Noch ein Tag und eine Nacht
sagen können. Das war das genaue Gegenteil dessen, was sie gerade gesagt hatte. Gerade weil unser Verhältnis etwas ganz Besonderes war, hätte man sich eigentlich viel stärker engagieren müssen, aber dazu fehlte mir der Mumm.
Auf meine blöde Frage antwortete sie zu Recht: »Lieber nicht.«
Von da an war ich völlig durch den Wind und reihte ein falsches Wort ans andere.
»Meinst du das ernst?«
»Irgendwie schon.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass alles zu Ende sein soll. Mit anderen Frauen klappt es auch nicht mehr. Was ist los, gefalle ich dir nicht mehr? Hast du vielleicht schon einen anderen?«
»Nein, warum fragst du das?«
»Weil du irgendwie anders bist. Ich weiß, dass du dich gefreut hast, mich wiederzusehen, das meine ich nicht, aber du bist so schweigsam. Manchmal wirkst du richtig zerstreut.«
»Nein, ich habe keinen anderen. Willst du noch eine Margarita?«
»Ja. Und du?«
»Lieber eine Cola.«
»Hast du dich mit mir nicht wohl gefühlt?«
»Jetzt hör bitte auf, so zu reden…«
»Wie meinst du das?«
»Hör auf mit den blöden Fragen. Die haben nichts mit unserer Beziehung zu tun. Das weißt du ganz genau. Hör auf, alles zu banalisieren.«
Bei diesen Worten fasste ich mich wieder. Schließlich kippte ich mir noch zwei, drei Margaritas hinter die Binde, so genau weiß ich das nicht mehr, ich erinnere mich nur noch, dass ich betrunken war. Sie nicht. Es war unser letzter gemeinsamer Abend. Als wir nach Hause kamen, schliefen wir zusammen und schmusten stundenlang. Vom Alkohol benommen, sah ich alles wie durch einen Schleier. Doch bei dem Gedanken, sie nie mehr wiederzusehen, war mir zum Heulen zumute, das weiß ich noch genau. Vielleicht war es ja wirklich am besten so, nur deshalb hatte ich nicht weiter insistiert. Doch dann, vielleicht aufgrund dieser Mischung aus Melancholie, Schmerz und Alkohol, sagte ich zu ihr: »Komm, lass uns ein Kind machen.«
»Lass die Scherze.«
»Es ist mein voller Ernst.«
»Nein, ist es nicht, du bist betrunken.«
»Stimmt. Aber ich will es wirklich.«
»Lass uns lieber schlafen.«
Wir schliefen ein.
Sonntagmorgen standen wir spät auf und frühstückten fast schweigend. Mir brummte der Kopf. Nach einer Weile, als wir geduscht und angezogen waren, sah Michela mir in die Augen und sagte: »Weißt du noch? Gestern Abend wolltest du ein Kind mit mir machen. Zum Glück warst nur du betrunken.«
Ich hatte den Eindruck, beim Thema Kinder machte Michela halb Spaß, halb provozierte sie mich, weil sie sehen wollte, wie ich darauf reagierte.
»Ich weiß nicht, ob ich das gesagt habe, weil ich betrunken war, aber ich wollte es wirklich. Ich hab’s dir doch schon gesagt, mit dir würde ich ein Kind machen. Nur vielleicht nicht sofort.«
Wir gingen spazieren.
Als wir dann in einer Bar saßen und lasen, sie die Zeitung, ich ein Buch, sagte sie plötzlich: »Hör zu, wir machen es so. Keine Anrufe und keine Besuche mehr. Ende der Geschichte. Ich lasse dich in Ruhe, und du lässt mich in Ruhe, das musst du mir versprechen.«
»Versprochen. Aber das haben wir doch gestern schon beschlossen.«
»Ja, ich weiß, aber ich mache dir einen Vorschlag: In drei Monaten habe ich einen wichtigen Termin in Paris. Wenn du in drei Monaten immer noch ein Kind von mir willst, und ich von dir, dann treffen wir uns dort. Das ist eine Verabredung. Was hältst du davon?«
»Mal sehen, ob ich das richtig verstanden habe. Wir verabreden uns in drei Monaten in Paris, und wer dann immer noch ein Kind will, kommt zu dieser Verabredung, wer nicht, bleibt einfach weg?«
»Genau. Eigentlich will ich jetzt schon ein Kind von dir, aber so sicher bin ich nun auch wieder nicht. Ich brauche ein bisschen Abstand von dir. Vielleicht triffst du in diesen drei Monaten eine andere Frau, oder ich ändere meine Meinung… wer weiß. Doch wir sollten uns eine Chance geben, bevor wir uns für immer verlieren.«
Warum gelang es Michela immer wieder, mich zum Mitmachen zu bewegen? Weil ich gerne spiele.
Ich antwortete: »Du bist die Frau, auf die ich immer gewartet habe. Lass uns diese Chance geben. Unsere Beziehung hat es verdient. Und wo treffen wir uns?«
»Keine Ahnung, mal sehen… Was hältst du von der Freiheitsstatue?«
»Ich dachte Paris, nicht New York…«
»Natürlich in Paris.«
»In Paris gibt es eine Freiheitsstatue? Das wusste ich nicht.«
»Genau genommen gibt es sogar zwei. Eine große an der Seine und eine kleine im Jardin du Luxembourg. Wenn wir in drei Monaten
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