Ninis - Die Wiege der Baeume
trugen nur andere Farben. Sie sah schwarze Schilde mit einem roten Drachen, und auf den Türmen wehten die dazu passenden Banner.
Als ob gestern nichts besonderes passierte wäre, bevölkerten immer mehr Karnen und Hulunen die Straßen von Deasu. Die Renelaten halfen sogar den Händlern ihre Marktstände aufzubauen.
Jilien zeigte den Weg: „Folgt mir! Wir gehen zum Osttor. Ich kenne eine Wache, die uns für ein paar Silberstücke passieren lässt. Vor der Stadt warten Reiter, die euch nach Süden begleiten werden.”
„Sind wir in der Stadt nicht mehr sicher?” Levinie wirkte irritiert.
„Das kann ich im Moment nicht sagen. Die Renelaten durchsuchen seit Sonnenaufgang viele Häuser meiner Freunde, dort möchte ich euch heute besser nicht verstecken.”
„Was suchen die? Wissen die, dass wir hier sind?”
„Das hoffe ich nicht. Aber ich möchte lieber vorsichtig sein.” Jilien wirkte ängstlich. Yirmesa konnte diese Furcht nicht nachvollziehen, die waren doch alle friedlich.
Kiris schaute nach rechts: „Jilien, hat die karnische Wache, die du kennst, einen recht spärlichen Haarschopf und trägt einen dreckigen dunkelgrünen Umhang?”
„Ja, warum? Siehst du ihn schon? Ich kann ihn noch nicht am Tor ausmachen.”
„Der hängt an der Mauer rechts von uns und streckt uns seine blaue Zunge raus. Ich glaube nicht, dass er uns noch passieren lassen wird.”
„Mist, zurück! Die haben ihn erwischt. Wir brauchen einen anderen Weg. Folgt mir!”
Jilien bog in eine kleine Gasse ein. Die Straßen wurden voller: Gedränge, viele Hulunen, Karnen und andere Bewohner von Deasu stauten sich vor ihnen, die Renelaten schlossen gerade das Osttor. Oder war hier doch nicht alles friedlich? Jilien hatte anscheinend den richtigen Riecher gehabt.
„Bürger von Deasu!” Ein Renelat zu Pferd kam auf sie zu. „Wir sind gekommen, um euch zu befreien. Bewahrt Ruhe und geht zurück in eure Häuser. Ihr steht unter dem Schutz von König Hasis. Wir sorgen für Frieden und Gerechtigkeit. Geht zurück in eure Häuser!”
Niavia ging wütend auf ihn zu: „Frieden! Denen bringe ich Frieden!”
„Nein! Bleib stehen! Das ist ein Befehl!”, brüllte Levinie sie an.
Yirmesa schaute verunsichert zu ihrer Nana, sie hatte noch nie gehört, dass Levinie in solchem Ton mit Niavia sprach.
„Ja, Herrin!”
Die Antwort von Niavia überraschte dabei noch stärker. Sie quittierte den Befehl gelassen. Was ging nur in ihr vor?
„Bleibt ruhig!” Levinie beschwichtigte die anderen mit einem Handzeichen, diesen sonderbaren Dialog nicht zu kommentieren. Niavias Zähne wuchsen, sie hatte nur noch den Ausrufer im Blick. Yirmesas fürchtete sich vor Niavia, die kurz davor war, die Wache zu zerreißen. Behutsam berührte sie ihre Wange. „Niavia, bitte …” Doch die reagierte nicht mehr.
Eine Reihe Soldaten folgten dem Ausrufer: „Bürger von Deasu. Für die Tore bekommt ihr beim Stadtschreiber einen Ausweis. Bitte wendet euch für dringende Geschäftsreisen an die Stadtschreiber.”
Ihre Nana fühlte sich sichtlich unwohl. „Jilien, schnell! Wo sollen wir hin? Wir können hier nicht bleiben!” Yirmesa verspürte Panik in sich aufsteigen.
„In Ordnung. Lasst euch mit der Menge zum Gewürzmarkt treiben. Dort kenne ich ein sicheres Haus, zumindest für den Moment.”
Die Unruhe steckte alle an. „Bürger von Deasu! Bitte geht nach Hause. Räumt die Straße, damit die Geschäftsleute die Tore passieren können. Macht die Straße frei und kehrt heim. Ihr seid jetzt alle in Sicherheit. König Hasis hat Prinz Serpent entsandt, um wieder Recht und Ordnung nach Deasu zu bringen.”
„Folgt mir und bleibt zusammen.” Jiliens Worte gingen in der Menge unter. Yirmesa konnte ihr nicht folgen, die Straßen waren überfüllt mit Passanten, die in Richtung der Tore drängten. Sie sah zahlreiche Renelaten, die mit Lanzen bewaffnet, die Wege räumten.
„Bleibt zusammen …” Auch Levinies Stimme erstarb. Sie sah nur noch Niavia und Jahanae in ihrer Nähe.
„Wartet! Ihr seid zu schnell!” Yirmesa trug den verängstigten Garia auf ihren Armen. Keiner reagierte.
„Bürger von Deasu. Bewahrt Ruhe! Folgt den Anweisungen der Soldaten und euch wird nichts geschehen. Bewahrt Ruhe und kehrt nach Hause zurück!”
„Nieder mit Hasis!” Den ersten Karnen gingen im Tumult die Nerven durch. „Freiheit!”, hörte Yirmesa mehrere rufen. „Gebt uns unsere Stadt zurück!”
„Bürger von Deasu. Bewahrt Ruhe und haltet euch von den
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