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Noch nicht mal alleinerziehend

Noch nicht mal alleinerziehend

Titel: Noch nicht mal alleinerziehend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dunja M Pechner
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Oder wie ihre Schwester, die mit ihrem Mann ein Schreibwarengeschäft betrieb. Nora bot in seinen Augen eher eine Art Serviceleistung an, für die man keine Ausbildung brauchte. Eine für ihn höchst mysteriöse Sache, über die er keinesfalls mehr wissen wollte.
    »Und was willst du jetzt machen?«, fragte er.
    »Das weiß ich noch nicht, deshalb gönne ich mir ja diese Auszeit!«
    »Ja, drei Monate wolltest du dir gönnen! Jetzt ist schon April«, bemerkte ihre Mutter.
    »Der 10. April!«, konterte Nora und lächelte ihre Mutter an.
    Doch ihr Vater ließ sich nicht so schnell abspeisen: »Aber du kannst doch nicht einfach nichts tun. In diesen Zeiten. Du hast doch auch ganz gut verdient mit diesem …«
    »Deshalb kann ich es mir ja auch leisten, mal nichts zu tun«, unterbrach ihn Nora. »Eltern, wollt ihr das jetzt wirklich zum hundertsten Mal mit mir diskutieren?«
    »Nein, Kind! Es ist ja dein Leben. Wenn du meinst, es ist jetzt an der Zeit herauszufinden, was du einmal werden willst, wenn du groß bist – bitte! Du wirst schon wissen …«
    »Eben. Danke, Mama.«
    Zeit, das Thema zu wechseln, dachte sie, während sie überlegte, ob sie ihre Mutter für diese Spitzen hassen oder bewundern sollte.
    »Also, Leute, lüftet endlich das große Geheimnis. Was habe ich verpasst? Und wo stecken Johann und Sophie samt ihrer Höllenbrut?« Nora liebte ihre Nichte und ihre Neffen, aber noch mehr liebte sie es, ihre Eltern mit solchen Bemerkungen zu provozieren. Doch heute erhielt sie nicht die übliche Reaktion. Ihre Eltern strahlten um die Wette.
    »Also«, begann ihre Mutter und tupfte sich bedeutungsschwanger den Mund mit ihrer Serviette ab. »Jo ist am Mittwoch ganz spontan von der Firma nach Paris eingeladen worden – mit der ganzen Familie! Weil er einen ganz wichtigen Mandanten an Land gezogen hat. Und Sophie fühlt sich heute nicht so …«
    »Deine kleine Schwester ist wieder schwanger«, platzte es aus ihrem Vater raus.
    »Sind das nicht tolle Neuigkeiten?!«, rief ihre Mutter mit glänzenden Augen.
    »Ganz tolle Neuigkeiten«, freute sich Nora aufrichtig.
    »Eigentlich wollten sie es dir selbst erzählen. Aber das hat ja wohl nicht geklappt«, sagte ihre Mutter leicht vorwurfsvoll.
    Nora verzog das Gesicht. Sowohl ihr Bruder als auch ihre Schwester hatten in der vergangenen Woche versucht, sie zu erreichen – Nora hatte beide bis jetzt noch nicht zurückgerufen. »Weiß Sophie schon, was es wird?«, fragte sie neugierig.
    »Wieder ein Junge«, antworteten ihre Eltern im Chor und voller Stolz.
    Ihre Mutter stand auf, räumte den Tisch ab, küsste ihren Mann im Vorbeigehen auf den Kopf und die langsam weniger werdenden braunen Haare. Sie machte sich auf, den Nachtisch zu holen.
    »Da müssen wir gleich drauf anstoßen. Ich habe extra eine ganz tolle Flasche Champagner kalt gestellt«, sagte ihr Vater mit feierlicher Stimme. Dann wurde es still zwischen Vater und Tochter. Leise begann er mit den Fingerspitzen auf dem Tisch zu trommeln, während er seine Tochter betrachtete. Erst ganz langsam und leise, dann immer schneller und mit Nachdruck. Nora ahnte nichts Gutes. Es konnte sich nur noch um Sekunden handeln, ehe er das nächste existentielle Thema anschneiden würde.
    Drei … zwei … eins: »Und? Gibt es bei dir etwas Neues?«, fragte er zögerlich.
    »Du meinst, ob ich auch schwanger bin?«, feixte Nora.
    »Nora!«
    »Papa!«
    »Man wird ja wohl noch mal fragen dürfen.«
    »Papili, wenn ich jetzt schwanger wäre, dann würden wir alle in kürzester Zeit reich und berühmt werden. Zumindest ich. Der Papst würde mich wahrscheinlich heiligsprechen, Kirchen würden nach mir benannt und ich hätte meine eigenen Fanartikel. Poster, Kaffeetassen, Bettzeug, Schmuck, T-Shirts – vielleicht sogar eine ganze Modelinie … Auf jeden Fall würden sie Holzstatuen nach mir schnitzen und Bilder von mir malen. Am Ende müsstest du noch zu mir beten.«
    Ihr Vater schaute sie entsetzt und ungläubig an. Nora lachte laut auf. Sie hatte richtig Spaß. Auch wenn ihre Ausführungen nicht so wirklich der Wahrheit entsprachen. Aber Nora hatte vor langer Zeit beschlossen, ihren Eltern nur dann von einem Mann zu erzählen, wenn es sich nicht mehr vermeiden ließ. Also erst dann, wenn sie wieder eine ernsthafte Beziehung hatte. Alles andere hätte ihre Eltern nur unnötig beunruhigt und die Frage auf den Plan gerufen, was um alles in der Welt sie bloß falsch gemacht hatten bei der Erziehung ihres mittleren Kindes, dass dieses ein

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