Noah: Thriller (German Edition)
zurückzuschicken. Kurz: Wir könnten auf das unkontrollierte Wirtschaftswachstum verzichten …« Könnten wir das denn in der Realität? Oder erwartet uns genau das, was Karl Wagner im vergangenen Jahr in »2052«, dem neuen Bericht an den Club of Rome, für die kommenden 40 Jahre prognostiziert hat?
Hier verweise ich auf die Worte von Paul R. Ehrlich, Professor für Biologie an der Universität Stanford, auf die Frage eines Reporters der Süddeutschen Zeitung, wie hoch er die Chancen sehe, dass die westliche Zivilisation dieses Jahrhundert übersteht:
»So um die zehn Prozent. Ich hatte eine Auseinandersetzung mit einem Kollegen, der mir vorwarf, ich sei zu optimistisch. Ich arbeite hart daran, dass es elf werden. Wir sind auf dem falschen Kurs, und es gibt keine Anzeichen dafür, dass wir ihn ändern.«
Hat die Tatsache, dass Sie inzwischen Familienvater sind, Ihren Blick auf die Welt und Ihre Einstellung gegenüber den Menschen verändert?
Meine Ängste, besonders die Verlustängste, sind als Familienvater wesentlich konkreter geworden. Und da ich beim Schreiben meine Ängste abbaue, sind die von mir beschriebenen Alpträume in den jüngeren Werken zum Teil sicher intensiver geschildert.
Sie haben einmal gesagt: »Wer schreiben will, muss erst einmal gelebt haben.« NOAH ist Ihr neunter Roman innerhalb von sieben Jahren. Ertappen Sie sich manchmal, dass Sie das Mitleben vergessen?
Das ist schon möglich, aber eigentlich versuche ich immer mittendrin zu sein und nicht nur außenstehender Beobachter. Manchmal fällt mir dann erst hinterher auf, wenn ich über das Erlebte nachdenke, dass sich das vielleicht ganz gut für eine meiner Geschichten eignen würde.
Für »Die Therapie« war der Auslöser, dass Sie Ihre Freundin zum Orthopäden begleiteten und sich während des Wartens fragten, was wohl wäre, wenn sie nie wieder aus dem Behandlungsraum herauskäme und jeder leugnen würde, dass sie je hineingegangen ist. Welches Erlebnis hat die Idee zu NOAH gezündet?
Eine Dokumentation über Krankheitserreger, die den Wirt, den sie befallen, so lange aussaugen, bis sie gemeinsam mit ihm sterben. Ich dachte mir, das wäre auch eine passende Definition für den Menschen auf der Erde.
Vor Ihrem Erfolg als Thriller-Autor waren Sie Unternehmensberater und Mitglied der Programmdirektion von 104.6 RTL. Für den Sender sind Sie heute noch als Berater tätig. Erdet es Sie, noch einem derart »normalen« Beruf nachzugehen?
Ich kann nur jedem Autor, egal wie erfolgreich er ist, den Rat geben, sich einen Anker in der Realität zu bewahren. Nicht aus Gründen der finanziellen Sicherheit, sondern weil man die Anregungen zu wirklich relevanten Geschichten nur im Alltag findet. Abgesehen davon tummeln sich die meisten verhaltensauffälligen Menschen grundsätzlich am Arbeitsplatz, das ist natürlich für einen Autor von Psychothrillern ganz besonders dankbar.
Durch den gigantischen Erfolg Ihrer Bücher hat sich Ihr Alltag verändert: Lesereisen, Interviews, offizielle Anlässe – beeinträchtigt das die Schreibarbeit?
Ich versuche, mir immer Blöcke von mehreren Monaten am Stück frei zu halten, in denen ich am heimischen Schreibtisch mit Blick in den Garten schreiben kann. Tatsächlich fällt mir das immer schwerer, da ich ein Mensch bin, der sehr leicht abzulenken ist. Letztens zum Beispiel habe ich mich geärgert, dass ich mal wieder zu spät dran war, um mir Karten für Kurt Krömers Late Night Show zu besorgen. Dann kam plötzlich die Anfrage, ob ich nicht als Gast dort auftreten wolle. Da hab ich natürlich sofort ja gesagt. Und diese Interviewfragen hier beantworte ich gerade in einem Hotelzimmer in Harrington, wo ich von meinem englischen Verlag zu einem Thriller-Festival eingeladen wurde.
Wie ist das, wenn Sie eine Idee für einen Roman haben? Schreiben Sie dann direkt los?
Ich erstelle mir immer erst ein Handlungsgerüst und habe ganz konkrete Vorstellungen von den Personen, bevor ich anfange. Nach spätestens 20 Seiten aber führen die Personen ihr Eigenleben und machen in den seltensten Fällen das, was ich mir zuvor für sie ausgedacht habe.
Viele Schriftsteller trinken bei der Arbeit Hochprozentiges, andere rauchen wie die Schlote. Welches ist Ihr kreatives Laster?
Eine Süßigkeit nach jedem Kapitel. Das ist der Grund, weshalb ich mit jedem Buch ein Kilo mehr drauf hab.
Es ist Ihnen in NOAH gelungen, komplexe wissenschaftliche, soziologische und politische Themen in einer spannenden, enorm
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