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Nixenfluch

Nixenfluch

Titel: Nixenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Dunmore
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huscht über sein Gesicht. »Bitte komm, Sapphire.«
    Ich werfe einen Blick zurück. Sehe den weißen Strand und dahinter die hohen Gesteinsbrocken, die fast bis zur Felskante emporragen. Der Weg nach Hause. Ich betrachte Faros Gesicht und dahinter den Schatten, den ich unter der Wasseroberfläche wahrzunehmen glaube. Einer seiner Freunde. Die Mer wollen, dass ich zu ihrer Versammlung komme.
    Das könnte bedeuten, dass mich die Mer jetzt weiter nach Indigo vordringen lassen. Eine Versammlung … Wenn es um etwas Ernstes geht, wie Faro sagt, dann wird Saldowr vielleicht auch anwesend sein. Sicherlich werden sie seinen Rat benötigen, denn Faro zufolge ist er der weiseste aller Mer. Ich würde ihn so gern wiedersehen. Ich hoffe, die Wunde an seiner Schulter ist inzwischen verheilt. Als wir darum kämpften, den Gezeitenknoten wieder zusammenzusetzen, war er so schwer verletzt worden, dass ich schon fürchtete, er müsse sterben.
    Obwohl ich inzwischen schon ziemlich oft in Indigo war, habe ich bisher nur Faro, seine Schwester Elvira und Saldowr kennengelernt. Andere Mer habe ich bloß aus der Ferne gesehen. Doch bei der Versammlung werden bestimmt viele von ihnen anwesend sein, vielleicht Hunderte. Und ich in ihrer Mitte.
    Erregung überschwemmt mich wie eine steigende Flut. Senara, Mum, Conor und Sadie verblassen bereits in meinem Bewusstsein. Rücken von mir fort und werden immer kleiner, als würde ich ein Fernglas verkehrt herum halten. Indigo öffnet die Arme für mich.
    »Ich komme«, flüstere ich, strecke die Arme weit nach vorn und stoße mich vom Felsen ab.

Zweites Kapitel

    S obald wir die Bucht hinter uns gelassen haben, zieht sich der Meeresboden zurück. Wir tauchen hinab, durchdringen das türkisfarbene Wasser der Oberfläche, bis wir das tiefe Blau erreicht haben, das darunter liegt. Faros Freund schwimmt voraus. Ich sehe, wie die gleichmäßige Bewegung seiner Schwanzflosse ihn durchs Wasser treibt. Manchmal scheint er sich umzudrehen, um sich zu vergewissern, dass wir noch hinter ihm sind, doch genau kann ich das nicht erkennen.
    Indigos Kraft pulst durch meinen Körper, während ich hinter ihm hergleite. In der Menschenwelt, nahe der Oberfläche, könnte ich niemals so schnell schwimmen. Mit der Schnelligkeit und Geschmeidigkeit einer Robbe schneide ich durchs Wasser und bin kein bisschen müde, obwohl wir bestimmt schon eine Meile vom Land entfernt sind.
    Im Nu befinden wir uns in der Gewalt einer mächtigen Strömung. Sie umschließt uns mit ihren starken Armen und zieht uns in südliche Richtung. Zunächst nur langsam, dann schneller und schneller, bis das Wasser zu beiden Seiten an uns vorbeischießt und der Meeresboden verschwimmt.
    Faros Freund surft auf dem Kamm der Strömung und jagt in einem wilden Ritt vor uns her. Obwohl ich ihn schemenhaft erkenne, lässt er es nicht zu, dass ich ihn einhole. Faro könnte es sicherlich, aber ich bin einfach nicht schnell genug.
    »Warum wartet er nicht auf uns, Faro?«
    Faro lächelt vielsagend und zeigt mir seine weißen Zähne. »Weil er schüchtern ist und ein wenig Angst vor dir hat, Sapphire.«
    »Bitte?«
    »Du bist ein Mensch, vergiss das nicht. Morlader ist anders als ich. Er hat noch nie einen Menschen aus der Nähe gesehen und natürlich auch noch nie mit einem Menschen geredet. So ist das bei den meisten Mer. Du machst dir nicht klar, wie speziell ich bin«, fügt er selbstgefällig hinzu.
    »Aber warum?«
    »Warum was?«
    »Warum bist du anders als die anderen?«
    Faro runzelt die Stirn. »Das würdest du nicht verstehen, Sapphire. Das ist eine Mer-Sache.« Ein Schwall von Luftblasen verdeckt sein Gesicht. Er ist mir nah und scheint doch weit weg zu sein. Eine Mer-Sache. Seine Worte schmerzen mich, doch mein eigenes Mer-Blut prickelt vor Aufregung, während Indigos Wasser um mich braust. Wie schnell ist die Strömung? Wo trägt sie uns hin? Das Land muss jetzt viele Kilometer entfernt sein. So schnell war ich in Indigo noch nie unterwegs, doch habe ich keine Angst, sondern empfinde eine sprudelnde Vorfreude. Wie kann Faro nur glauben, dass ich ihn nicht verstehe?
    »Ich bin nicht nur ein Mensch, Faro. Ich dachte, du wüsstest das.«
    Faro dreht sich zu mir um. Seine Haare fliegen nach hinten und werden von der Gewalt der Strömung an seine Haut gedrückt. Sein Blick ruht auf meinem Gesicht, aufmerksam, besorgt – vielleicht sogar ein wenig ängstlich. Jetzt versteckt er sich nicht mehr vor mir. Und plötzlich fällt mir unsere erste

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