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Nizza - mon amour (German Edition)

Nizza - mon amour (German Edition)

Titel: Nizza - mon amour (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz J. Raddatz
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Sammetschlaufe entlangzuflitzen. Besser umgekehrt – man nimmt sich einen eigenen Tag und gondelt gemächlich von Bucht zu Bucht, nimmt sich auch Zeit, bummelt die schönsten Spazierwege entlang, die die Küste zu bieten hat, genießt auch die kleinen, wie wellige Muschelränder sich hineinwölbenden Badestrände. Da schmiegt sich dem Gast – von Nizza kommend – erst einmal das entzückend gelegene Villefranche-sur-Mer entgegen, mit intakten Gassen, keineswegs üppigen Häusern (die liegen weiter oben an den Berghängen), einer Uferpromenade mit einfachen, aber gut geführten Fischrestaurants. Nur gelegentlich trumpft weiter draußen im Meer ein Kreuzfahrtschiff auf, sonst schunkeln Bötchen vor dem Strandabschnitt, der gerne von kinderreichen Familien frequentiert wird. Der »Clou« des Ortes ist gewiß das Hotel »Welcome«, berühmt für seine Gäste von Oscar Wilde, Charles Baudelaire und Albert Einstein über Jean Cocteau oder André Gide bis zu Klaus Mann; es galt vielen Künstlern in seiner idyllischen Abgeschiedenheit – aber in zehn Minuten von Nizza mit der kleinen Küstenbahn erreichbar – als Refugium. Nicht zu Unrecht ist »La Chapelle St-Pierre« einer dieser Berühmtheiten gewidmet: »À l’ami Jean Cocteau, décorée par Jean Cocteau.« Wir lasen ja bereits von Madame Olmis Großvater, der das initiierte. Das alles atmet bis zur Stunde eine lärmlose Behaglichkeit; ein Ort, in dem die Polizeistation untergebracht ist im »Ancien Palais des Princes de Savoie«, kann sich nicht aufplustern.
    Zehn Autominuten weiter, in Beaulieu-sur-Mer, verlockt nun geradezu das Gegenteil – das nach meiner Erfahrung nun wirklich letzte Grand Hotel der ganzen Umgebung, das noch den Namen verdient. »La Réserve« ist kein Betongigant, es wirkt wie eine gediegene Villa der Belle Époque in einem kleinen Park, der die Bucht säumt; wäre es nicht ein Haus, man könnte meinen, es rolle auf Gummirädern – der Service, vom Empfangsportier bis zum Kellner, der den Tee am (auch im Winter) geheizten Pool serviert, gleitet elastisch in diskreter Distinguiertheit, kaum spürbar die Gäste umsorgend, die dort weder halbnackt noch mit dem Messer in der linken Hand genießen, was die zugegebenermaßen teure Karte zu bieten hat. Man sitzt wie auf einer Landzunge oder wie auf einem von der See umplätscherten Schiffsbug – vor sich die Weite des Mittelmeers, hinter sich die unverbauten Felsklüfte der Alpes Maritimes. »Leben wie Gott in Frankreich« – so muß es einmal gewesen sein, aber so ist es nur noch selten und nur an verstecktem Ort.
    Natürlich ist es kein Zufall, daß man von hier aus einen ganz besonders reizvollen Spazierweg wählen kann, denn wir gelangen sehr rasch zu jenen »Beaux Quartiers«, den Vierteln der Reichen – nämlich zum Cap Ferrat. Allerdings ist es auch kein Zufall, daß überhaupt ein Spazierweg da ist, den man nun in vielen kleinen Kurven entlangwandern darf: Unter der sozialistischen Regierung Mitterrand wurde durchgesetzt, daß jeglicher Zugang zum Meer öffentlich sein muß. So thronen die vollkommen phantastischen Besitzungen der Superreichen von Cap Ferrat (wohl die teuerste Gegend Frankreichs) in ihren prächtigen Parks über jener Promenade de Rouvier, die ich in »Promenade d’Envie« umgetauft habe; denn selig sind die, die frei von Neid. Ich bin es nicht durchweg angesichts der Herrschaftssitze von Cap Ferrat, die man durch Palmenhaine, Orangenplantagen und Kakteenwälder meist knapp erspähen kann. Unter ihnen latscht nun der sprichwörtliche kleine Mann (mit Mitterrands Hilfe) am Meer entlang, und ein apartes Detail weist auf die einst noch herrlichere Herrlichkeit: Unterhalb des Spazierwegs gibt es kleine und manchmal gar nicht so kleine stählerne Pforten, gelegentlich führen sie zu einer Art ummauertem Yachtanlegeplatz: Aus diesen – frei nach 007 – können dann die »Schloßherren« mit ihren unterirdisch geparkten Schnellbooten hervorschießen; vielleicht zum Einkaufen nach »Monte«? Böse Zungen wollen wissen, daß es Stainless-Tür-und-Tor für Schmuggel sei – irgendwie muß das viele, viele Geld ja verdient werden … Einige der »Oberklasse« haben auch schmale steinerne Brücken über den Weg mauern lassen, die führen dann zu einem gesicherten Türchen »Plage privée« – oder »Port privé«.
    »Aber schön, aber schön war es doch«, heißt es im Chanson. Der gelbe Neid ist ja von Sonne und Salzluft rasch weggeleckt, der Weg um die Halbinsel Cap Ferrat

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