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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Raiko-san nur erklärt, was für ein Mädchen dir gefallen könnte, und die Betonung dabei auf ›Schlafendes Wörterbuch‹ gelegt. Wie war sie?«
    Um seine Verlegenheit darüber zu verbergen, daß man ihm so direkt eine so persönliche Frage stellte, lachte er laut auf. Aber André hatte ihm so viel gegeben, daß er jetzt auch ›französisch‹ und ganz offen sein wollte, also schob er seine Befürchtungen, ein Gentleman dürfte über so etwas nicht sprechen, beiseite. »Sie… Sie ist jünger als ich, klein, eigentlich eher winzig, nach unseren Vorstellungen nicht hübsch, aber sie ist erstaunlich attraktiv. Wenn ich sie recht verstanden habe, war sie neu dort.«
    »Ich meinte, im Bett – wie war sie da? Besser als die anderen?«
    »Ach so. Nun ja, es war, äh, na ja, nicht zu vergleichen.«
    »War sie leidenschaftlicher? Sinnlicher? Eh?«
    »Na ja, schon, äh, angezogen oder entkleidet, unglaublich. Etwas ganz Besonderes. Und wieder einmal kann ich dir nicht genug danken. Ich schulde dir unendlich viel.«
    »De rien, mon vieux.«
    »Aber es stimmt. Das nächstemal wirst du sie kennenlernen.«
    »Mon Dieu, nein! Das ist eine Regel. Seine ›Spezielle‹ stellt man niemals einem anderen Mann vor, schon gar nicht einem Freund. Vergiß nicht, bis du sie in dein eigenes Haus aufnimmst, wo du die Rechnungen bezahlst, ist sie für jeden da, der Geld hat – wenn sie will.«
    »Ach ja! Das hatte ich ganz vergessen«, hatte er wahrheitswidrig entgegnet.
    »Und selbst wenn sie dort wohnt, könnte sie, wenn sie wollte, immer noch einen Liebhaber zusätzlich haben. Wer würde schon davon erfahren?«
    »Mag ja sein.« Noch mehr Kummer.
    »Du solltest dich nicht verlieben, mein Freund, nicht in eine Kurtisane. Nimm sie so, wie sie sind, als Freudenmädchen. Genieße sie, erfreue dich an ihnen, aber verliebe dich nicht in sie – und dulde niemals, daß sie sich in dich verlieben…«
    Tyrer erschauerte; er haßte die Wahrheit, haßte die Vorstellung, sie könne sich mit einem anderen einlassen und mit ihm ins Bett gehen wie mit ihm, haßte die Tatsache, daß es für Geld geschah, haßte den Schmerz in seinen Lenden. Mein Gott, sie war wirklich etwas Besonderes, so zauberhaft, geschmeidig, ein süßes Plappermäulchen, sanft, liebevoll, so jung und erst so kurz in diesem Haus. Soll ich sie zu mir nehmen? Nein, nicht soll, sondern kann ich? André hat bestimmt ein eigenes Haus mit seiner speziellen Freundin, obwohl er nie etwas davon gesagt hat, und ich würde auch niemals danach fragen. Himmel, wieviel würde so etwas kosten? Mit Sicherheit mehr, als ich mir jemals leisten kann…
    Mit Gewalt versuchte er seine Aufmerksamkeit auf den Garten unten zu richten, aber der Schmerz wollte nicht weichen. Ein Teil des Highlander-Detachements versammelte sich um den Fahnenmast, Trompeter und vier Trommler waren bereit für das Einholen der Fahne. Routine. Die bunte Gruppe der Gärtner sammelte sich am Ausgang, um gezählt und anschließend entlassen zu werden. Unter Verneigungen verschwanden sie durchs Tor und die Reihen der Samurai. Routine. Die Wachen schlossen und verriegelten das Eisentor. Routine. Trommeln und Trompeten erklangen, als der Union Jack feierlich eingeholt wurde. Routine. Die meisten Samurai marschierten inzwischen davon, um für die Nacht nur eine symbolische Wache zurückzulassen. Routine.
    Tyrer erschauerte.
    Wenn wirklich alles Routine ist, warum bin ich dann so nervös?
    Die Gärtner der Gesandtschaft trotteten zu ihren bescheidenen Quartieren, die an die andere Seite des Buddhistentempels grenzten. Keiner von ihnen blickte Hiraga an. Sie alle waren gewarnt worden, daß ihr Leben von seiner Sicherheit abhing.
    »Sprecht niemals mit Fremden«, hatte er zu ihnen gesagt.
    »Wenn die Bakufu herausfinden, daß ihr mich aufgenommen habt, wird euch das gleiche widerfahren wie mir, nur daß man euch kreuzigt, statt euch sofort zu erschießen.«
    Trotz all ihrer unterwürfigen Versicherungen, bei ihnen sei er sicher, traute er ihnen nicht. Hiraga wußte, daß er nirgendwo sicher war. Seit dem Anjo-Hinterhalt zehn Tage zuvor hatte er sich meistens in dem sicheren Haus in Kanagawa aufgehalten, in der Herberge ›Zu den Mitternachtsblüten‹. Daß der Überfall fehlschlug und seine Gefährten bis auf einen umgebracht wurden, war Karma, nichts weiter.
    Gestern war ein Schreiben von Katsumata eingetroffen, der jetzt in Kyōto weilte: Dringend: In wenigen Wochen wird Shōgun Nobusada etwas nie Dagewesenes tun und

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