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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Diener bestochen haben, damit er ihm das Zeug besorgt. Ich danke Gott, daß er von seinem Elend erlöst ist, aber es waren die Brocks, mein verfluchter Vater und mein Bruder Morgan, die uns keinen Frieden gönnten und seine Schlaganfälle ausgelöst haben – der letzte kam kurz nach Deiner Abreise, als wir – zu spät – die Einzelheiten ihres geheimen Hawaii-Coups gegen uns entdeckten. Jamie hat ein paar Einzelheiten für Dich.
    Einen Moment hielt er, krank vor Wut, mit dem Lesen inne. Es wird bald eine Abrechnung geben, schwor er sich. Dann las er weiter:
    Hüte Dich vor unserem Freund Dimitri Syborodin. Wir haben entdeckt, daß er ein Geheimagent dieses Revolutionärs, Präsident Lincoln, ist, und nicht des Südens, wie er vorgibt. Hüte Dich vor Angélique Richaud…
    Sein Herz zog sich vor plötzlicher Angst zusammen.
    …Unsere Agenten in Paris schreiben, daß ihr Onkel Michel Richaud kurz nach ihrer Abreise Bankrott gemacht hat und nun im Schuldgefängnis sitzt. Weitere Fakten: Ihr Vater lebt in sehr schlechter Gesellschaft, hat beträchtliche Spielschulden und prahlt vor Vertrauten heimlich damit, daß er bald all unsere französischen Interessen vertreten wird – ich erhielt Deinen Brief vom 4. in dem Du mir, vermutlich auf ihr Drängen hin, das empfiehlst. Daraus wird nichts, er ist insolvent. Ein weiteres von seinen ›Geheimnissen‹: Du wirst innerhalb eines Jahres sein Schwiegersohn. Das ist natürlich lächerlich. Du bist viel zu jung zum Heiraten, und ich könnte mir keine schlechtere Verbindung vorstellen. Einzeln oder gemeinsam sind die beiden darauf aus, Dich in die Falle zu locken, mein Sohn. Sei vorsichtig und hüte Dich vor weiblicher List.
    Zum erstenmal im Leben war er wütend auf die Mutter. Zittrig schob er das Papier in die Flamme und hielt es fest, während es brannte; dann pulverisierte er die Asche, löschte die Flamme, warf die Kerze quer durchs Zimmer und legte sich keuchend vor Übelkeit und mit jagendem Herzen zurück, während er in Gedanken schrie: Wie kann sie es wagen, Nachforschungen über Angélique und ihre Familie anstellen zu lassen, ohne mich zu fragen! Wie kann sie es wagen, ein solches Fehlurteil abzugeben! Was für Sünden sie auch begangen haben mögen, Angélique trifft keine Schuld. Gerade Mutter sollte wissen, daß man die Kinder nicht für die Sünden der Väter büßen lassen darf! War mein geliebter Großvater nicht weit schlimmer, war er nicht ein Mörder und nicht viel besser als ein Pirat, was ihr Vater noch immer ist? Eine verdammte Heuchlerin ist sie! Es geht sie nichts an, wen ich heirate. Es ist mein Leben, und wenn ich Angélique im nächsten Jahr heiraten will, werde ich das tun. Gar nichts weiß Mutter über Angélique – und wenn sie die Wahrheit erfährt, wird sie sie genauso lieben wie ich – oder, bei Gott, sie wird…
    »O Gott«, keuchte er, als ihn der Schmerz wieder zerriß.

12
    McFay blickte von den Stapeln Briefen, Dokumenten und Journalen auf, die seinen Schreibtisch bedeckten. »Wie geht’s ihm?« erkundigte er sich besorgt, als Dr. Babcott hereinkam und die Tür hinter sich schloß. Das geräumige Büro blickte auf die High Street und das Meer hinaus.
    »Eine Art Magenkrampf, Jamie. Leider zu erwarten, der arme Kerl. Ich habe seine Wunde verbunden – ein paar Nähte waren geplatzt. Dann habe ich ihm Laudanum gegeben.« Babcott rieb sich die vor Müdigkeit geröteten Augen; sein schwerer Gehrock war an den Ärmeln ausgefranst und wies hier und da Flecken von Chemiekalien und getrocknetem Blut auf. »Viel mehr kann ich im Augenblick nicht für ihn tun. Was gibt’s Neues von der Flotte?«
    »Status quo: Die Flotte liegt auf Kampfstation, die Gesandtschaft ist immer noch umzingelt, die Bakufu müßten bald erscheinen.«
    »Und wenn sie nicht kommen?«
    McFay zuckte die Achseln. »Ich habe Befehl, Malcolm so bald wie möglich nach Hongkong zurückzubringen – das ist ziemlich wichtig für ihn. Ich könnte ihn mit dem Postdampfer…«
    »Das verbiete ich ausdrücklich!« fuhr Babcott zorniger auf als beabsichtigt. »Das wäre dumm und äußerst gefährlich. Wenn sie in ein Unwetter geraten, und das ist in dieser Jahreszeit wahrscheinlich… nun ja, schweres, längeres Erbrechen würde die Nähte zerreißen, und das würde ihn umbringen. Nein!«
    »Wann würde es denn sicher sein?«
    Der Arzt sah zum Fenster hinaus. Draußen vor der Landzunge waren weiße Wellenkämme zu sehen, und der Himmel war bedeckt. Er wog seine Hilflosigkeit gegen

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