Nimmerzwerg
wussten. Wissen, von dem niemand erfahren sollte, Erfindungen, die nie genehmigt wurden!“
Schwartzbarth zog nachdenklich an seiner Pfeife.
„Aber wie kannst du all diese Dinge wissen? Wie kannst du sie mit deiner Schrift dort hineingemeißelt haben? Wer bist du, dass du…“
Der Stein ließ ihn nicht ausreden, sondern fuhr stattdessen in bedeutungsschwangerem Ton fort: „Ich, Tihf Schwartzbarth, bin Wutrich Pilzgrimm, der letzte große Gelehrte der Zwergenheit.“
Schwartzbarth blickte den Stein verwundert an und hob eine seiner schwarzen Brauen, sodass das hineingeflochtene Ende seines Bartes mit emporzuckte.
„Oder zumindest das, was von ihm übrig ist“, korrigierte sich der Stein eilig.
Kaum dass der Name Wutrich Pilzgrimm gefallen war, schrak der Käfer im Schatten des Schrankes auf und fuhr mit lautem Surren empor.
Die Ratte, die sich immer noch unruhig in der Kajüte umschaute, spitzte die Ohren und sprang mit einem riesigen Satz vom Tisch auf die Schulter ihres Herrn.
Schwartzbarth fuhr herum. Hinter dem Schrank erkannte er die Ahnung eines Schattens. Trolltöter auf seiner Schulter fauchte laut. Die dunklen Augen der Ratte schweiften durch die Kajüte, und mit zitternden Barthaaren drehte sie langsam ihren schmalen Kopf, bis sie den Käfer entdeckt hatte.
Sie sprang von der Schulter des Kapitäns, setzte über den goldenen Altar hinweg und huschte mit wehenden Barthaaren auf das geflügelte Geschöpf zu, um es mit ihren Krallen im Sprung zu zerreißen.
Doch im selben Moment, als Trolltöter zum Sprung ansetzte, schoss der Käfer in die Luft hinauf – gerade hoch genug, dass die Ratte ihn verfehlte.
„Glut und Gischt noch eins!“
Schwartzbarth warf Stein samt Pfeife auf den Tisch und tauschte hastig den Pfeifenhalter gegen die Klinge aus. Dann machte er einen Schritt in Richtung Tabakschrank. Seine Augen verengten sich unter den geflochtenen Brauen, während er zusah, wie Trolltöter ein weiteres Mal Anlauf nahm und auf den Schrank sprang, um den Eindringling von dort zu erwischen. Doch erneut brachte sich ihr Opfer im letzten Moment mit brummenden Flügeln in Sicherheit. Dieses Mal aber verfehlte Trolltöter den Käfer nicht ganz. Mit einem Bein des Käfers zwischen den Zähnen krachte die Ratte mit lautem Scheppern in einen Stapel ungespülter blecherner Humpen.
Jetzt erst erkannte Schwartzbarth, dass es ein Glutschwirrling war, der sich in seine Kajüte verirrt hatte, und während er die Klinge hob und auf den Altar kletterte, schrie er: „Wie zum Troll kommt dieses hässliche Geschwirr hier herein?“
Er fuchtelte mit der Klinge in der Luft herum, verfehlte den Käfer jedoch ein ums andere Mal. In immer kleiner werdenden Kreisen schwirrte dieser unterhalb der eisernen Decke umher und verschwand schließlich, bevor Trolltöter sich wieder aufrappeln und Schwartzbarth die Vitrine erklimmen konnte, durch das rostfleckige Lüftungsrohr nach draußen.
Einen Moment lang starrten die Ratte und ihr Herr dem Käfer verwundert nach. Dann kletterte Schwartzbarth zu Boden und tauschte Klinge gegen Pfeifenhalter aus, während die Ratte wieder ihren Platz auf seiner Schulter einnahm. Sie stupste ihn mit der Schnauze gegen die Wange, und Schwartzbarth griff nach dem Käferbein, das sie ihm hinhielt. Grübelnd fuhr er mit dem Finger über das borstige rote Gebilde.
„Tatsächlich ein Glutschwirrling…“ Verwundert drehte er das Bein hin und her. „Aber so weit unten habe ich noch nie einen von ihnen gesehen…“ Er schüttelte den Kopf, stopfte das Käferbein in seine glühende Pfeife und begann wieder zu schmauchen. Dann wandte er sich erneut dem Stein zu. „Sei’s drum. Sag mir, Pilzdings, warum hast du all dieses Wissen in dieses Ding gesteckt? Hat irgendwer dich dafür bezahlt?“
„Mein Lohn ist ein höherer, Zwerg!“, antwortete der Stein ein wenig empört. „Ich wollte Wissen bewahren. Über die Zeiten hinweg, ohne dass es sich nach und nach in trunkener Überlieferung verzerrte. Und darum habe ich Schrift und Papier erfunden!“
Schwartzbarth fuhr erschrocken zusammen.
„Dieses Papier, kennt es auch irgendwelche Geheimnisse?“
„Es bewahrt die Zeichen! Papier ist wie Stein, in barthaarfeine Scheiben geschnitten. Ein Fels sind zehntausend Seiten.“
Das überstieg das Vorstellungsvermögen des Magmapiraten, weshalb er noch einmal auf den zweiten Punkt zurückkam: „Dich hat also niemand dafür bezahlt?“
„Ich habe das Wissen unseres Volkes auf diese Seiten
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