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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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sie hätte ihm das Schreiben nicht gezeigt. Schwer zu beurteilen«, sagte Sir William und beobachtete Babcott genau. »Skye war vorhin hier, er hat auch nichts darüber gesagt, nur, daß sie möchte, daß ich ihre Unterschrift auf einem Brief an Tess bestätige.«
    »Ich würde wirklich gern wissen, was darin steht.«
    »Ich soll die Unterschrift nur beglaubigen. Von Rechts wegen brauche ich den Inhalt nicht zu kennen.«
    Babcott seufzte und gähnte wieder. »Sie tut mir so schrecklich leid, ich wünschte, ich könnte helfen, ich würde alles tun… ein so nettes Mädchen, so unfair das alles. Für sie und Malcolm. So, nun gehe ich, ich bin froh, daß sie uns noch nicht verläßt. Wir sehen uns in ein paar Stunden.«
    »Schlafen Sie gut, und danke für Ihre gute Arbeit. Ach, übrigens«, sagte Sir William, der nicht wollte, daß er ging, aber fürchtete, wenn er bliebe, würde er versucht sein, ihm von Andrés Beweismitteln zu erzählen und ihn um Rat zu bitten. »Wann sehen Sie Anjo wieder?«
    »In ein oder zwei Wochen, wenn das Laudanum verbraucht ist – ohne das Mittel wird er ein höchst unglücklicher Mann sein.«
    »Keine Hoffnung für ihn?«
    »Nein. Er hat nur noch ein paar Monate, die Tests sind ziemlich genau – sein Inneres ist ein Chaos. Yoshi ist unser Mann.« Wieder ein Gähnen. »Glauben Sie, daß Anjo oder Yoshi oder beide die Brandstiftung befohlen haben?«
    »Einer oder keiner, oder beide, das werden wir nie wissen.« Er schaute Babcott nach, als dieser zur Tür ging. »George, äh, medizinisch gesprochen, wenn eine Frau ein Beruhigungsmittel bekommen hat, äh, könnte ein Mann sie nehmen, ohne daß sie es merkt?«
    Babcott blinzelte und drehte sich um. Seine Müdigkeit war verflogen. »Warum in aller Welt fragen Sie mich denn das?«
    »Nur so ein Einfall, weil Sie Laudanum erwähnten. Vor ein paar Tagen hatte Sergejew einige wilde Theorien über Drogen, über die guten und die schlechten Drogen. Könnte das passieren?«
    Nach einer Pause nickte Babcott, ohne an den Vorwand zu glauben. Er wußte, wie subtil Willies Verstand arbeitete, und fragte sich nach dem Grund für die Frage, war aber zu klug, sich nochmals zu erkundigen. »Wenn die Dosis stark war und der Mann kein Wilder, ja, kein Problem.« Er wartete, aber Sir William nickte nur nachdenklich. Also hob er kurz die Hand und ging.
    Erneut öffnete Sir William den Ordner.
    Seine Finger zitterten, als er noch einmal Andrés Begleitbrief las. Ganz klar, die Droge in Kanagawa setzte die Kette der Ereignisse in Gang, Georges Droge. Wenn sie aufgewacht wäre, hätte der Mann sie umgebracht, soviel steht fest. Also wurde sie gerettet, aber trotzdem zerstört. Warum hat der Mann sie nicht getötet, warum hat er sie am Leben gelassen? Das ergibt alles überhaupt keinen Sinn. Und was passierte in der französischen Gesandtschaft in dieser anderen Nacht, als er zurückkam? Wenn George nicht gewesen wäre…
    Und was ist mit George? Wenn er ihr eine solche Droge geben konnte, damit sie schlief und um ihr den Verstand zu erhalten, dann könnte er leicht mit André dasselbe getan haben, um eine Frau, die er eindeutig liebt, von einem Erpresser zu befreien. Eine Überdosis derselben Droge…
    George Babcott? Guter Gott, ich verliere wohl vollkommen den Verstand. Unmöglich, daß er so etwas tut!
    Wirklich?
    Und Angélique, unmöglich, daß sie all das getan hat!
    Nicht unmöglich.
    Was, zum Teufel, soll ich machen?

60
    »Entschuldigen Sie, Sir«, sagte Bertram. »Miss Angélique ist hier.«
    »Bitten Sie sie herein. Dann können Sie gehen. Dinner um neun. Sorgen Sie dafür, daß die Belle nicht ohne meine Depeschen ausläuft.«
    »Jawohl, Sir. Miss Angélique ist allein, Sir, Mr. Skye ist nicht bei ihr.«
    Sir William stemmte sich aus seinem Sessel, fühlte sich alt. Andrés Akte lag mit dem Deckblatt nach unten auf seinem Schreibtisch.
    Sie betrat das Zimmer, physisch so anziehend wie immer, aber irgendwie verändert, obwohl er nicht wußte, was genau es war. Mantel, Haube und Handschuhe. Schwarz steht ihr, dachte er, betont ihre helle Haut, so hübsch und jung, jünger als Wertinskaya. Eigenartig, hat sie geweint? »Guten Abend, wie geht es Ihnen, Angélique?«
    »Oh, es geht schon, danke«, sagte sie mit flacher Stimme. »Hat Mr. Skye Ihnen gesagt, daß ich Sie heute abend um eine Bestätigung meiner Unterschrift bitten muß?«
    »Ja.« Er ging zu seinem Schreibtisch. Die Bilder, die André so lebhaft ausgemalt hatte, störten seine Konzentration.

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