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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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»Ich… bitte, nehmen Sie Platz.« Sie gehorchte, und als er sie ansah, verdunkelte ein weiterer Schatten ihre Augen. »Was ist los?« fragte er sanft.
    »Nichts. Ich… heute nachmittag habe ich von André erfahren. Ich wäre eher gekommen, aber ich…« Ihre Stimme brach, dann riß sie sich zusammen, nahm einen Umschlag aus ihrer Handtasche und legte ein Papier auf den Tisch. »Bitte, wie soll ich das unterschreiben?«
    Er verschränkte die Finger, verwirrt, daß Andrés Gespenst so schnell wieder in den Raum eingedrungen war. »Ich weiß nicht genau. Wie Mr. Skye andeutete, haben Sie Mrs. Tess Struan gegenüber unter anderem eingewilligt, auf den Titel ›Mrs. Struan‹ zu verzichten?«
    »Sie können alles lesen, wenn Sie möchten«, sagte sie tonlos.
    »Danke, aber das ist nicht notwendig«, sagte er und widerstand dem überwältigenden Impuls, das kurze Dokument zu überfliegen. »Was Sie mit ihr vereinbaren, geht mich nichts an, es sei denn, Sie brauchen meinen Rat.«
    Dumpf schüttelte sie den Kopf.
    »Nun, dann… Skye hat eine juristische Theorie, ich bin nicht sicher, ob sie stimmt, aber ich sehe nichts, was dagegen spricht. Sie verzichten für alle Zeit auf den Titel ›Mrs.‹ Doch wie er richtig sagte, erst nach Ihrer Unterschrift, also unterzeichnen Sie am besten mit Mrs. Angélique Struan, geborene Angélique Richaud. Das sollte alle Möglichkeiten abdecken.«
    Er beobachtete, wie sie sich konzentrierte, dachte an die entsetzliche Geschichte, die André aus seinem Feuergrab erzählt hatte – unmöglich, daß sie all das vor uns verborgen haben soll, unmöglich.
    »So«, sagte sie. »Fertig.«
    »Ich fühle mich verpflichtet, Sie zu fragen: Sind Sie sicher, daß Sie das Richtige tun? Niemand zwingt Sie in irgendeiner Weise, dieses Dokument zu unterschreiben, was immer es auch enthält.«
    »Ich unterschreibe aus freiem Willen. Sie… sie hat eine Regelung angeboten, Sir William… die Wahrheit ist… die Regelung ist fair. Ein paar von den Klauseln sind schlecht formuliert und könnten verbessert werden, vielleicht wird das auch geschehen, aber Malcolm war schließlich ihr Sohn.« Sie stand auf, steckte den Brief in den Umschlag und diesen in ihre Tasche. »Danke.«
    »Warten Sie noch einen Augenblick. Möchten Sie… vielleicht möchten Sie gern morgen abend mit mir und ein paar von unseren Freunden essen? Ich dachte daran, Jamie und Miss Maureen auch einzuladen.«
    »Nun ja, danke, vielleicht, aber ich… Sie sind nett, und Maureen ist ganz reizend. Werden die beiden heiraten, was glauben Sie?«
    »Wenn er es nicht tut, ist er ein Narr – und sie würde ganz schön böse sein.« Bevor er an sich halten konnte, sagte er: »Traurig, die Sache mit André, nicht? Hat Henri Ihnen gesagt, wie sie ihn gefunden haben?« Er sah, daß ihre Augen sich mit Tränen füllten und ihre Beherrschung schwand. »Verzeihung, ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten.«
    »Das haben Sie nicht getan, ich bin schon ganz durcheinander… ich kann noch immer nicht… Henri sagte mir vor ungefähr einer Stunde, wie André und sie zusammen… Gott wollte es so für sie… so traurig und doch so wunderbar.«
    Sie setzte sich hin und erinnerte sich daran, wie sie bei der Nachricht fast in Ohnmacht gefallen war. Nachdem Henri gegangen war, war sie in die Kirche geeilt und vor der Mutter Gottes niedergekniet. Die Kirche war seltsam verändert, luftig ohne ihr Dach, aber die Kerzen brannten wie immer. Sie hatte gedankt, verzweifelt gedankt für ihre Erlösung aus der Knechtschaft – und mit plötzlichem, tiefempfundenem Verständnis dann auch für seine Erlösung von seinen Qualen. André war nun ebenso befreit wie sie. »Ich verstehe das jetzt. O Madonna, danke für Deinen Segen, dafür, daß Du ihn und mich gesegnet hast, er ist bei ihr und hat Frieden, während er doch auf Erden keinen Frieden kannte, doch nun sind sie sicher in Deinen Armen, Dein Wille geschehe…«
    Traurig blickte sie zu Sir William auf. »Henri erzählte mir von Andrés Krankheit. Der arme Mann, wie schrecklich, und schrecklich, so verliebt zu sein, denn das war er, wissen Sie, überaus verliebt. André war nett zu mir, und, um die Wahrheit zu sagen«, fuhr sie fort, da sie die Wahrheit laut aussprechen mußte, »er war auch schrecklich, aber ein Freund. Er war nur wahnsinnig verliebt in diese Hinodeh, nichts auf der Welt war ihm so wichtig, das sollte ihn entschuldigen. Haben Sie sie jemals gesehen?«
    »Nein, nie, ich kannte nicht einmal ihren Namen.«

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