Ninis - Die Wiege der Baeume
vorbei. Die Kämpfe sind zu Ende. Prinz Serpent persönlich steht in der großen Halle. Er möchte Euch sprechen.”
„Serpent hier? Was ist mit den anderen, die mit mir im Kartenraum waren?”
„Oh, sie sind alle tot, wir dachten zuerst, dass Ihr es auch nicht geschafft hättet, aber dieser stolze Balken hat Euch davor bewahrt, erschlagen zu werden!” Sein Diener klopfte auf einen Querbalken, der sich über dem Fürsten verkeilt hatte.
Melernus griff seine Hand. „Hilf mir hoch.”
„Ist alles in Ordnung? Nichts gebrochen?”
„Nein, meine Stadt schützt mich! Ganz gleich, wo ich bin!” Melernus schlug sich den Staub aus der Kleidung. Er ging in den benachbarten Raum, der Rest der Etage war unbeschädigt.
„Los, führe diesen Jungspund schon zu mir! Dem werde ich was erzählen!”
Sein Diener schluckte. „Mein Fürst, ich erbitte Eure Verzeihung. Die ganze Stadt ist voller Renelaten, die haben uns überrannt. Ihr solltet besser …”
„Schweig, du Wicht! Wie kannst du es wagen, so mit mir zu sprechen! ICH herrsche über Deasu und nicht dieser schnöselige Prinz eines weibstollen Königs!”
„Mein Fürst, bitte sprecht nicht so laut. Bitte geht zu ihm. Bitte!” Sein Diener zitterte am ganzen Körper.
Überall i m Herrenhaus stand bereits dieses verdammte Renelatenpack. In einigen Ecken sah der Fürst noch die Leichen seiner Leibgarde liegen.
Wutentbrannt ging er in die große Audienzhalle. Er sah bereits von weitem, dass Serpent auf dem Thron von Deasu saß und mit einer Frau witzelte. Dieser Schnösel trug eine dunkelrote Lederrüstung mit schwarzen Eisenplatten. Er war genauso eitel wie sein Vater. Neben Serpent sah er weitere Offiziere und Soldaten der königlichen Garde von Saladan.
„Wie könnt Ihr es wagen, Deasu anzugreifen? Wir liefern pünktlich unseren Tribut ab. Wir bauen für euch die besten Schiffe und Waffen, die eine Armee mit in den Kampf nehmen kann. Ich habe einen Vertrag mit Hasis, diesem Lügner, der uns unsere Unabhängigkeit zusichert!”
„Mein lieber Melernus, du hattest einen Vertrag.” Serpent lächelte ihn an, „Ich bringe dir heute unsere Kündigung!”, und schlug ihn mit einem eisenbewehrten Handschuh nieder. „Er ist dein König! Sollte ich noch einmal etwas hören, was mir nicht gefällt, schlage ich deinen Kopf ab und verschenke deine Frau, deine Kinder und deine Konkubinen an das billigste Hurenhaus in Saladan!”
„Ja! Mein Prinz!”, sagte Melernus mit aller Abscheu, die er in seine Stimme legen konnte.
„Ein Anfang, obwohl ich glaube, dass du noch nicht die richtige Tonlage getroffen hast. Ich verhafte dich wegen Hochverrats gegen den König! Du beschützt Hulunen, die ständig versuchen, der Krone zu schaden. Ich bin nach Deasu gekommen, um für Ordnung zu sorgen.”
„Ah! Ihr seid nur gekommen, um für Ordnung zu sorgen. Wie konnte ich eure Absichten nur missverstehen! Wenn ich auf meine Stadt schaue, dann möchte ich nicht wissen, wie Deasu aussähe, wenn Euch kriegerische Absichten zu uns geführt hätten!”
„Wenn ich auf meine Stadt schaue, sehe ich nichts, was die tüchtigen Karnen, die ich von deinem Joch befreit habe, nicht wieder richten könnten”, antwortete Serpent gönnerhaft. Melernus hätte ihm am liebsten seinen dürren Hals umgedreht.
„Meint Ihr etwa, dass die Handelskammer von Deasu nur darauf gewartet hat, von Euch befreit zu werden?”
„Mein lieber Melernus! Für heute soll es reichen, dass ich auf deinem Stuhl Platz genommen habe. Ich erlaube morgen, dass mich die ehrenwerten Herrschaften deiner Handelskammer besuchen. Wir werden sehen, wem sie die Treue schwören!”
„Sicherlich, mein Prinz. Nur passt auf, morgens nicht tot im Bett zu liegen!” Er würde zukünftig sogar dieses Hulunenpack bezahlen, die laufend versuchten, Hasis zu töten.
„Sei unbesorgt, mir liegt meine Nachtruhe sehr am Herzen.” Serpent lächelte Lorias an. „Schattenseherin Lorias! Ich erteile Euch den Befehl, das Melde- und Steuerwesen zu übernehmen. Zeigt den geschätzten Händlern, dass wir ihren Geschäften nicht im Weg stehen. Vermeidet jede unnötige Gewalt!”
***
Schlachtet das Tier endlich ab
„Mir ist kalt. Warum können wir kein Feuer anmachen?” Yirmesa rückte näher an die Seite ihrer Nana, die schützend den Arm um sie legte. Sie saßen in der Dunkelheit, nur der lausige Kellerzugang war von ihrem Versteck nicht geflutet worden. Die Sonne war bereits untergegangen. Von oben hörte sie die schweren
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