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Noah: Thriller (German Edition)

Noah: Thriller (German Edition)

Titel: Noah: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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Fieber hatte das zehn Wochen alte Mädchen nicht überlebt.
    Und wird Gott dich auch zu sich nehmen, Noel? Ist das sein Plan?
    Noch war ihr Baby nicht gestorben, wie sie erleichtert feststellte. Noch hörte sie seinen rasselnden Atem, zitternd wie der eines alten Mannes. Sie spürte Noels Bauch hart und unnachgiebig mit jedem Atemzug gegen ihre Hand drücken. Und in dem fahlen Mondlicht, das durch die Lücke im Wellblech fiel, sah sie seine großen Augen. Dunkel glänzend wie Klavierlack.
    Silvania, eine katholische Ordensschwester, die hin und wieder nach ihnen sah, dachte, es wäre die Armut, die das Gesicht einer Zweiundzwanzigjährigen in das einer alten Frau verwandelt hatte. Aber sie irrte sich. Es war die Scham.
    Alicia schämte sich, Steine zu kochen, weil die zweihundert Pesos, die Jay in den letzten zwei Tagen zusammengeschuftet hatte, gerade einmal für Señor Ramos reichten, einen Händler aus Makati, der einen Schlauch durch das Elendsviertel gelegt hatte, um hier das Wasser mit einem satten Aufschlag zu verkaufen; er nahm viel mehr Geld, als die Reichen zahlen mussten, die nur wenige Kilometer entfernt in ihren klimatisierten Villen hinter meterhohen, stacheldrahtbewehrten Zäunen in ihren Swimmingpools badeten.
    Alicia schämte sich, ihren Sohn am nächsten Morgen wieder auf die Deponie schicken zu müssen, damit er barfuß, nur mit einer dreckigen Unterhose bekleidet, in dem Müll herumstocherte, in einer Wolke von Fliegen stehend, glücklich, wenn er einen halbvollen Joghurtbecher fand, denn den konnte man noch an Ort und Stelle auskratzen.
    Und sie schämte sich dafür, dass sie keine richtige Frau war. Dass sie keine Milch geben konnte und ihre Brüste versiegt waren, ausgetrocknet wie der karge Acker ihres Vaters im Nordosten des Landes.    
    »Er braucht einen Arzt.«
    Die Stimme ihres Sohnes riss sie aus der Lethargie, in die sie verfiel, wenn sie zu viel grübelte.
    »Du bist wach, Jay«, sagte sie leise.
    Ihr Sohn setzte sich in der Dunkelheit auf. »Ich hab dich weinen hören, Mama.«
    »Das tut mir leid.«
    »Mach dir um mich keine Sorgen. Bring lieber meinen Bruder hier raus.«
    Gerade erst sieben, und Jay sprach mit dem bestimmten Tonfall seines Vaters. Es gab vieles, das Christopher ihm vererbt hatte: die traurigen Augen, der ernste Blick, die großen Hände, der Sinn für Zahlen (Jay liebte Mathematik und war ein Ass im Kopfrechnen) und natürlich das Schicksal, in Armut zu leben.
    »Einen Doktor können wir uns nicht leisten«, sagte Alicia matt. Jay streckte sich und stand auf. »Ich kenne einen, der behandelt umsonst.«
    »Nichts im Leben ist umsonst.«
    »Er ist Arzt und kommt auf die Müllkippe, um nach ihnen zu sehen.«
    Nach ihnen.
    Alicia zündete eine Kerze an, wobei sie sich fragte, ob sie Bedauern in Jays Stimme hörte. Sehnte er sich danach, zu ihnen zu gehören? Zu den etwa dreihundert Kindern, die nicht wie sie nur am Rand, sondern permanent auf der Deponie lebten? Sie träumten davon, Sportler zu werden, Pilot oder – wie Jay – Mathematiklehrer, und sie erzählten einander von ihren Plänen, während sie nach der Arbeit Rugby schnüffelten. Brauchte er diese nach Klebstoff süchtige Gemeinschaft mehr als seine Mutter?
    Alicias größte Angst war, dass ihr Sohn eines Tages nicht mehr nach Hause kommen, sondern sein Lager gleich dort im Abfall aufschlagen würde.
    »Heinz ist ein netter Mann.«
    »Was ist das denn für ein Name?«
    »Ein Deutscher. Er ist gut zu uns.«
    »Hmm.«
    Längst hatte sie den Glauben an das Gute im Menschen verloren – nicht erst, seitdem Christopher bei einer Polizeikontrolle erschossen worden war und der Polizist ihr seine letzten Habseligkeiten nur unter der Bedingung hatte aushändigen wollen, dass Alicia mit ihm schlief.
    »Alicia! Jay!«
    Die Flamme der Kerze erlosch, als der Duschvorhang, der als Tür der Hütte herhalten musste, ruckartig zur Seite gezogen wurde. Sie konnte das Gesicht des Mannes nicht sehen, da er ihr mit einer Taschenlampe direkt in die Augen leuchtete, aber an der heiseren Stimme hatte Alicia ihren Cousin sofort erkannt.    
    »Marlon? Was willst du hier?«
    »Beeilt euch«, keuchte der junge Filipino. »Los. Wir müssen weg.«
    Marlon arbeitete nicht in den Müllbergen. Er war Kurier, der Schnellste unter den jungen Männern, die für Edwin, den Slumlord des Viertels, Drogen und andere Ware auslieferten.
    »Wieso? Was ist los?« Instinktiv presste sich Alicia ihr Baby noch fester an die Brust.
    »Hörst du

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