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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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sieben Mal beim Mahjong schlagen wird.«
    »Abgemacht!« sagte der Mann aufsässig, obwohl Ah Tok eine gerissene Spielerin war.
    »Worum geht’s?« erkundigte sich Struan.
    »Dienstbotengeschwätz, nichts Wichtiges, mein Sohn.«
    Als sie fertig waren, zogen sie ihm ein sauberes Nachthemd an. »Danke«, sagte Struan zu ihnen. Die beiden verbeugten sich höflich und verschwanden.
    »Verriegle ihre Tür, Ah Tok, aber leise.«
    Sie gehorchte. Als sie mit ihren scharfen Ohren das Rascheln von Röcken im Nebenzimmer vernahm, beschloß sie, ihre Wachsamkeit zu verdoppeln. Diese naseweise, ausländische, teuflische Krötenbauchhure, deren Jadetor so sehr nach dem Master lechzt, daß eine zivilisierte Person fast hören kann, wie sie Feuchtigkeit absondert…
    »Zünde mir bitte die Kerze an.«
    »Eh? Tun dir die Augen weh, mein Sohn?«
    »Nein, das nicht. In der Kommode liegen Sicherheits-Zündhölzer.« Die Sicherheits-Zündhölzer, das jüngste schwedische Patent, wurden stets gut weggeschlossen, weil sie sehr gefragt waren, sich also sehr gut verkaufen ließen und daher immer wieder verschwanden. Bagatelldiebstahl war in Asien weitverbreitet. Voll Unbehagen riß sie eins an; sie begriff nicht, warum sie nur dann brennen wollten, wenn man sie an der Seite ihrer Schachtel anriß. Er hatte ihr zwar den Grund erklärt, aber sie hatte nur was von Zauberei der fremden Teufel gemurmelt.
    »Wohin soll ich die Kerze stellen, mein Sohn?«
    Er deutete auf den Nachttisch, der für ihn leicht erreichbar war. »Dorthin. Und nun laß mich eine Weile allein.«
    »Aber, ayeeyah, wir sollten reden, wir müssen viel planen.«
    »Ich weiß. Warte draußen vor der Tür und halte mir alle vom Hals, bis ich dich rufe.«
    Murrend marschierte sie hinaus. Das viele Gerede und die schlechten Nachrichten hatten ihn ermüdet. Dennoch balancierte er die Kerze unter Schmerzen auf einer Bettseite und legte sich dann einen Moment in die Kissen zurück.
    Vor vier Jahren, an seinem sechzehnten Geburtstag, war die Mutter mit ihm auf den Peak gegangen, um unter vier Augen mit ihm zu sprechen. »Du bist jetzt alt genug, um einige der Geheimnisse des Noble House zu erfahren. Geheimnisse wird es immer geben. Einige werden dein Vater und ich dir vorenthalten, bis du Tai-Pan bist. Einige enthalte ich ihm vor, andere dir. Einige werde ich jetzt mit dir teilen, doch nicht mit ihm und nicht mit deinen Geschwistern. Unter gar keinen Umständen darfst du diese Geheimnisse jemals mit irgendeinem Menschen teilen. Das mußt du mir schwören.«
    »Ja, Mutter. Ich schwöre.«
    »Erstens: Es könnte möglich sein, daß wir einander eines Tages in einem Privatbrief persönliche oder gefährliche Informationen mitteilen müssen – vergiß niemals, daß nichts Schriftliches jemals von Fremden gelesen werden darf. Also werde ich jedesmal, wenn ich dir schreibe, ein ›P.S. Ich liebe Dich‹, hinzufügen. Und du wirst dasselbe tun, immer und unter allen Umständen. Denn wenn da nicht steht: ›P.S.: Ich liebe Dich‹, enthält der Brief geheime und wichtige Informationen von mir ausschließlich für dich. Paß auf!« Sie entzündete ein paar Sicherheits-Streichhölzer und hielt sie unter ein mitgebrachtes Stück Papier – nicht, um es in Brand zu setzen, sondern um es, Zeile um Zeile, beinah verkohlen zu lassen. Und so erschien auf wunderbare Weise eine verborgene Nachricht: Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag. Unter Deinem Kopfkissen liegt ein Sichtwechsel über zehntausend Pfund. Halte es geheim und gebrauche ihn weise.
    »O Mutter, wirklich? Liegen da tatsächlich zehntausend?«
    »Ja.«
    »Ayeeyah! Aber wie machst du das, mit der Schrift?«
    »Du nimmst einen sauberen Gänsekiel oder eine Feder und schreibst deine Nachricht sorgfältig mit einer Flüssigkeit, die ich dir geben werde, oder mit Milch, und läßt sie trocknen. Wenn du das Papier dann so erhitzt, wie ich es gemacht habe, wird die Schrift sichtbar werden.« Sie riß ein weiteres Streichholz an, steckte das Papier in Brand und sah schweigend zu, wie es verbrannte. Dann zertrat sie die Asche mit ihrer zierlichen, hochgeschnürten Stiefelette zu Staub. »Traue keinem, wenn du Tai-Pan bist«, ergänzte sie dann seltsamerweise, »nicht einmal mir.«
    Jetzt hielt Struan ihren traurigen Brief über die Kerzenflamme. Und die Wörter wurden sichtbar, unverkennbar in ihrer Handschrift:
    Leider muß ich Dir mitteilen, daß Dein Vater im Wahnsinn und vom Whisky berauscht gestorben ist. Er muß wieder einmal einen

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