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Ninragon - Homunkulus

Ninragon - Homunkulus

Titel: Ninragon - Homunkulus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horus W. Odenthal
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Schulter.
    Wie hatte Choraik gesagt: »Die Frage ist, wozu var’n Sipach den Ordensmann Banátrass sonst noch benutzt.« Vielleicht war da noch viel mehr. Wahrscheinlich wollte er sich eines Beweises entledigen.
    Sie hatte die Waffe sinken lassen.
    Und dann hatte sie ihre beiden Kinder im Arm gehalten, während eine wild zusammengewürftelte Schar, die für die Rebellen arbeitete, mit dem auf ihren Kahn verfrachteten Homunkuluskörper ablegte und das Fahrzeug in die Mitte dieses Armes der Vlichten hinausstakte, hinein in das Labyrinth aus Wasserarmen, einen schlammigen, zerwühlten Irrgarten, der so tückisch, so gefährlich wie unkontrollierbar war. Ein Terrain, auf dem man ein vom Bevollmächtigten Beil dringend gesuchtes Beweismittel gegen einen verfeindeten Klan sicher aus der Stadt heraus und in das Niemandsland schaffen konnte. Wenn man die richtigen Wege und Tricks kannte.
    Eine wild zusammengewürfelte Schar aus Männern und Frauen – Lenk dabei, ein ehemaliger Firnwolf, außerdem ein Vastacke und ein Kinphaure.
    Sie ging neben Choraik her zum Ausgang, der aus der kathedralenartigen Halle in den Ruinen des ehemaligen Tryskenon herausführte, und sie spürte, wie das Grinsen auf ihrem Gesicht breiter und breiter wurde. Es lag nicht viel Humor darin.
    Sie musste unwillkürlich an das grotesk verzerrte Gesicht des Ankchorai denken. Die Haut wie verzogen über den Schädel gespannt.
    Choraik drehte sich zu ihr hin. »Warum grinsen Sie von Ohr zu Ohr wie ein kinphaurischer Verschwörer? Haben Sie jemanden ermordet?«
    Danak sah ihm ins Gesicht, fühlte, wie der Zug um ihre Mundwinkel hart wurde. »Ja«, sagte sie, »aber er weiß es noch nicht.«
    Der Kinphaurenrenegat zog die Braue hoch. »Was soll das bedeuten?«
    »Das werden Sie sehr bald erfahren …«, machte eine kurze Pause und fügte hinzu, »Hauptmann Choraik d’Vharn.«

17
    Es war eine leere Hülle. Das konnte sie jetzt erkennen.
    Sie hatte ihr Pferd angehalten und blickte auf den dunklen Klotz der Schmiedeburg, in deren Fenstern kein einziges Licht glomm. Alles lag noch immer in nächtlicher Dunkelheit und die Formen ringsherum waren eher zu erspüren als zu erkennen. Die Dämmerung würde jetzt immer länger auf sich warten lassen. Die dunkle Jahreszeit lag schwer über dem Land. Eine aufkommende Brise pfiff um die Gebäudeecken und ließ die spärlichen Blätter an den Bäumen wispern. Der Wind kam von den Vlichten her und brachte den Geruch von Herbst und modrigem Land mit sich.
    Es war spät geworden, fast Morgen, bis alles erledigt war. Bis Mercer und die anderen Verwundeten versorgt waren, die Toten geborgen. Mehr war erst zu tun, wenn die Gegenseite ihre Leute über den Ort des Kampfes geschickt hatte, um das ihre zu erledigen.
    Sie war müde bis auf die Knochen. Jetzt kehrte sie in die Schmiedeburg zurück.
    Sie band das Pferd an, ging in die Küche.
    Niemand.
    Was hatte sie erwartet?
    Durchschritt den Durchgang zur Schmiedehalle.
    Leere, staubige, dunkle Weite empfing sie dort. Die Kette über dem Bodenverschlag klirrte leise in einem jähen Luftzug, der durch die sperrangelweit offenen Hallentore hereinwehte.
    Hier hatten sie gestanden.
    Liova und Bernim dort in der Tür, Klann ihr gegenüber.
    Ihre Augen waren wieder zu ihren Kindern im Eingang zurückgekehrt, nachdem sie die Orbusbotschaft von Mercer erhalten hatte, und der Anblick der beiden hatte ihr den einen ruhigen Moment gegeben, der ihr geholfen hatte die Situation und ihre Möglichkeiten zu erfassen. In diesem Moment hatte sie ihre Entscheidung getroffen.
    »Was willst du tun?« Klann hatte sie noch immer mit seinem träge erscheinenden Blick angesehen.
    »Den Unschuldigen ihre Unschuld bewahren.«
    Sie sah zu Bernim und Liova hin, ließ die Armbrust sinken, die sie bis jetzt auf ihn gerichtet hatte, klappte den Spannbügel ein, zog sie sich mit dem Gurt an den Körper. Sie trat zu ihren Kindern hinüber, ging vor ihnen in die Hocke und breitete ihre Arme aus. Beide sanken sie hinein.
    »Ich habe euch lieb«, sagte sie, ihre Wangen an denen der Kinder.
    »Was war das da? Das mit Papa?« Liova fragte es.
    »Das war eine von den dummen Sachen, die deiner Mutter passieren, weil sie die Arbeit tut, die sie tut.«
    »Du jagst Verbrecher. Ist Papa ein Verbrecher?«
    »Nein, Papa ist, was immer euer Papa beschließt zu sein.«
    »Und warum …?«
    »Hört mir zu«, unterbrach sie Liova. »Hört mir zu. Eure Mama muss heute Nacht noch einmal weg. Weil sie noch etwas zu Ende bringen

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