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Nirgendwo in Afrika

Titel: Nirgendwo in Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Zweig
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frischen Wunden gab. Eine kurze Zeit roch die Küche noch nach Rummlers feuchtem Fell, später nur nach dem kalten Wachs der abgebrannten Kerze.
    »Owuor bleibt bei uns. Wir haben ihn nicht gehen sehen«, sagte Regina. Erst merkte sie, daß sie laut gesprochen hatte, und dann, daß sie weinte.
    »Verzeih mir, Regina. Das wollte ich nicht. Du bist zu jung. In deinem Alter wußte ich nur, was Schmerz war, wenn ich vom Pferd fiel.«
    »Wir haben ja kein Pferd.«
    Walter sah seine Tochter erstaunt an. Hatte er ihr so viel Kindheit geraubt, daß sie sich mit einem Scherz trösten mußte, während ihr die Tränen, wie einem Kind, das nichts begreift außer seinem Trotz, über das Gesicht liefen? Oder genoß sie nur die Sprache Afrikas und heilte ihre Seele mit einem Balsam, den er nie ausprobiert hatte? Er wollte Regina an sich ziehen, aber er ließ seine Arme sinken, kaum, daß er sie erhoben hatte.
    »Du wirst nicht mehr vergessen können, Regina.«
    »Ich will nicht vergessen.«
    »Das habe ich auch gesagt. Und was hat es mir gebracht? Ich tu dem Menschen weh, der mir am meisten auf der Welt bedeutet.«
    »Nein«, wehrte Regina ab, »du kannst nicht anders, du mußt auf Safari.«
    »Wer hat das gesagt?«
    »Owuor. Er hat noch was gesagt.«
    »Was denn?«
    »Soll ich dir's wirklich sagen? Du wirst beleidigt sein.«
    »Nein, ich versprech dir, daß ich's nicht bin.«
    »Owuor«, erinnerte sich Regina und schaute zum Fenster
    hinaus, um nicht das Gesicht ihres Vaters sehen zu müssen, »hat gesagt, ich muß dich beschützen. Du bist ein Kind. Das hat Owuor gesagt, Papa, nicht ich.«
    »Er hat recht, aber sag es keinem, Memsahib kidogo.«
    »Hapana, Bwana.«
    Sie hielten sich aneinander fest und glaubten, sie hätten denselben Weg vor sich. Walter hatte zum erstenmal das Land betreten, das ihm zu spät ein Stück Heimat geworden war. Regina aber genoß die Kostbarkeit des Augenblicks. Endlich hatte ihr Vater begriffen, daß nur der schwarze Gott Mungo die Menschen glücklich machte.

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