig. Und glaube mir, auch das Denken ist ungewohnt. Es kribbelt unter der Schädeldecke.“
    „Aber mit Verlaub, werter Wirrbart“, fuhr Nattergriff fort. „Ich habe mich nie wirklich auf die Seite dieser Halunken geschlagen. Doch indem ich mich ihnen angeschlossen habe, ist es mir gelungen, etwas vor ihnen zu verbergen, das sie nur allzu gern in ihren Besitz gebracht hätten.“
    Mit diesen Worten zog sich der Meisterdieb seine brandfleckige lederne Tasche von der Schulter, aus der dem verdutzten Glimmboldt im nächsten Moment eine Ratte entgegengesprungen kam. Die Ratte des Kapitäns der Sturmgluth. Und zwischen Schnauze und rechtem Vorderlauf trug sie einen Seelenstein, den Glimmboldt sogleich als den Wutrich Pilzgrimms erkannte!
    „Es war nicht leicht“, fuhr Nattergriff fort. „Erst habe ich Schwartzbarth die silberne Schatulle mit dem Barthaar seiner Gefangenen gestohlen, dann hat Glimmspan dem Kapitän das Leben gestohlen und zuletzt die Ratte den Stein…“ Mit diesen Worten zog Nattergriff die silberne Flammenankerschatulle hervor und reichte sie Glimmboldt. „Es ist eben eine dieser Diebesgeschichten. Aber ich denke, das Ergebnis spricht für sich.“
    Glimmboldt ergriff die Schatulle und nickte anerkennend. Der Dieb, der sich vom Schicksalszwerg abgewandt hatte, um seinen eigenen Stollen zu graben, hatte tatsächlich das komplette Kompendium mitsamt seinem Schöpfer vor Harrm Blutklump gerettet.
    Als Glimmboldt die silberne Schatulle öffnete, sprang die Ratte in seine offene Hand, ließ den Stein fallen und versenkte die Schnauze gierig in den Barthaaren. Glimmboldt hob den Stein vom Boden auf und betrachtete ihn.
    Wutrich Pilzgrimm. Befreit aus den Fängen der Magmapiraten. Sein Wissen vereint mit dem seines Schülers.
    „Herr, wir sollten uns eilen“, gab in diesem Moment Meister Dreibart zu bedenken. „Die Brüder sind bereit. Wenn der übrige Schicksalszwerg bereits den Weg des Nimmerzwergs beschreitet, sollten wir uns bemühen, dem neuen Zeitalter seine Nachfahren zu bescheren.“
    Hinter ihm hatten etwa zwei Dutzend Schaufelbrüder Aufstellung genommen. Die besten der besten. Sie hatten alle siebenunddreißig Kammern durchschritten und kannten sämtliche Geheimnisse der Schaufel – selbst jene, die zwischen Stiel und Schaufelblatt verborgen lagen. Sie trugen stabile, mit dichten Netzen aus Bitterginster umsponnene Eisengestelle auf dem Rücken.
    Nattergriff betrachtete die Mönche.
    „Es geht um die Eier im kalten Schoß?“
    Glimmboldt nickte.
    „Die letzten ungeschlüpften Nachfahren des Ehernen Volkes. Wir wollen ins Eherne Imperium zurückkehren, um den Menhiren so viele wie möglich von ihnen zu entreißen.“ An Meister Dreibart gewandt sagte er: „Gut, lasst uns aufbrechen, aber vorher bitte ich dich noch, mir eine Pfeife und einen Beutel Gottkraut zu besorgen!“
    Dreibart gab einem seiner Männer ein Zeichen. Der Schaufelbruder zog einen Lederbeutel und eine Pfeife unter seiner Kutte hervor und reichte sie dem Vierbart mit gesenktem Haupt. Glimmboldt ließ die Schatulle zuschnappen. Die Ratte sprang auf seine Schulter, während ihr Blick zwischen Schatulle und Stein hin- und herhuschte. Der Zwerg bückte sich nach dem Kompendium, das neben Nattergriff im Staub lag. Ehrfürchtig reckte er das Buch empor, und die Blicke aller Anwesenden richteten sich auf ihn, als seine Worte durch die Halle der Schaufel klangen: „Dies ist die Enzyklopädie der Erzwärtigen, das Wissen des Ehernen Volkes und das Erbe des größten Gelehrten der Zwergenheit, das die Gemeinschaft der Schaufel fortan mit ihrem Leben beschützen wird!“
    Dann

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