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Noch ein Tag und eine Nacht

Noch ein Tag und eine Nacht

Titel: Noch ein Tag und eine Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabio Volo
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ich mich nicht mehr gelangweilt; wenn ich mit ihr zusammen war oder an sie dachte, ging es mir gut; manchmal, so wie jetzt, ging es mir auch schlecht, dann wieder fühlte ich mich verletzlich und unbesiegbar zugleich. Aber immer lebendig.
    Plötzlich wird mir klar, dass ich bis zum Rand mit Erlebtem angefüllt bin, aber nichts in der Hand habe. Und urplötzlich kommt mir der Gedanke, dass Michela vielleicht nie existiert hat. Jetzt wird mir alles klar. Wer sagt mir, dass sie nicht bloß eine meiner Projektionen war, ein Geist? Wer außer mir hat sie je gesehen? Alle, denen ich von ihr erzählt habe, haben sie weder getroffen noch gesehen, noch kennengelernt. Nicht einmal Silvia. Ich habe keine konkreten Beweise dafür, dass sie wirklich existiert. Nur eine vollkommene Gefühlsverwirrung. Wer hätte bestätigen können, dass Michela nicht bloß in meiner Phantasie existierte? Deshalb war alles so vollkommen. Ich habe sie gesehen, und sie hat mir sofort gefallen, noch bevor ich sie kannte, dann lernte ich sie kennen, und sie brachte mir durch ein dummes Spiel bei, mich zu öffnen. Wir haben geheiratet ohne den Wahnsinn einer echten Hochzeit. Und jetzt stehe ich hier und warte auf sie, um mir und ihr zu beweisen, dass ich wirklich ein Kind will. Wir haben alles gemacht, was andere auch machen, aber nur als Spiel, nur zum Spaß. Vielleicht habe ich hier auf dieser Bank, mit einem Paar roter Damenschuhe und einer Kiste voller nie abgeschickter Briefe in der Hand, den ersten klaren Gedanken in dieser verrückten Geschichte. Womöglich sagen die Leute, die mich kennen, dass ich völlig ausgeflippt bin und diese Frau nur in meiner Einbildung existiert. Wie sollte ich das Gegenteil beweisen? Ich habe nichts von ihr, kein Foto, kein Geschenk, gar nichts. Nicht mal den Ring von unserer Hochzeit. Alles, was ich von ihr habe, ist in meinem Kopf und in meiner Seele. Für immer und ewig. Sie ist ein Atemzug, ein Gedanke, eine Empfindung, sie ist Konfusion und Klarheit zugleich. Vielleicht sollte ich in den Spiegel schauen und tief in den Augen nach einem Überrest, einer Spur von ihr suchen. Vielleicht habe ich mir Michela nur ausgedacht und ihr Leben eingehaucht, und doch hat sie mir beigebracht, an meine Träume und Wünsche zu glauben, auch auf die Gefahr hin, mich lächerlich zu machen, was jetzt im Grunde passiert ist. Es ist gar nicht wichtig, ob sie kommt. Wichtig ist, was sie mir beigebracht hat. Sie war und ist nicht der Schatz, den es zu heben gilt, sondern der Wegweiser dorthin.
    Bei diesem Gedanken muss ich unwillkürlich lachen. Ich lache und schlage die Hände vors Gesicht, als müsste ich mich schämen. Meine Finger riechen noch immer nach Butter.
    Bei dieser Bewegung höre ich plötzlich einen Pfiff. Ich senke den Blick. Da steht sie, nur wenige Meter entfernt, wie um mir zu beweisen, dass sie wirklich existiert. Mein Herz explodiert, meine Seele erbebt.
    Da steht Michela vor mir, reglos, mit Tränen in den Augen und ihrem gewohnten Lächeln. Sie ist die lachende Zukunft. Sie gleicht einem dieser Tage, an denen es regnet und zugleich die Sonne scheint. Ich gehe auf sie zu, dann bleibe ich einen Augenblick vor ihr stehen und rühre mich nicht. Als ich den letzten Schritt tue, sie umarmen und küssen will, macht sie eine Bewegung, um mich zu stoppen. Ich verstehe nicht. Sie sieht mich an, nimmt meine Hand und legt sie auf ihren Bauch.
    Im Bruchteil einer Sekunde verstehe ich alles. Ihr verrücktes Spiel, den wahren Grund, warum sie mich monatelang hat warten lassen. Ich betrachte den Bauch unter meiner Hand. Michela ist schwanger. Entgeistert starre ich sie an. Sie nickt, und bevor wir uns umarmen, sagt sie: »Ich war schon schwanger, bevor du das zweite Mal in New York warst.«
    »Wieso hast du nichts gesagt?«
    »Ich wollte nicht, dass du es nur deshalb akzeptierst, weil es nun einmal passiert war. Ich wollte sicher sein, dass du es auch wirklich willst. Wenn du nicht gekommen wärst, hätte ich es dir gar nicht gesagt. Dann hättest du es nie erfahren. Ich bin froh, dass es so gekommen ist. Du bist der Spielgefährte, den ich mir immer gewünscht habe.«
    Schweigend halten wir uns in den Armen, bringen eine Ewigkeit kein Wort heraus.
    »Wenn ich an die Namen denke, die du deinen Kindern geben wolltest, vor allem an die Mädchennamen, dann wird mir schlecht.«
    »Mach dir keine Sorgen, unser Kind wird Matteo heißen. Und sonst hast du mir nichts zu sagen? Immerhin habe ich pfeifen gelernt…«
    »Deswegen bin ich

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