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Nimmerzwerg

Nimmerzwerg

Titel: Nimmerzwerg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Aster
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gebannt“, erläuterte der Stein. „Wort für Wort, Zeichen um Zeichen. Legenden, Erkenntnisse, Mythen und Geschichte. Auch meine beiden treuen Hämmer, Harrm Blutklump und Krummdingk Eisenkeim, habe ich heimlich in die Geheimnisse der Zeichen eingeweiht. Und dann, als ich dem Verwalter Buch und Schrift vorlegte, ließ er beides verbieten. Er sagte, wenn die Zwerge die Schrift erlernten, würden sie früher oder später beginnen, die Wände der Gänge vollzukritzeln. Und wenn sie Zugang zum Wissen der Väter und Vätersväter hätten, bräuchten sie keine Götter mehr. Und mit den Göttern würde auch er überflüssig werden. In seinen Augen war der Zwerg nicht geschaffen, seinen Bart in solche Dinge wie Bücher zu stecken. Er ächtete das Kompendium, hatte dabei jedoch zu viel Respekt vor dem Wissen der Jahrhunderte, als dass er es einfach vernichtet hätte.“
    Obwohl er nur die Hälfte verstand, nickte Schwartzbarth langsam. Er begriff zumindest, dass dieses Ding voller Zeichen und Geheimnisse tatsächlich einen gewissen Wert haben musste, wenn darum so ein Aufhebens gemacht worden war. Und wertvolle Dinge ließen sich verkaufen. Er musste sich nur überlegen, an wen.
    Der Stein war jedoch noch nicht fertig: „Verbergen wollte der Verwalter das Buch vor den Blicken der Schürfenden. Auf dass niemals ein Zwerg gegen seinen Willen das Wissen der Vorväter erwarb. Und so hieß er mich, dieses unheilige Ding an den sichersten Ort des Imperiums zu bringen, wo nie ein Zwerg es erblicken würde. Und ich versteckte es eben dort, wo auch das abartige Artefakt untergebracht war. Ich trug es in die kryptische Kammer, verbesserte die zahllosen Fallen des gemeinen Ganges, ließ mir dabei jedoch eine Hintertür, damit ich es irgendwann wiedererlangen konnte. { * } Ich wollte das Wissen der Zwergenheit bewahren, die Erkenntnisse vergangener Schichten, um sie irgendwann dem Ehernen Volk mitzuteilen. Wenn die Zeit dafür gekommen war. Meine eigene Zeit sollte jedoch bedauerlicherweise weit früher kommen.“
    Schwartzbarth, der immer noch darüber nachdachte, wem er das Ding verkaufen könnte, schrak hoch.
    „Du bist gestorben?“
    Die Stimme des Steines klang schauderhaft, als er antwortete: „Auf die schlimmste erdenkliche Art.“
    Schwartzbarth schluckte. Das konnte nur eines bedeuten.
    „Du bist verdurstet?“
    „Nein. Ich habe den Splitterschierlingsbecher getrunken.“
    Der Kapitän der Sturmgluth erschauerte. Der schwarze Splitterschierling. Eine der giftigsten Substanzen diesseits und jenseits des Vergessens. Mit dem Saft des Schierlings konnte man Muster in Eisen ätzen oder einen kurzen, schmerzlosen Tod sterben. Wobei Letzteres ihm doch ein wenig sonderbar erschien.
    „Aber warum sollte ein Zwerg das tun?“
    „Ich bin dem Willen meines Herrn gefolgt, des einzigen und wahren Herrschers aller Zwergenhaften, die da wandeln im Zwielicht der Gänge des Imperiums. Denn man legte mir zur Last, dass ich durch eine einzige unbedachte Handlung die Zukunft des gesamten Ehernen Volkes zerstört hatte. Allerdings habe ich es in bestem Gewissen und mit den ehrbarsten Absichten getan.“
    Der Stein schwieg einen Moment lang, und Schwartzbarth, der das Gefühl hatte, dass dies eine längere Geschichte werden würde, stopfte sich eilig eine neue Pfeife, bevor der Stein weitersprach: „Während des Krieges gegen die Immerschwarze, die Allesverderberin, die schwarze Splitterspinne, entwickelte ich, um das vielbeinige Volk unserer Feinde zu vernichten, mit Hilfe von Harrm Blutklump und Krummdingk Eisenkeim, den beiden treuesten Hämmern, die ein Gelehrter je hatte, eine mechanische Sprengspinne.“
    Sprengstoff? Schwartzbarth wurde hellhörig. Die Mannschaft der Sturmgluth benutzte ihn mitunter, um Trolle zu vertreiben. Aber in den Grenzen des Imperiums war Sprengstoff seit vielen Hundert Jahren verboten. Seit die Zwergenfrauen bei einem tragischen Unfall ums Leben gekommen waren… Und in diesem Moment begann der Kapitän der Sturmgluth zu ahnen, welchen Lauf die Geschichte des Steines nehmen würde.
    „Wir hämmerten und schmiedeten, schweißten und schmolzen in unserem Explodarium { * } . Und am Ende verfügten wir über zwei Exemplare mit ausreichend Sprengkraft, um jede Einzelne der gottlosen Splitterspinnen mitsamt ihrer Bruthöhlen zu zerstören!“
    Schwartzbarth nickte bedächtig und sog an seiner Pfeife. „Und es ist euch auch gelungen. Glaube mir, ich bin noch nicht so lange entzwergt, dass ich die Geschichte vom

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