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Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition)

Titel: Ninragon – Band 1: Die standhafte Feste (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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dass er sich vollkommen ungeschützt vorkam. Er hätte wer-weiß-was dafür gegeben, das Gewicht seines guten alten Hauberts am Leib zu spüren, aber den hatte er zurücklassen müssen – wahrscheinlich für immer. Zusammen mit der zerlesenen Ausgabe des Torarea, für die er nirgendwo zwischen der Rüstungsteilen aus Drachenhaut Platz finden konnte.  
    Verdammt, musste er das, was er gerade im Begriff war zu tun, tatsächlich durchziehen? Fast war er aus diesem verdammten Becken heraus gewesen. Fast hatte er es geschafft. Aber es hatte sich eine Gelegenheit ergeben, und er war derjenige gewesen, der vor Ort war, um sie zu ergreifen. Warum war eine Gelegenheit in ihrer Zwangsläufigkeit nur so verdammt einer Falle ähnlich, die kein Entkommen bot, wenn man erst einmal in sie getappt war? Und er war es auch noch gewesen, der Jag überredet hatte. Verfluchter Ikun! Ausgerechnet ihnen in die Hände zu fallen.
    Es war wahrhaftig kein Genie nötig, um diese Aktion durchzuziehen. Die Nerven, es bis zum Ende durchzuziehen und der Schneid, eine gebotene Gelegenheit auch zu ergreifen, genügten. Anders gesagt, es brauchte einen Trottel, der eine selbstmörderische Ader hatte und verrückt genug war, sich auf eine fragwürdige, löcherige Sache einzulassen. Und er war eben der Trottel gewesen, der gerade zur Stelle gewesen war.
    Kvay-Naun-Soldaten liefen um sie herum, anscheinend ohne von ihnen großartig Notiz zu nehmen. Am hünenhaften Umanákhu saßen die Panzerungsteile seltsam und mit Lücken; es hatte einiger Improvisation bedurft, ihn überhaupt einigermaßen auszustaffieren – er war, damit das weniger auffiel, in die Mitte genommen worden. Ikun, der helmlos vorausging – in seiner eigenen Rüstung eines hohen Offiziers und mit Sprachkenntnissen –, führte sie geradewegs an einer schmalen Eingangspforte, vor der nur zwei Soldaten Wache standen, vorbei und auf eine breite Treppe zu, vor der dagegen eine ganze Reihe von Kinphauren in lockerer, unmilitärischer Ordnung herumstanden, wahrscheinlich in einer Dienstpause. Die meisten von ihnen trugen für den Festungsdienst, anders als die Kommandotruppen gegen die sie gekämpft hatten, wenn überhaupt nur leichte Rüstungen.
    Einige von ihnen rührten sich bei ihrer Annäherung unbehaglich und versuchten, angesichts eines ranghohen Kvay-Naun-Offiziers Haltung anzunehmen. Für Ikun war es daher fast unvermeidlich, sie zusammenzuschnauzen. Auric zuckte dennoch zusammen, als er es tat und damit ihre Aufmerksamkeit auf sich zog – noch dazu in einer Sprache, die er nicht verstand.
    Unbehelligt marschierten sie die Treppenflucht hinauf, ein großer geschlossener Trupp, alle in schwarzen Rüstungen. Auric hatte das Gefühl, als würden sich die Blicke der Soldaten unten auf dem Vorplatz während des ganzen Wegs in ihre Rücken bohren. Sie gelangten hinauf zu einer Art Terrasse; einer der Hauptplattformen der Bastion, wie sie von weiter oben am Hang hatten sehen können. Mäßig belebt, aber mäßig war schon zu viel für Aurics Geschmack.  
    Wieder brüllte Ikun etwas Unverständliches, zwar in ihre Richtung, doch nicht für ihre Ohren sondern die der Umstehenden Kvay-Naun bestimmt. Ein großer Teil ihres Trupps – unter ihnen Jagnar, Kudai   und Keiler Drei – formierte sich trotzdem und blieb zurück. Sie hatten zwar kein Wort des Befehls verstanden, aber sie kannten die Absprachen ihres Plans.
    Auric selber folgte Ikun mit dem kleineren Teil ihrer Abteilung über eine abwärts führende Treppe in die Bastion hinein. Er hoffte inständig, dass niemand die Zurückgebliebenen ansprach. Sonst konnte die Rückendeckung für ihre Mission im Handumdrehen zu etwas werden, was schneller hochging als ein kinphaurisches Brandgeschoss.
    Beim Betreten der Festungsräume stießen sie zunächst auf einen belebten Wachraum. Auric und der Rest behielten auch hier – selbst wenn dieses Verhalten ungewöhnlich erscheinen mochte – aus offensichtlichen Gründen ihre Helme an. Das Soldatenleben hatte dafür gesorgt, dass sie ständig der Sonne und den üblichen Härten ausgesetzt waren, aber auch ohne diesen Umstand war es unmöglich, sich einen so knochenbleichen Teint zu bewahren, dass man auch nur als Kinphauren-Halbblut durchgehen konnte. Ein kurzer Wortwechsel mit einem der anwesenden Offiziere in der ihm unbekannten Sprache. Ikun ging weiter, sie folgten ihm.
    So tauchten sie ein in das Halbdunkel der Gänge.

    Auric hatte keine Ahnung, was der Auslöser gewesen war. Entweder

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