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Noch einmal leben

Noch einmal leben

Titel: Noch einmal leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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aber nicht mir. Er hat seinen Wirt löschen lassen und dann den Körper übernommen. Zuerst hat er mich und dann Martin St. John ermordet. Und wenn du es heute abend soweit kommen läßt, kannst du dich auch nur noch auf deine eigene Transplantation freuen. Mach, daß du hier rauskommst!
    St. John kehrte gerade von der Kasse zurück. Abrupt sprang Risa auf.
    Sie stürzte aus dem Café. St. John kam ihr nach und rief ihren Namen. Aber er folgte ihr nicht weiter als bis zum Ausgang.
    Ein säuerlicher Geruch drang Risa in die Nase. Sie hatte Angst. Sie rannte zur Straßenecke und rempelte, ohne es zu wollen, mehrere Passanten an. Die Zeit schien für sie so rasend schnell abzulaufen, daß sie einzelne Momente gar nicht mehr wahrnehmen konnte. Voller Panik erreichte Risa an der Straßenecke eine Notrufsäule und öffnete die Sprechklappe.
    „Polizei!“, stammelte sie. „Ich will einen Dybbuk melden!“
    Die Robottelefonisten in der Polizeistation brauchten nur einen Augenblick, um eine Funkstreife zu benachrichtigen. Zwei Personengleiter erschienen bei Risa. Gestalten in glänzenden Uniformen sprangen hinaus. Risa deutete nach hinten auf das Café. „Es handelt sich um Martin St. John“, sagte sie. „Dort läuft er!“
    Die Polizeiroboter umzingelten den Mann. Risa sah, wie er sich vergeblich aus ihrem Griff zu befreien versuchte.
    - Sie haben ihn, rief Tandy. Nun komm schon! Wir werden eine Zeugenaussage machen müssen.
    „Ich glaube, ich sollte zuerst meinen Vater anrufen. Die Sache droht mir über den Kopf zu wachsen.“
    - Na gut. Er soll einen Anwalt hierher schicken. Wir erstatten Anzeige und beantragen eine Gehirnuntersuchung bei Claude mit mir als geschädigter Partei. Und ich beantrage eine Autopsie meines Körpers. Ich glaube, Risa, ich blicke jetzt langsam durch das Ganze durch.
    „Und was, wenn wir uns irren? Wenn wir einen großen Fehler begangen haben?“
    - Dann wird er dich wegen Verleumdung verklagen, und das kostet deinen Vater eine Stange Geld. Aber das ist das Risiko wert. Oder bist du dafür, daß Dybbuks frei durch die Gegend laufen können?
    „Natürlich nicht“, sagte Risa leise. Wie im Traum ging sie die halbe Strecke zurück. „Natürlich nicht. Ich rufe meinen Vater an. Er weiß, was zu tun ist.“

11
     
    „Donahy soll jetzt hereinkommen“, sagte Mark Kaufmann.
    Die Tür zu seinem Privatbüro öffnete sich, der Scheffingprozeß-Techniker stolperte herein. Er schien vor Ehrfurcht dem Zusammenbruch nahe. Seine großen, buschigen Augenbrauen waren weit in die breite, blasse Stirn hochgezogen, die Hände zupften unentwegt am Saum seiner Tunika. Innerhalb der Grenzen des Scheffing-Gebäudes nahmen Leute wie Donahy ohne größere Anspannung die Identität der Reichen und Mächtigen auf. Sie vertrauten blind auf ihre umfangreichen Gerätschaften und ließen sie gewähren. Aber hier, auf dem Terrain einer so bedeutenden Persönlichkeit wie Mark Kaufmann, besaß Donahy nichts mehr, dem er sich anvertrauen konnte. Hier war er nur noch eine Null, ein sich windender, furchtsamer Unterschichtler. Einer, der nicht die geringste Ahnung hatte, warum gerade er ausgesucht und hierher bestellt worden war.
    Kaufmann sagte: „Hier drinnen sind wir ganz ungestört, Donahy. Niemand beobachtet uns, es gibt keine Minispione oder sonstige Abhörgeräte. Was immer auch hier drinnen geredet wird, bleibt absolut unter uns, nur unter uns beiden. Setzen Sie sich doch.“
    Donahy blieb stehen. Er trat unruhig von einem Bein aufs andere.
    „Sie vertrauen mir nicht?“ fragte Kaufmann. Er öffnete eine Schublade seines Schreibtisches und entnahm ihm ein Mikrospulenelement. „Sehen Sie das? Das ist ein Wanzendetektor. Er ist darauf programmiert, ein Signal zu geben, sobald jemand von draußen versucht hier mitzulauschen. Solange er so friedlich grün vor sich hinleuchtet, können wir miteinander reden, was wir wollen. Wir könnten hier Pläne schmieden, das Universum in die Luft zu jagen, niemand wird das mitbekommen. Also entspannen Sie sich. Setzen Sie sich und nehmen Sie einen Drink. Ich beiße nicht.“
    „Ich kann mir einfach nicht erklären, warum Sie mich hierher gebeten haben.“
    „Natürlich weil ich möchte, daß Sie etwas für mich tun“, sagte Kaufmann. Er reichte das Tablett mit den Drinks hinüber, als Donahy sich endlich nervös niederließ. Schweigend nahm jeder eine Ampulle zu sich. Mit jeder Regung zeigte Donahy allzu deutlich seine Furcht und Unsicherheit. Gleich wird er sich auch noch an

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