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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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würde ihn aufspießen.«
    »Er ist nicht dumm, aber man kann ihn manipulieren.« Nun senkte Katsumata seine Stimme. »Zusätzlich zu den Toren könnten Sie sich einverstanden erklären, seinen Anspruch auf den Vorsitz im Ältestenrat zu unterstützen, falls oder wenn es zu einer Versammlung der Daimyos kommt.«
    Sanjiro fuhr auf. »Niemals! Er muß wissen, daß ich dem niemals zustimmen würde. Warum sollte er so einen Unsinn glauben?«
    »Weil er Ogama ist. Weil er die Shimonoseki-Straße mit Dutzenden von Kanonen aus seiner gar nicht so geheimen, von den Holländern erbauten Waffenfabrik bestückt hat und daher glaubt, er könne die Gai-Jin-Schiffe ganz nach Belieben daran hindern, sie zu durchfahren. Er glaubt, daß er allein den Wunsch des Kaisers erfüllen kann, die Gai-Jin fortzujagen, daß er allein dem Kaiser wieder zur Macht verhelfen kann – warum sollte er dann nicht den ganz großen Preis davontragen, den Titel des taikō, des Diktators?«
    »Bis dahin wird das Land längst zerrissen sein.«
    »Der letzte Grund, warum er einem potentiellen Waffenstillstand zustimmen würde, ist der, daß er noch niemals zuvor im Besitz der Tore gewesen ist – er ist ein Emporkömmling, ein Usurpator. Er ist von gewöhnlicher Abstammung«, betonte Katsumata verächtlich, »und nicht von so alter und hoher wie Sie. Er wird den Waffenstillstand akzeptieren, den Sie ihm anbieten, weil Sie ihm zusichern, daß er dauerhaft sein wird.«
    Sprachlos über das Ausmaß der Konzessionen, die Katsumata ihm vorschlug, hatte Sanjiro seinen Berater ebenso erstaunt wie zornig angestarrt. Ohne etwas zu begreifen, doch weil er Katsumata nur allzugut kannte, schickte er grollend die anderen hinaus.
    »Was steckt dahinter?« fragte er ungeduldig. »Ogama weiß doch, daß jeder Waffenstillstand nur so lange was wert ist, bis ich hinter meinen Bergen in Sicherheit bin, wo ich alle Satsumas zusammenholen und dann auf Kyōto marschieren werde, um meine Rechte zurückzuerobern, mich für die Beleidigung zu rächen und mir seinen Kopf zu holen. Wieso all dieses unsinnige Gerede?«
    »Weil Sie in einer so großen Gefahr schweben wie nie zuvor, Sire. Sie sitzen in der Falle. Es gibt Spione unter uns. Ich brauche Zeit, um in Osaka Boote zu organisieren, und ich habe einen Schlachtplan.«
    Schließlich hatte Sanjiro gesagt: »Nun gut. Verhandeln Sie.«
    Bisher dauerten die Verhandlungen sechs Tage.
    Während dieser Zeit waren die Satsumas ruhig in Fushimi geblieben, hatten aber auf allen Straßen nach Kyōto Spione postiert. Als Zeichen des gegenseitigen Vertrauens hatte Sanjiro sich einverstanden erklärt, in eine weniger gut zu verteidigende Stellung umzuziehen, und Ogama hatte alle Truppen bis auf ein kleines Kontingent auf ihrem Fluchtweg abgezogen. Dann wartete jede der beiden Parteien darauf, daß die andere einen Fehler machte.
    Im Besitz der obersten Macht in Kyōto, und sei sie auch noch so unsicher, schien sich Ogama damit zufriedenzugeben, seine Kontrolle über die Tore zu festigen und Daimyos zu hofieren, vor allem aber Höflinge, die mit ihm sympathisierten. Diese überredete Ogama, an den Kaiser heranzutreten und zu bitten, den ›Wunsch‹ nach dem sofortigen Rücktritt Anjos und des Ältestenrats auszusprechen, eine Versammlung der Daimyos einzuberufen, der die Macht übertragen werden sollte, einen neuen Ältestenrat – mit ihm als taikō – zu bilden, der regieren sollte, bis Shōgun Nobusada großjährig wurde, und auf einen Streich alle Toranaga-Anhänger unter den Bakufu zu ersetzen.
    Voller Genugtuung vernahm Ogama, die Nachricht, seine Kanone habe Gai-Jin-Schiffe beschossen, habe den Kaiser sehr erfreut; diese Tatsache, zusammen mit Sanjiros Waffenstillstandsangebot, hatte seinen Einfluß am Hof verstärkt. »Der Waffenstillstand wird akzeptiert«, hatte er Katsumata gestern großmütig verkündet. »In sieben Tagen werden wir die Vereinbarung hier in meinem Hauptquartier ratifizieren. Dann können Sie sich nach Kagoshima zurückziehen.«
    Dann war heute morgen jedoch die verblüffende Nachricht von Shōgun Nobusadas bevorstehendem Besuch gekommen. Sofort hatte Sanjiro Katsumata kommen lassen. »Was mag Anjo und Yoshi veranlaßt haben, diesem Plan zuzustimmen?« fragte er beunruhigt. »Sind die beiden verrückt geworden? Was immer geschehen wird, sie sind die Verlierer.«
    »Ich stimme zu, Sire, aber das macht Ihre Lage nur um so gefährlicher. Solange Ogama die Tore besetzt hält und damit Zutritt zum Kaiser hat, ist jeder

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