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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Jamie?«
    »Ja«, bestätigte Jamie McFay. Beide Männer waren im Vorstand des Jockey Clubs. »Wir… Na ja, wir haben beschlossen, daß es das letzte Rennen des Tages werden soll, und Struan’s stiftet das Preisgeld, zwanzig Guineas. Haben Sie Lust, den Preis zu überreichen, Miss Angélique?«
    »Ja gern, mit Vergnügen. Wenn Mr. Struan einverstanden ist.«
    »Aber ja, selbstverständlich.« McFay hatte Struan bereits um Zustimmung gebeten, aber er selbst wie alle anderen, die in Hörweite standen, erwog sofort die Bedeutung dieser Bemerkung, obgleich alle Wetten gegen eine Verlobung relativ ungünstige Chancen hatten. Selbst unter vier Augen hatte ihm Struan keinen Hinweis gegeben, obwohl McFay es für seine Pflicht gehalten hatte, ihm von den Gerüchten Mitteilung zu machen.
    »Das geht die Leute nichts an, Jamie. Überhaupt nichts.«
    Er hatte zugestimmt, doch seine Besorgnis war gewachsen. Der Kapitän eines einlaufenden Handelsschiffs, ein alter Freund, hatte ihm einen Brief von Malcolms Mutter ausgehändigt, in dem sie um einen vertraulichen Bericht bat: Ich möchte alles wissen, was geschehen ist, seit diese Richaud in Yokohama eingetroffen ist, Jamie. Alles, Gerüchte, Fakten, Klatsch, und ich brauche wohl nicht zu betonen, daß dies ein strenges Geheimnis zwischen uns bleiben muß.
    Hölle und Teufel, dachte Jamie, ich bin durch einen heiligen Eid verpflichtet, dem Tai-Pan zu dienen, wer immer er ist, und nun will seine Mutter… Aber auch eine Mutter hat ihre Rechte, nicht wahr? Nicht unbedingt, aber Mrs. Struan schon, weil sie Mrs. Struan ist, und du bist es gewohnt zu tun, was sie will. Befolgst du nicht schon seit Jahren all ihre Bitten, Wünsche und Vorschläge?
    Um Gottes willen, Jamie, mach dir nichts vor! Ist es denn nicht im Grunde sie, die schon seit Jahren die Firma regiert?
    »Das stimmt«, murmelte er bestürzt, erschrocken bei dem Gedanken, den er immer wieder verdrängt hatte. Dann versuchte er seinen Fehler hastig zu kaschieren, aber alle konzentrierten sich immer noch auf Angélique. Bis auf Norbert Greyforth.
    »Stimmt was nicht, Jamie?« fragte er im allgemeinen Stimmengewirr mit verkniffenem Lächeln.
    »Nein, nein, Norbert. Großartiger Abend, eh?« Zu seiner größten Erleichterung wurden sie beide von Angélique abgelenkt.
    »Gute Nacht, gute Nacht, Henri, Gentlemen«, sagte sie trotz des allgemeinen Protestes. »Es tut mir leid, aber ich muß vor dem Schlafengehen noch nach meinem Patienten sehen.« Sie streckte die Hand aus, die Seratard mit geübter Eleganz, Norbert, Jamie und die anderen eher ungeschickt küßten, während André Poncin, bevor ein anderer die Gelegenheit ergreifen konnte, zuvorkommend fragte: »Gestatten Sie, daß ich Sie nach Hause begleite?«
    »Selbstverständlich. Warum nicht? Ich war von Ihrer Musik hingerissen.«
    Der Abend war kühl, aber recht angenehm. Sie hatte sich ihre Wollstola dekorativ um die Schultern gelegt, und der gerüschte Saum ihres weiten Reifrocks schleifte nachlässig im Schmutz des hölzernen Gehsteigs, der während des Sommerregens, der alle Straßen in Schlammseen verwandelte, wahrhaft unentbehrlich war. Nur ein kleiner Teil ihrer Gedanken galt dem Rock.
    »Ihre Musik ist wundervoll, André! Ich wünschte, ich könnte so spielen wie Sie«, sagte sie und meinte es ehrlich.
    »Es ist nur Übung, nichts als Übung.«
    Freundschaftlich auf französisch plaudernd, schlenderten sie auf das hell erleuchtete Struan-Gebäude zu. André war sich deutlich der neidischen Blicke der Männer bewußt, die über die Straße in den geräuschvollen, überfüllten, aber einladenden Club strömten, und genoß ihre Gesellschaft und ihr fröhliches Geplauder, das kaum jemals eine Antwort erforderte.
    Am Abend zuvor, bei Seratards ›französischem Dîner‹ in einem separaten Raum des Hotels Yokohama, hatte er neben ihr gesessen und ihre Jugend und scheinbare Frivolität erfrischend gefunden, ihr Wissen über Paris, die Restaurants, die Theater, ihr Geplauder über ihre jungen Freunde, über Spaziergänge oder Ausritte im Bois, über all die aufregenden Ereignisse des Second Empire, die ihn mit Sehnsucht erfüllten, ihn an seine Universitätszeit erinnerten und daran, wie sehr auch er sich nach Hause sehnte.
    Seltsam, wie sehr dieses junge Mädchen meiner eigenen Tochter gleicht! Marie ist genauso alt wie sie, hat im selben Monat Geburtstag, hat die gleichen Augen, dieselben Farben…
    Er korrigierte sich: Vielleicht gleicht sie Marie. Wie lange ist es

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