Nino und der Schul-Drache - Erst ich ein Stück, dann du
Chili in Ninos Zimmer und schließen die Tür hinter sich.
„Jetzt will ich deinen Drachen
aber sehen“, fordert Lara.
„Erst muss ich horchen,
ob die Luft rein ist“,
antwortet Nino. „Meine Eltern
dürfen nichts merken!“
„Die streichen euer Bad. Das habe ich genau gesehen“, beruhigt ihn Lara.
„Also gut. Dann zeig dich, Chili“, bittet Nino seinen Drachen.
Chili strafft seine gepanzerte Drachenbrust. Nino klatscht dreimal in die Hände, und schon steht Chili groß und türkisgrün vor den Kindern! Er ist so riesig, dass er beinahe an die Zimmerdecke stößt.
„Hallo, Lara“, sagt er und reicht dem Mädchen die Hand. „Freut mich, dich kennenzulernen. Was wollen wir spielen?“
Lara antwortet nicht. Sie starrt den Drachen nur an. „Du bist aber schön“, staunt sie.
Chili strahlt und dreht sich im Kreis wie eine Ballerina. „Und so groß!“, fährt Lara fort. „So groß wäre ich auch gern einmal!“
„Kannst du haben“, meint Chili und nimmt sie auf den einen Arm, Nino auf den anderen und lässt beide durch das Zimmer kreisen wie kleine Flugzeuge. Nino und Lara kreischen vor Vergnügen. Sie hören nicht, dass sich Schritte nähern und die Türklinke heruntergedrückt wird. Blitzschnell setzt Chili die beiden auf den Kleiderschrank und macht sich unsichtbar.
„Was macht ihr denn da oben?“, fragt Mama. „Fallt nur nicht herunter! Ich wollte euch Kuchen bringen. Papa war beim Bäcker und hat Amerikaner besorgt.“ „Amerikaner! Mein Lieblingskuchen!“, ruft Chili begeistert. „Also drei Portionen, wenn ich bitten darf.“ „Wer hat denn da eben geredet?“, wundert sich Ninos Mama.
„Das war ich“, antwortet Nino schnell. „Wir spielen gerade was Tolles. Können wir hier oben Kuchen essen? Wir brauchen aber drei Portionen.“
Ninos Mama schüttelt den Kopf, serviert aber drei Teller mit Amerikanern und drei Gläser Apfelsaft auf den Schrank.
Als alle satt sind, spielen sie mit Ninos Autosammlung. Wieder schafft es der Drache gerade noch rechtzeitig, sich unsichtbar zu machen, bevor Ninos Papa ins Zimmer kommt, um sich einen Bleistift zu borgen. Einen Augenblick lang rasen die Autos allein über den Straßenteppich, obwohl sie keinen Motor haben. Zum Glück bemerkt Ninos Papa es nicht.
„Das wird lustig morgen
in der Schule!“, freut sich Lara.
„Wollen wir den anderen erzählen,
dass du einen unsichtbaren
Drachen hast?“
„Ich weiß nicht.“ Nino zögert.
„Ben glaubt mir sowieso nicht.
Er lacht mich nur wieder aus.“
„Aber es wäre so lustig!“, ruft Lara. „Stell dir vor, was Chili alles anstellen könnte. Und nur wir Kinder wüssten, was los ist! Das wird ein Spaß! Und dich finden dann alle super, weil Chili dir gehört.“
Damit hat sie Nino überzeugt. Übermütig klettern Lara und er auf Chili herum, bis sie ganz außer Puste sind. Viel zu schnell ist der Nachmittag um und Lara muss nach Hause.
Als Nino und Chili nach dem Abendbrot im Zimmer sind, gähnt der Drache so herzhaft, dass Nino befürchtet, seine Eltern könnten ihn hören.
„Wir müssen schlafen gehen“, bestimmt Chili und schlägt bereits Ninos Bettdecke zurück.
„Neben dir habe ich ja kaum Platz“, beklagt sich Nino.
„Dafür bin ich schön warm.“ Chili streckt sich im Bett aus. „Du kannst dich an mich kuscheln. Und ich erzähle dir eine Gute-Nacht-Geschichte. Ich wette, so schnell wie heute bist du noch nie eingeschlafen.“
Nino zieht rasch seinen Schlafanzug an und schlüpft neben Chili unter die Decke.
„Mach dich unsichtbar“,
sagt er leise zu dem Drachen.
„Mama und Papa kommen noch,
um mir Gute Nacht zu sagen!“
Wenig später ist das Licht im Zimmer gelöscht. Nino legt seinen Arm um Chilis Bauch, der wie ein Hügel neben ihm emporragt. Chili holt tief Luft und beginnt: „Nino sitzt in seinem neuen Zimmer auf dem Teppich und holt seine Spielsachen aus einem großen Karton. Er und seine Eltern sind umgezogen …“
„Redest du von mir?“, fragt Nino und drückt sich noch enger an Chili. Aber ehe dieser antwortet, ist Nino bereits eingeschlafen.
Chili wird sichtbar
Am nächsten Morgen beeilt sich Nino mit dem Frühstück. Lara hat versprochen, ihn abzuholen und mit ihm zur Schule zu gehen. Als er seinen letzten Schluck Kakao hinunterstürzt, klingelt sie an der Tür. Zusammen mit Chili stürmen sie los.
In der Klasse angekommen, kann Nino es kaum erwarten, bis es klingelt und der Unterricht beginnt, so gespannt
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