Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)
draußen waren. Um sie aufzumischen, Raum zu schaffen für die Nachrückenden.
Er wirbelte herum, hieb auf den ersten Gegner ein – der nicht direkt parieren konnte. Der Hieb streckte ihn mit klaffender Wunde nieder. Seine Leute, allen voran Czand und Umanákhu, rückten aus dem Treppenhaus nach; sie hatten also den Kinphaurentrupp zwischen sich. Ihre Gegner waren nur leicht gerüstet, der Kampf kurz und heftig.
Ohne zu sehen, wen sie getötet, wen sie nur verletzt hatten, hetzten sie weiter durch die Gänge auf den Ausgang der Bastion zu. Auric streifte, kurz nur, der widersinnige Eindruck, die Besatzung würde vor ihnen fliehen. – Keiner trat ihnen entgegen. Bogen sie um eine Ecke sahen sie die Rücken von Kinphauren, die in die gleiche Richtung liefen wie sie. Alles war in Bewegung und keiner achtete im Trubel des Laufens auf sie. – Doch niemand hier floh: Alles strömte nach draußen in Richtung dessen, was diesen Aufruhr ausgelöst hatte. Im Laufen holten sie die aufbewahrten Stofffetzen ihrer Uniformen hervor und banden sie sich um den Arm, damit sie dort draußen Freund von Feind unterscheiden konnten.
Sie durchquerten die Wachstube, rannten die Treppe herauf, betraten die Terrasse …
Eine dumpfe Explosion aus dem Inneren der Bastion begleitete ihr Erscheinen.
Ein tiefer, dunkler Knall, polterndes Grollen. Gesichter wandten sich ihnen erschreckt zu.
Eine Menge Gesichter.
Auric blickte herab auf eine über die Hauptterrasse tobende Schlacht.
Jag und sein Trupp waren entdeckt und enttarnt worden. Kinphauren drangen von allen Seiten mit ihren Schwertern auf sie ein. Es war eine wilde Hauerei und sie hatten gegen die Kinphauren alle Hände voll zu tun. Weitere Trupps stürmten von draußen die Treppen zur Terrasse herauf. Der Weg zu den Mauern aber war noch frei. Vortig hielt sich mit zwei weiteren Flachbogenschützen am Rand des Kampfes und jagte Geschoss auf Geschoss in die einströmende Kinphaurenmenge. Jag, Kudai und Keiler Drei bildeten die Spitze eines Angriffskeils, der unter den meist schlecht gepanzerten Kinphauren seinen Tribut forderte und sie zurückweichen ließ, doch die Zahl der Kinphauren arbeitete unerbittlich gegen Jags Trupp. Die Terrasse vor Auric war ein einziges wimmelndes, kämpfendes Chaos. Von überall konnten ständig neue feindliche Trupps nachrücken. Nicht nur die Überzahl, auch die Zeit arbeitete gegen sie. Nicht zuletzt, weil die Zündschnüre brannten.
Ein Schrei, ein Befehl in Kinphaurisch. Eine kurze Sequenz gebellter Silben. Unter den Gesichtern, die sich ihnen für diesen Moment geschockter Ablenkung zukehrten, war das eines schwarzgerüsteten Kinphauren-Offiziers. Der hatte sie, durch die Explosion auf sie aufmerksam gemacht, als das identifiziert, was sie waren. Neben den Blicken wurden jetzt auch Schwertspitzen auf sie gerichtet. Kinphauren stürmten auf sie zu.
Na fein, es geht los. Schöne Scheiße.
Auric griff in den Beutel, der um seine Schultern hing – Jenric und Natter, beide offensichtlich mit Muffensausen, taten es ihm gleich –, holte eine der kleinen Brandkugeln hervor, die sie auf Ikuns Geheiß mitgenommen hatten. Schnell die Zündzange, Glück beim ersten Mal, der Funke sprang, die Zunderpfanne brannte.
Er warf die Kugel über die Köpfe der Anstürmenden.
In der Menge der Kinphauren schoss fauchend ein greller Strauß von Flammen empor, trieb Körper brennend auseinander. Feuer fächerte hoch, Flammenzungen fraßen Kleidung und Fleisch.
Eine zweite Flammenexplosion, direkt in der anstürmenden Menge. Einer, Jenric oder Natter, hatte zwischen ihre unmittelbaren Angreifer gezielt. Die Glutwelle traf sie noch am Kopf der flachen Stufenflucht. Auric stand in einem gierigen Hitzerachen. Zum ersten Mal war er wirklich dankbar für die schwarze Drachenhautrüstung und den Helm, der sein Gesicht abdeckte. Sie hielten einen großen Teil der Glutwucht ab.
Ein dritter Flammenfraß explodierte in der Mitte der Terrasse. Schreie, brennende Körper, die sich panisch durch die Menge warfen, dabei die Flammen noch verbreiteten. Wildes, brüllendes Rollen auf dem Boden, wegspringende Umstehende. Körper von Flammen umhüllt, von Flammen gefressen. Als ständen durch die Menge gewebt Fahnen in Brand, die rasch vom Feuer zerrissen, verzehrt und zerfetzt wurden. Doch das Kreischen und Brüllen, die von Entsetzen und Todesnot gezeichneten Gesichter im Feuertoben zeigten an, dass es lebendige, fühlende Wesen waren, die in Flammen standen und aus der Welt
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