Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)
hatte Ikun Bockmist gebaut oder sie waren, jetzt schließlich unmittelbar vor dem Magazingewölbe angekommen, an den Punkt gelangt, wo ein Trupp von Soldaten, die im Herzen der eigenen Stellungen geschlossen in voller Rüstung und mit Helm herumliefen, Argwohn erregte.
Ikun und der wachhabende Kinphauren-Offizier standen sich wie Kampfhähne gegenüber und brüllten einander an. Ikuns ungerührte Maske war vollständig verschwunden; ihm schwollen die Adern an Hals und Schläfe. Seinem Gegenüber, einem der wenigen wirklich stämmigen Kinphauren, die Auric bisher gesehen hatte, stand sture Erbitterung ins Gesicht geschrieben. Er schrie einen augenscheinlich ranghöheren Offizier an, und es war ihm verdammt egal. Er fühlte sich im Recht. Und er war nicht bereit auch nur einen Fußbreit nachzugeben. Sein bellendes Gebrüll hallte von den steinernen Wänden der achteckigen Kammer wieder, Ikuns Gebrüll schnitt hinein. Alles in der Auric vollkommen unverständlichen Mischsprache Kvay-Nans.
Sie saßen hier in dieser düsteren Kammer wie in einer verdammten achteckigen Falle mit zwei engen Ausgängen fest. Hinter ihnen lag die enge Flucht von Treppen, die sie in die Tiefen der Bastion herabgeführt hatte. Vor ihnen führte eine letzte schmale Stiege hinab zum von einem schweren Bogen überwölbten Eingang der eigentlichen Magazinkammern. Dazwischen stand ein Kampfkeiler von einem Kinphauren mit zappelndem Zapf und seine Mannschaft, mit betretenem Blick aber mit den Händen am Griff ihrer Schwerter.
Die unterirdische schlecht belüftete Kammer stank nach dem Rauch der Lampen. Vor allem aber stank sie nach dem Schweiß von zu vielen übel gelaunten, bis zur Überladung mit den Hufen scharrenden Männern auf zu engem Raum, alle von ihnen seit allzu langer Zeit ungewaschen. Die stickige Atemluft der Kammer schien in Rekordzeit aufgebraucht zu werden.
Der Wachoffizier brüllte wieder, wirkte als stände er kurz davor Ikun mit beiden Händen einen Hieb vor die Brust zu verpassen. Stattdessen glitt er an Ikun vorbei und stand mit einem Mal direkt von Auric, das Gesicht dicht vor seinem Visierschlitz und schrie nun mit unverständlichen Worten auf ihn ein. Es klang für ihn wie eine Frage. Auric schwieg ihn eisern an. Was blieb ihm sonst übrig: Er war der Sprache nicht mächtig. Der Kinphaure wiederholte die Lautfolge seiner Frage, lauter und heftiger diesmal. Seine Lippen zogen sich von seinem Zahnfleisch zurück, Speichel flog. Sein Blick schwenkte dabei über Aurics Schulter; Auric folgte ihm mit seinem. Zu Umanákhu, zu seiner notdürftig zusammengehaltenen Rüstung, und die Augen des Kinphauren wurden dabei groß vor Erstaunen.
Eine Sekundenbruchteil später wurden sie sogar noch größer, denn Auric zog das Langmesser und stieß es ihm durch den Schlitz zwischen den Teilen seines Lederpanzers seitlich in den Bauch.
Der Kampf brach augenblicklich los, als hätte die überladene Atmosphäre nur auf den Funken gewartet. Brüllen aus Soldatenkehlen, Schwerterziehen, das Keuchen, Fluchen, Klirren von Stahl eines Nahkampfs auf engem Raum. Aurics Leute waren im Vorteil durch die explosive Heftigkeit ihres Angriffs: Sie waren bereits in Erwartung eines Kampfes in diese Situation gegangen, sie waren entschlossen und bis in die Haarwurzeln aufgeputscht. Es war in kaum mehr als einer Minute vorbei.
Auric säuberte sein Schwert am Überwurf eines Toten und blickte sich um.
„Wie sieht es aus bei euch?“
Einige hatten Kratzer abbekommen, ansonsten war auf ihrer Seite alles in Ordnung. Die Wachmannschaft lag verstreut über die Kammer in verdrehten Haltungen und in ihrem eigenen Blut am Boden. Auric folgte Ikun zusammen mit Jenric und Natter die enge Treppe hinab.
Das Magazin war ein tiefes, dunkles Gewölbe mit schweren Tragbögen und massiven Pfeilern. Durch die sich kreuzenden Rundbögen, welche die Decke stützten, und die Laufmauern, die, ihrem Verlauf am Boden folgend, Lagergruben säumten, entstand eine Reihe von quadratischen Kammern, die sich rasch in die Tiefe hinein in Dunkelheit verloren. Jede Form von Feuer, das zur Beleuchtung dienen konnte, verbot sich natürlich hier, direkt bei der Munition. Nur ein paar schmale senkrechte Schächte in der Decke sorgten am Rand der Kammern für ein äußerst dürftiges Licht. Als sich Aurics Augen nach einiger Zeit an die Dunkelheit gewöhnt hatten, erkannte er schwach, dass die Gruben der Kammern meist bis zum Kamm der Randmauer hin mit kinphaurischer Munition gefüllt
Weitere Kostenlose Bücher