Noelles Demut
könnte, wenn sie Gegenwart und Vergangenheit nicht mehr trennen konnte. Simon hielt sich an der vergangenen Session fest.
Er sah auf sie herab und strich ihr eine verschwitzte Haarsträhne aus dem Gesicht. „Mein kleiner Schreihals“, flüsterte er und küsste ihre Stirn. „Ich werde ein zweites Bild malen müssen. Mein Andreaskreuz ist nicht halb so sinnlich geworden, wie du tatsächlich bist. Gott, Nell, du warst unglaublich. Ich liebe dich.“ Dass sie schlief, machte es ihm leichter, mit der Gefühlsduselei fertig zu werden, die aus ihm heraussprudelte. Grinsend schüttelte er den Kopf. W enn du nicht aufpasst wirst du noch ein richtiger Softie, Simon Peter Baker.
Kapitel 21
Ein schabendes Geräusch brachte Noelle ins Hier und Jetzt zurück. Kerzenschein erhellte den Raum. Sie lag in ihrem Himmelbett. Das schwarze Laken war bis zu ihren Hüften herabgerutscht.
„Bitte lass es liegen. Beweg dich nicht“, hörte sie Simons Stimme.
Er saß neben dem Bett und hatte einen Zeichenblock auf dem Schoß. Die Kohle in seiner Hand huschte ununterbrochen über das Papier und verursachte das Kratzen. Noelle lächelte.
Sein Gesicht wirkte hochkonzentriert, doch sein durchdringender Masterblick fehlte. Sein Oberkörper war immer noch wundervoll nackt.
„Du bist ein sehr schöner Mann, Simon Baker. Ich wünschte, ich könnte auch malen.“ Simon lächelte milde und zeichnete weiter, während er sprach: „Nicht halb so schön wie du. Die schlummernde Venus ist gegen dich eine alte, hässliche Schachtel.“
Noelle lachte. „Kulturbanause!“
„Mitnichten! Ich finde das Gemälde wundervoll. Hätte sie Male auf ihrer Haut, würde sie an deine Schönheit rankommen.“
Noelle sah entsetzt an sich herab. Feine blassrosa Linien überzogen ihren Körper. Sie schob das Laken von sich und schluckte. Eine der Linien verlief quer über ihren Venushügel, eine zweite wickelte sich um ihren Schenkel. Gott, das sieht wunderschön aus. Viel sinnlicher als blaue Flecken.
„Ich musste diesen Anblick einfangen. Morgen werden sie bereits verblassen.“
„So präzise kannst du deine Kraft dosieren?“
„Natürlich!“ Arroganz sprach aus seinen Worten. „Ich bin seit fast zwanzig Jahren Master.“
„Verzeih! Ich vergesse manchmal, wie alt du schon bist.“
Noelle sprang auf der anderen Seite aus dem Bett und rannte zur Badezimmertür. Sie hatte nicht die geringste Chance. Kurz bevor sie sie erreichte, schlang Simon einen Arm um ihre Taille und hob sie hoch. „Du Luder! Zweite Regel: Respekt!“
Noelle lachte und strampelte. „Aber die Session ist doch vorbei.“
„Habe ich deinen Namen gesagt?“
„Ja, hast du.“
„Wann?“, dröhnte Simons Stimme. Er saß mittlerweile auf dem Bett, Noelle über seinem Schoß liegend. Über ihrem Hintern erhob sich drohend seine Hand.
„Als du dachtest, ich schlafe schon.“ Noelle trat nach ihm. „Du hast gesagt: Gott, Nell, d… Aaaau!“
Klatschend traf seine Hand auf ihren Arsch.
„Ich weiß, was ich gesagt habe, du durchtriebenes Biest. Einen alten Mann glauben machen, dass er sich ungestört seinen Gefühlen überlassen kann. Ich muss viel achtsamer werden.“
Der zweite Schlag traf die andere Seite ihres Hinterns. Noelle schrie erbost auf. Mit der bloßen Hand geschlagen zu werden, gefiel ihr nicht. Simons Lachen machte sie noch wütender. Und doch war dieses Lachen das Einzige, was ihre Erinnerung in Schach hielt. Sie strampelte mit den Beinen und wollte von seinem Schoß runter, da fiel ihr Blick auf den Boden. Schlagartig wehrte sie sich nicht mehr. Simons Zeichnung war heruntergefallen.
„Bin das wirklich ich?“, fragte sie ungläubig. Auf dem Bild sah sie friedlich aus und hatte ein seliges Lächeln im Gesicht.
Simons Hand lag ruhig auf ihrem glühenden Hintern.
„Ja, das ist meine Nell. Die unglaublichste Frau, der ich je begegnet bin.“
Noelle wollte von seinem Schoß krabbeln, doch Simon hielt sie fest. „Wo willst du hin?“
„Aufstehen! Die Session ist vorbei.“ Noelle wandte den Kopf und grinste Simon an. „Du hast meinen Namen gesagt.“
„Übertreib es nicht, kleine Slav. Du riskierst mehr, als dir lieb sein kann.“
„Kleine was?“
„Slav, schwedisch für Sklavin.“
„Uhhh! Simon der Wikinger entführt die kleine Slav in seine Höhle.“
Noelles Lachen ging in einen gellenden Schrei über, als Simon ihr auf den Hintern schlug. Im nächsten Moment stand sie vor ihm. Wütend loderte ihr Blick.
„Hast du Hunger?“,
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