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Noch einmal leben

Noch einmal leben

Titel: Noch einmal leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Technikers unterbrochen: „So, das wäre mal wieder erledigt, Mr. Kaufmann. Wir lassen den Betrag von Ihrem Konto abbuchen. Schönen Dank für Ihren Besuch. Ich hoffe, wir können Sie in den nächsten Jahren noch öfters begrüßen und aufzeichnen.“
    Kaufmann verließ das Gebäude und bestieg seinen Gleiter. Er schaltete das Telex ein und stellte fest, daß die Börse stark angezogen hatte. Während er durch den Irrgarten des Scheffing-Instituts gegangen war, hatte er ein ganz hübsches Sümmchen verdient. Außerdem war er der Verpflichtung gegenüber dem zukünftigen Empfänger seines Bewußtseins nachgekommen, indem er sein einzigartiges und unersetzliches Leben auf Band ausgebreitet hatte. Als Draufgabe hatte er ein Häppchen von Onkel Pauls Bewußtsein und Minutenbruchteile aus dem Leben von drei unbekannten Mädchen bekommen.
    In seinem Kopf machten sich die drei Transplantationen deutlich bemerkbar. Sie erinnerten ihn an verschiedene Dinge, die er heute noch erledigen mußte: letzte Planungen für die Party, der Abschluß eines Grundstückverkaufs, eine Konferenz in Washington. Arbeit, Arbeit, Arbeit. Aber zumindest war sein Gewissen im Moment wieder rein. Und morgen konnte er mal richtig entspannen.

 
     
5
     
    Die Insel Dominica erhebt sich wie ein grünes Ungeheuer mit vielen Buckeln aus der blauen karibischen See, irgendwo inmitten der Antillen oder besser, den Kleinen Antillen. Dort weht ständig der Passat, und die tropische Sonne hält Wacht. Ein hoher Gebirgszug hält die Regenwolken auf und dadurch die Insel ständig feucht. Auf diesem immer noch unverdorbenen Fleckchen Erde hatten die Kaufmanns einen fürstlichen Landsitz errichtet. Die meisten anderen westindischen Inseln waren bereits industrialisiert, aber die Regenwälder von Dominica waren so grün und feuchtglitzernd wie in den Urzeiten geblieben. In ihren fruchtbaren Tiefebenen breiteten sich die Bananenplantagen von einem Fluß zum nächsten aus. Die quasifeudale Wirtschaftsstruktur machte die Inselbewohner nicht gerade glücklich. Sie sehnten sich nach dem Reichtum der Leute auf Martinique, St. Lucia, Barbados und all den anderen Inseln. Dafür war Dominica vor der Umweltverschmutzung sicher, ob das den Bewohnern nun paßte oder nicht.
    Der Besitz der Kaufmanns lag im Nordwesten der Insel, zwischen Point Round und der aufblühenden Stadt Portsmouth. Dort hatte die Familie eine Reihe Küstenparzellen aufgekauft, die nicht nur einen majestätischen Halbbogen weißen Sandstrands einschlossen, sondern auch ein gutes Stück dunkleren, weniger touristenfreundlichen Strand mit seinem vulkanischen Schwarzsand. Die Besitzungen erstreckten sich auch ins Innere bis zum hügeligen Vorland des Morne Diablotin, dem höchsten Berg von Dominica. Damit vereinten sich auf dem Grund der Kaufmanns alle Terrainformen der Insel: von der trockenen Küste, über das Flußnetz des Landesinnern, bis zu den geheimnisvollen Regenwäldern der Berge. Drei Generationen lang hatte die Familie um den Besitz feilschen und ringen müssen. Nun war er unschätzbar wertvoll, denn heute waren Grundstücke solchen Ausmaßes überhaupt nicht mehr verfügbar.
    Risa betrachtete das ganze Areal gerne als ihr persönliches Eigentum, das ihr mit der Zeit von selbst zufallen würde. Leider stimmte das nicht ganz: der Besitz gehörte dem Familienverband der Kaufmanns gemeinsam. Risas Vater verwaltete ihn im Namen der Familie, aber das hieß für die Tochter noch lange nicht, daß sie dieses Amt erben würde. Jeder ihrer zahlreichen Vettern, Cousinen, Onkeln, Tanten und noch entfernteren Verwandten besaß einen Anteil am Grundstück. Aber Risa sah sich selbst gerne in der Hauptlinie der Kaufmanns. Und da sie das einzige Kind ihres Vaters war, betrachtete sie sich als Konvergenzpunkt, an dem der ganze Familienreichtum zusammenfloß.
    Mittlerweile war es Mittag geworden: die gefährlichste Stunde unter der mörderischen Sonne. Sie stand nackt am halbmondförmigen Strand im hüfthohen Wasser und entspannte sich, bevor noch mehr Gäste eintrafen. Ein gutes Dutzend war bereits erschienen. Noch spät in der vergangenen Nacht war Risa mit ihrem Vater von New York hierher geflogen, um nach dem Stand der Partyvorbereitungen zu sehen. Risa ließ den Blick über den Strand schweifen und bemerkte dabei die Neuangekommenen, die wie Treibgut auf dem hellen Sand verstreut lagen, sich dort bräunen ließen oder einfach vor sich hindösten. Vier Kaufmanns, ein Lehman-Paar und ein Trio von den

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