Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Noah & Echo - Liebe kennt keine Grenzen

Noah & Echo - Liebe kennt keine Grenzen

Titel: Noah & Echo - Liebe kennt keine Grenzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie McGarry
Vom Netzwerk:
Betreuerin vom Jugendamt, Keesha, eine korpulente Schwarze in ihren Fünfzigern, blieb im Türrahmen stehen. »Vergiss nicht: Keine persönlichen Fragen über die Pflegeeltern. Ich bin auf der anderen Seite des Spiegels.«
    Ich warf ihr einen feindseligen Blick zu, den sie genauso feindselig erwiderte, bevor sie ging. Zumindest war der Hass gegenseitig. Nachdem ich meinen ersten Pflegevater verdroschen hatte, war ich als psychisch labil eingestuft worden und hatte das Besuchsrecht für meine Brüder verloren. Da es seither keine Zusammenstöße mehr mit weiteren Pflegeeltern gegeben und ich »Zeichen der Besserung« gezeigt hatte, durfte ich sie unter Aufsicht wieder einmal im Monat sehen.
    Jacob nuschelte an meiner Schulter: »Ich hab dich so vermisst, Noah.«
    Ich hielt ihn ein Stück von mir weg, um ihn ansehen zu können. Er war acht, hatte Dads blonde Haare, blaue Augen und Nase. »Ich hab dich auch vermisst, Jacob. Wo ist Tyler?«
    Jacob wich meinem Blick aus und schaute zu Boden. »Er kommt gleich. Mom … ich meine …« Er fing an zu stottern. »Carrie redet draußen auf dem Gang mit ihm. Er ist ein bisschen aufgeregt.« Als er mich wieder anschaute, wirkte er bedrückt.
    Ich rang mir ein Lächeln ab und zauste ihm das Haar. »Keine Sorge, mein Kleiner, er kommt, wenn er so weit ist. Magst du dein Geschenk auspacken?«
    Ein Lächeln, das mich an Mom erinnerte, huschte über sein Gesicht. Ich reichte ihm das Geschenk und sah zu, wie er das Päckchen mit den zwanzig neuen Pokémon-Kartensets aufmachte. Während er jeden Kartensatz einzeln aufriss, verlor er das Interesse an mir. Ab und zu erzählte er mir wahllos irgendwas über eine Karte, die er besonders toll fand.
    Ich schaute auf die Uhr und dann zur Tür. Meine Zeit mit meinen Brüdern war begrenzt. Auch wenn ich zu Jacob gesagt hatte, dass es okay war, wenn Tyler noch ein wenig brauchte, war es das nicht. Tyler war erst zwei gewesen, als unsere Eltern starben. Jede Minute war kostbar, damit ich ihm helfen konnte, sich an sie zu erinnern. Ach, zum Teufel, was machte ich mir denn vor? Jede Minute war kostbar, damit er sich an
mich
erinnerte.
    »Wie geht es denn so mit Carrie und Joe?« Ich versuchte, die Frage so beiläufig wie möglich klingen zu lassen, aber in Wirklichkeit klopfte mein Herz wie verrückt. Ich hatte genug beschissene Erfahrungen mit Pflegeeltern gemacht, und ich würde jeden umbringen, der meine Brüder so behandelte, wie diese Leute mich behandelt hatten.
    Jacob sortierte die Karten zu mehreren Häufchen. »Prima. An Weihnachten haben sie uns gesagt, dass wir sie Mom und Dad nennen können, wenn wir wollen.«
    Scheiße
. Ich ballte die Faust und biss mir in die Wange, bis ich Blut schmeckte.
    Jacob blickte zum ersten Mal von seinen Karten auf. »Wo gehst du hin, Noah?«
    »Ich hole Tyler.« Ich hatte nur noch fünfundvierzig Minuten Besuchszeit. Wenn die das auf die schmutzige Tour machen wollten, dann konnten sie es haben.
    In dem Augenblick, als ich den Gang betrat, kam Keesha aus dem Beobachtungsraum und schloss die Tür hinter sich. »Geh wieder da rein und spiel mit deinem Bruder. Du beschwerst dich doch sowieso ständig, dass dir die Besuchszeit zu kurz ist.«
    Ich zeigte mit dem Finger auf sie. »Mir stehen mindestens zwei Stunden im Monat mit meinen Brüdern zu. Mindestens, nicht höchstens. Wenn Tyler nicht in dreißig Sekunden in diesem Zimmer ist, schalte ich einen Anwalt ein und sage ihm, dass Sie mich absichtlich von meinen Brüdern fernhalten.«
    Keesha musterte mich eine Sekunde lang und fing zu lachen an. »Du bist ein cleverer Bursche, Noah. Du lernst, wie das System funktioniert, und bekämpfst es mit seinen eigenen Waffen. Geh wieder da rein. Er ist schon unterwegs.« Ich wandte mich ab, als mir Keesha hinterherrief: »Und, Noah, wenn du noch einmal mit dem Finger auf mich zeigst, dann breche ich ihn dir, darauf kannst du Gift nehmen.«
    Jacob begrüßte mich wieder mit Moms Lächeln, als ich ins Zimmer zurückkam. Ich versuchte, meine Wut wegzuschieben. Jacob war kein Problem. Er erinnerte sich. Tyler hingegen – das war was anderes.
    Carrie, eine junge braunhaarige Frau und ganz die mustergültige Erwachsene, betrat den Raum mit Tyler auf dem Arm. Er klammerte sich an sie wie ein Äffchen. Ich streckte die Arme aus. »Geben Sie ihn mir.«
    Ich überragte sie um gut eine Kopflänge. Anstatt ihn mir zu reichen, legte sie auch noch ihren anderen Arm um ihn. »Er hat Angst.«
    Falsch.
Sie
hatte Angst. »Ich bin

Weitere Kostenlose Bücher