Noah & Echo - Liebe kennt keine Grenzen
würden wir bloß Kekse essen und
Sesamstraße
gucken.«
Ich nippte an meinem Bier. »Tun wir doch auch.«
Lila stolperte und schaute mich mit zusammengekniffenen Augen an. »Genau. Damit sie sich sicher fühlen.«
Das wohlige, nebulöse Gefühl, das mein Leben weniger krass erscheinen ließ, verlangsamte leider auch meine Denkprozesse. Ich ließ innerlich noch zweimal abspulen, was sie eben gesagt hatte. »Das ergibt keinen Sinn.«
Sie wedelte mit der Hand in der Luft herum, als wolle sie gleich zu einer Erklärung ansetzen, doch es kam kein Ton heraus. Schließlich ließ sie die Hand sinken und nippte wieder an ihrem Bier. »Ich habe keinen blassen Schimmer. Komm, gehen wir tanzen, Birthday-Girl.«
Wir warfen unsere leeren Becher in den Müll und schoben uns durch die Menge in die Richtung, wo die Musik herkam. Musik … tanzen … Luke hatte gesagt, ich solle nach ihm suchen. Ich wollte es gerade Lila erzählen, als sie plötzlich stehen blieb. »Ich muss pinkeln.« Sie bog abrupt nach links ab und schloss die Klotür hinter sich.
Ich lehnte mich mit der Schulter dagegen und lauschte, ob sie würgen musste. Nein, definitiv pinkeln.
Jemand rammte so heftig meine andere Schulter, dass es mir einen Stich im Arm gab. Ich drehte mich um. »Pass doch auf!«
Ein Mädchen mit langen schwarzen Haaren und einem Nasenpiercing, von Kopf bis Fuß schwarz gekleidet, kam einen Schritt auf mich zu. Sie stand so dicht vor mir, dass ich die Wimpern über ihren rot geränderten Augen sehen konnte.
»Musst mir nur aus dem Weg gehen.«
Ich gebe zu, ich war schon immer ein Schisser. Ich hatte mich noch nie geprügelt, ich tat alles, damit mich niemand anschrie, ich lag nachts wach und machte mir Gedanken, ob ich womöglich jemanden beleidigt hatte. Als jetzt diese Biker-Tussi mit ausgebreiteten Armen vor mir stand und auf eine geistreiche Entgegnung oder einen Boxhieb von mir wartete, hätte ich mich am liebsten übergeben.
»Lass sie in Ruhe, Beth«, erklang eine tiefe, raue Stimme hinter mir. Verdammt, die kannte ich.
Biker-Beth schaute geradewegs über meine Schulter hinweg. »Sie hat mich angepöbelt.«
»Nachdem du sie angerempelt hast.« Noah Hutchins stand neben mir. Sein Bizeps berührte meine Schulter.
Sie zog die Mundwinkel hoch. »Wusste gar nicht, dass du Echo Emerson fickst.«
»Oh Gott«, stöhnte ich. Sie kannte mich also – und dachte, ich hätte was mit ihm. Der ganze Raum fing an, sich zu drehen, und das schöne wohlig-nebulöse Gefühl verschwand.
Alles Gute zum Geburtstag!
»Sie gibt mir Nachhilfe.«
Ich lehnte mich an die Wand und wünschte mir, dass das Drehen endlich aufhörte.
»Ach ja? Wir sehen uns draußen, wenn ihr eure Hausaufgaben gemacht habt.« Biker-Beth zwinkerte demonstrativ und verschwand.
Na toll. Noch ein Gerücht, über das ich mir Sorgen machen konnte. Ich musste so schnell wie möglich weg von diesem Typen. Noah Hutchins brachte mir nichts als Ärger. Zuerst machte er sich über mich lustig. Dann sah er meine Narben. Dann zerstörte er meine Hoffnung, Aires’ Auto reparieren zu können. Und jetzt dachten die Leute auch noch, ich würde mit ihm ins Bett gehen.
Ich drückte die Türklinke zum Klo, in der Hoffnung, mich zu Lila verkrümeln zu können, aber die Tür war zu. Türen abzuschließen war ein grober Verstoß gegen den Freundinnen-Pakt. Ach, zum Teufel damit. Ich drehte mich um und steuerte taumelnd die hintere Veranda an. Ich musste dringend an die frische Luft.
Draußen angekommen, atmete ich tief durch. Die eiskalte Luft brannte in meinen Atemwegen und auf meiner nackten Haut. Aus der Dunkelheit jenseits der Terrasse waren Stimmen und Gelächter zu hören. Wahrscheinlich die Kiffer.
»Hast du irgendein Problem mit Jacken?«
Das gab’s doch nicht – wurde ich den Typen nie los? Ich fuhr herum und wäre beinahe mit Noah zusammengestoßen. Anscheinend gab es einen direkten Zusammenhang zwischen Raumwahrnehmung und Biergenuss. »Willst du unbedingt mein Leben ruinieren?«
Sei still, Echo
. »Hast du nichts Besseres zu tun, als mich komplett fertigzumachen?«
Das reicht jetzt. Du kannst ruhig aufhören
. »Bist du zu der Party gekommen, um allen von meinen Narben zu erzählen?«
Ich starrte ihm in die Augen und wartete auf seine Antwort. Keiner von uns beiden rührte sich. Du liebe Güte, Lila und Natalie hatten recht. Der Typ war absolut scharf. Wie hatte ich nur diesen Körper übersehen können? Seine Jacke war offen und sein T-Shirt so eng, dass sich seine
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